15 Gruselstories
Umstände. Ich werde alles tun, was in meiner Macht steht, um dir zu helfen. Es gibt in der Stadt einen Anwalt, der …«
Jetzt sprang Elliot ebenfalls auf. »Ich verstehe!« schnaubte er. »Du willst dich um mich kümmern, weil ich unzurechnungsfähig bin! Und du willst, daß alle anderen das gleiche denken! Vielleicht willst du mir aber nur helfen, weil du Angst hast, sie könnte eines Tages hinter dir her sein. Keine Bange! Sie wird dir nichts tun – es sei denn, du stellst dich ihr in den Weg. Ich bin derjenige, den sie haben will, und ich werde zu ihr gehen. Ich möchte sehen –«
»Hör mir zu, Joe«, begann ich, aber er hörte mir nicht zu.
Er fuhr plötzlich mit einer raschen Handbewegung über den Tisch und langte nach der halbleeren Flasche. Er hob sie hoch und zerschmetterte sie auf der Tischplatte. Dann trat er rasch einen Schritt vorwärts und schwang die glitzernde Waffe.
Das Ganze ging so schnell vor sich, daß ich nicht in der Lage war, mich zu rühren oder etwas zu sagen.
Joe Elliot stand mitten im Zimmer und fuchtelte wild mit dem zerbrochenen Flaschenhals.
»Ich muß dich leider auffordern, zu gehen«, sagte er. »Und ich würde dir raten, sofort zu verschwinden – bevor es für dich zu spät ist.«
Er trat einen Schritt auf mich zu. Als ich jetzt wieder das verzerrte Grinsen auf seinem Gesicht bemerkte, wich ich zwei Schritte zurück.
»Ich bin derjenige, den sie haben will«, krächzte er. »Und sie wird mich bekommen! Du kannst mich nicht zurückhalten. Es hätte keinen Sinn, zur Polizei zu gehen, denn die könnten mich auch nicht zurückhalten. Sie würde es nicht zulassen.«
Obwohl ich einen Wahnsinnigen vor mir hatte, dessen Hand eine zerbrochene Flasche umklammerte, hätte ich mich jetzt, in diesem Augenblick, auf ihn stürzen sollen. Ich frage mich oft, was geschehen wäre, wenn ich es getan hätte.
Aber ich tat es nicht.
Ich drehte mich um und fing an zu rennen. Ich hastete aus der Wohnung, stolperte die Treppen hinunter, raste durch die Halle und stürzte auf die Straße. Dabei redete ich mir ununterbrochen ein, daß ich keine Angst hätte, sondern lediglich schnell Hilfe herbeischaffen wollte. Dieser Fall war jetzt Sache der Polizei.
Zwei Straßenecken weiter entdeckte ich eine Telefonzelle.
Ich schätze, es mochten nicht mehr als fünf Minuten vergangen sein, bis ich mich wieder vor Joe Elliots Haus befand und sah, wie ein Streifenwagen der Polizei vorfuhr. Aber sie kamen zu spät.
Joe Elliot war verschwunden.
Sie fuhren unverrichteterdinge wieder ab und begannen mit der Suche. Außerdem gaben sie eine entsprechende Meldung an einige andere Streifenwagen durch. Man sollte meinen, daß sich ein Mann, der nur mit einem Pyjama bekleidet war, in den ausgestorbenen Straßen sehr schnell finden lassen sollte.
Aber er war wie vom Erdboden verschluckt.
Nach einer Weile hielt ich es nicht länger aus und sagte ihnen, welchen Weg er meiner Meinung nach eingeschlagen haben müßte. Der Fahrer warf mir einen eigentümlichen Blick zu, aber er sagte nichts. Wir fuhren schweigend nach Forest Hills.
Es war unmöglich, daß Joe Elliot in der kurzen Zeit diese Strecke zu Fuß zurückgelegt hatte. Er mußte ein Auto gestohlen haben – obwohl der Polizei später nie der Verlust eines Wagens gemeldet wurde.
Joe war natürlich auf dem Friedhof. Wir fanden ihn auf dem Grab. Er hatte mit seinen Händen den dichten Rasen zerwühlt und ein fünfundzwanzig Zentimeter tiefes Loch in die steinharte Erde gegraben, als ihn offensichtlich der Schlag getroffen hatte. So mußte es wohl gewesen sein, obwohl es nie einwandfrei festzustellen war. Wie dem auch sei: Joe Elliot war tot.
Und ich war derjenige, der die Fragen zu beantworten hatte.
Ich versuchte es.
Aber es war nicht einfach.
Ich
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