Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
15 Gruselstories

15 Gruselstories

Titel: 15 Gruselstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Bloch
Vom Netzwerk:
be­müh­te mich auf der einen Sei­te ehr­lich, al­le Fra­gen zu be­ant­wor­ten, ver­mied es aber auf der an­de­ren Sei­te ängst­lich, die ver­rück­ten, über­na­tür­li­chen Din­ge zu er­wäh­nen. Ich hü­te­te mich, et­was von Schat­ten und Dä­mo­nen, die stär­ker und stär­ker wer­den, zu er­zäh­len. Sie wa­ren es, die et­was von ei­ner Lie­be, die über das Grab hin­aus­reicht, mur­mel­ten. Sie ka­men zu die­ser Schluß­fol­ge­rung, wo­bei sie na­tür­lich dach­ten, daß er ver­sucht hat­te, zu ihr zu ge­lan­gen.
    Ich er­wähn­te auch nichts von den Mor­den. Was hät­te es für einen Sinn ge­habt, die­se Ge­schich­te jetzt auf­zu­rol­len?
    Viel­leicht kam ih­nen aber selbst der Ge­dan­ke, denn sie ent­schlos­sen sich, das Grab auf­zu­schau­feln und den Sarg zu öff­nen.
    Wenn sie es nur nicht ge­tan hät­ten! Dann hät­te ich mei­ne Ge­schich­te auf­recht­er­hal­ten kön­nen und ich wä­re im­mer über­zeugt ge­we­sen, daß ich Joe und sei­ne Phan­ta­sie rich­tig ein­ge­schätzt hat­te.
    Sie schau­fel­ten und ar­bei­te­ten sich durch die fes­te Er­de, die seit zehn Mo­na­ten von kei­nes Men­schen Hand be­rührt wor­den war.
    Als sie den Sarg ge­öff­net hat­ten, un­ter­such­ten sie Don­na, oder das, was von ihr üb­rig­ge­blie­ben war, sorg­fäl­tig. Aber es lie­ßen sich kei­ne Merk­ma­le fin­den, die auf Mord schlie­ßen las­sen konn­ten. Es war nicht der ge­rings­te Be­weis vor­han­den.
    Das wä­re noch er­klär­lich ge­we­sen. Aber es gab über­haupt kei­ne Er­klä­rung da­für, was sie noch in dem voll­stän­dig er­hal­te­nen, fest ver­schlos­se­nen Sarg fan­den. Ne­ben Don­na ruh­te der klei­ne Kör­per ei­nes Neu­ge­bo­re­nen. Er war so tot wie Don­na selbst.
    Oder ge­nau­so le­ben­dig.
    Ich kann es nicht so ge­nau sa­gen. Ich weiß es nicht. Ich weiß über­haupt nichts mehr.
    Auf der Po­li­zei pras­sel­ten na­tür­lich die Fra­gen auf mich nie­der. Fra­gen, auf die es kei­ne Ant­wort gab – oder zu­min­dest kei­ne Ant­wor­ten, die sie ge­glaubt hät­ten.
    Soll­te ich ih­nen viel­leicht sa­gen, daß Don­na so ver­ses­sen dar­auf war, Joe für sich zu ha­ben, daß selbst der Tod die­sem Ver­lan­gen kein En­de be­rei­te­te? Soll­te ich ih­nen sa­gen, daß sie vor ein paar Stun­den bei Joe er­schie­nen war und ihn mit stol­zer Stim­me auf­ge­for­dert hat­te, nach Fo­rest Hills zu kom­men, da­mit er sich ihr ge­mein­sa­mes Kind an­sä­he?
    Ich konn­te es ih­nen nicht sa­gen. Ein­fach aus dem Grund, weil un­na­tür­li­che We­sen wie Dä­mo­ne und Geis­ter nicht exis­tie­ren. Und ein Schat­ten kann nicht spre­chen. Er kann sich nicht selb­stän­dig be­we­gen und die Ar­me aus­stre­cken. Oder viel­leicht doch?
    Ich weiß es nicht.
    Ich lie­ge jetzt im Bett. Die Fla­sche ne­ben mir ist leer, und ich star­re zur De­cke. Viel­leicht se­he ich einen Schat­ten. Oder meh­re­re Schat­ten …
     

 
Ihr sehr ergebener
Jack the Ripper
     
    Ich schau­te die­sen Bil­der­buch-Eng­län­der an. Er schau­te mich an.
    »Sir Guy Hol­lis?« frag­te ich.
    »Ganz recht. Ha­be ich das Ver­gnü­gen, mit John Car­mo­dy, dem Psych­ia­ter, zu spre­chen?«
    Ich nick­te. Mei­ne Au­gen glit­ten über die Ge­stalt mei­nes dis­tin­guier­ten Be­su­chers. Er war groß und ha­ger, hat­te stroh­blon­des Haar und den tra­di­tio­nel­len bu­schi­gen Schnurr­bart. Selbst­ver­ständ­lich trug er einen Tweed­an­zug. Ich hat­te ihn in Ver­dacht, daß er in sei­ner Wes­ten­ta­sche ein Mo­no­kel ver­barg, und frag­te mich, ob er sei­nen Stock­schirm im Vor­zim­mer ge­las­sen hat­te.
    Aber vor al­len Din­gen frag­te ich mich, was, zum Teu­fel, Sir Guy Hol­lis von der Bri­ti­schen Bot­schaft ver­an­laßt ha­ben könn­te, einen völ­lig frem­den Psych­ia­ter hier in Chi­ca­go auf­zu­su­chen.
    Es wur­de mir auch nicht klar, als Sir Guy Hol­lis Platz ge­nom­men hat­te. Er räus­per­te sich, sah sich ner­vös um und klopf­te sei­ne Pfei­fe an der Sei­te mei­nes Schreib­ti­sches aus.
    »Mr. Car­mo­dy«, be­gann er dann has­tig. »Ha­ben Sie schon ein­mal et­was von – Jack the Rip­per ge­hört?«
    »Sie mei­nen den Mör­der?«
    »Ja, den Mör­der. Das größ­te Un­ge­heu­er al­ler

Weitere Kostenlose Bücher