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15 Gruselstories

15 Gruselstories

Titel: 15 Gruselstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Bloch
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sind al­le über­zeugt da­von, die Stim­men zu hö­ren und die Dä­mo­nen zu se­hen. Aber sie ge­hö­ren al­le – oh­ne Aus­nah­me – in ei­ne An­stalt.«
    Das war grau­sam von mir, aber es ver­fehl­te sei­ne Wir­kung nicht. Er er­hob sich und schau­te mich fest an.
    »Ich weiß sel­ber, daß das ei­ne ver­rück­te Theo­rie ist«, sag­te er.
    »Aber ver­ges­sen Sie nicht, daß al­le Theo­ri­en über Jack the Rip­per ver­rückt sind. Die Be­grün­dun­gen, wes­halb er ein Arzt oder ein Wahn­sin­ni­ger oder ei­ne Frau ge­we­sen sein soll, sind fa­den­schei­nig ge­nug. Warum al­so soll­te mei­ne Theo­rie un­glaub­wür­di­ger sein als die an­de­ren?«
    Ich hob die Schul­tern. »Ganz ein­fach dar­um, weil die Men­schen äl­ter wer­den«, er­wi­der­te ich. »Auch Ärz­te, Ver­rück­te und Frau­en wer­den äl­ter.«
    »Und was ist mit Zau­be­rern?«
    »Zau­be­rern?«
    »Ja, Zau­be­rer. Oder He­xen­meis­ter, wenn Ih­nen das bes­ser ge­fällt, oder We­sen, die die Schwar­ze Ma­gie aus­üben.«
    »Wor­auf wol­len Sie hin­aus?«
    »Im Zu­sam­men­hang mit den Mor­den ha­be ich mich auch ein­ge­hend mit den Da­ten be­faßt, an de­nen sie ver­übt wur­den. Da­bei ha­be ich fest­ge­stellt, daß sie ei­nem ge­wis­sen Rhyth­mus un­ter­wor­fen sind, ei­nem Rhyth­mus, der im Zu­sam­men­hang mit dem Son­nen- und Mond­sys­tem und den Stern­bil­dern steht. Ich bin zu der Über­zeu­gung ge­kom­men, daß die Mor­de ei­ne astro­lo­gi­sche Be­deu­tung ha­ben.«
    Die­ser Mann war ver­rückt. Dar­über konn­te kein Zwei­fel be­ste­hen. Aber ich hör­te ihm wei­ter zu.
    »Neh­men Sie ein­mal an, daß Jack the Rip­per nicht nur aus Freu­de am Tö­ten mor­de­te. Viel­leicht woll­te er – ein Op­fer dar­brin­gen …«
    »Was für ein Op­fer?«
    Sir Guy zuck­te die Ach­seln. »Man sagt, daß die dunklen Mäch­te dem ei­ne Gunst er­wei­sen, der ih­nen ein Blu­top­fer dar­bringt. Und wenn das Blu­top­fer zur rech­ten Zeit – wenn der Mond und die Ster­ne in ei­nem ge­wis­sen Ver­hält­nis zu­ein­an­der ste­hen – und mit der rech­ten Ze­re­mo­nie dar­ge­bracht wird, ge­wäh­ren die schwar­zen Göt­ter die Gna­de der Ju­gend. Der ewi­gen Ju­gend.«
    »Das ist doch dum­mes Zeug!«
    »Nein. Das er­klärt das Phä­no­men Jack the Rip­per!«
    Ich stand auf. »Das ist zwei­fel­los die in­ter­essan­tes­te Theo­rie, die ich je ge­hört ha­be«, sag­te ich. »Aber kön­nen Sie mir er­klä­ren, wes­halb Sie zu mir ge­kom­men sind und mir die Ge­schich­te er­zählt ha­ben, Sir Guy? Ich bin we­der für Zau­ber­kräf­te zu­stän­dig noch bin ich ein Kri­mi­no­lo­ge. Ich bin ein prak­ti­zie­ren­der Psych­ia­ter. Ich wüß­te nicht, was ich für Sie tun könn­te –«
    Sir Guy lä­chel­te.
    »Aber Ihr In­ter­es­se ist ge­weckt, nicht wahr?«
    »Nun ja – schon – aber …«
    »Ich woll­te mich erst ver­ge­wis­sern, ob Sie in­ter­es­siert sind, ehe ich Ih­nen mei­nen Plan er­zäh­le.«
    »Und – was schwebt Ih­nen vor?«
    Sir Guy warf mir einen lan­gen Blick zu, ehe er fei­er­lich ver­kün­de­te: »Mr. Car­mo­dy – Sie und ich wer­den Jack the Rip­per fas­sen.«
     
    So kam die­se Ge­schich­te ins Rol­len.
    Ich hielt es für not­wen­dig, die­ses ers­te Ge­spräch mit Sir Guy Hol­lis in al­len Ein­zel­hei­ten wie­der­zu­ge­ben. Wenn Ih­nen auch man­ches lang­wei­lig vor­ge­kom­men sein mag, so trägt mei­ne aus­führ­li­che Schil­de­rung doch da­zu bei, daß Sie sich ein ge­nau­es Bild von Sir Guys Cha­rak­ter und sei­nen An­sich­ten ma­chen kön­nen. Und im Hin­blick auf das wei­te­re Ge­sche­hen …
    Aber das wer­den Sie selbst se­hen.
    Sir Guys Plan war sehr sim­pel.
    Bei ge­nau­er Be­trach­tung war es noch gar kein fest um­ris­se­ner Plan. Es war mehr ein Ver­such aufs Ge­ra­te­wohl.
    »Ich weiß, mit wel­chen Leu­ten Sie ver­keh­ren«, sag­te er. »Ich ha­be mich vor­her ge­nau er­kun­digt. Und des­halb bin ich zu Ih­nen ge­kom­men. Ich glau­be, daß Sie der ge­eig­ne­te Mann für mei­ne Zwe­cke sind. Ihr Be­kann­ten­kreis be­steht zum größ­ten Teil aus Schrift­stel­lern, Ma­lern und Poe­ten, mit ei­nem Wort: den so­ge­nann­ten In­tel­lek­tu­el­len. Die hun­dert­zehn­pro­zen­ti­gen

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