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15 Gruselstories

15 Gruselstories

Titel: 15 Gruselstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Bloch
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di­rek­te Ant­wort.
    »Of­fen­ge­stan­den – nein.«
    »Dann darf ich Ih­nen viel­leicht er­klä­ren, wes­halb ich an­neh­me, daß Jack the Rip­per im­mer noch am Le­ben ist …«
    »Al­so gut.«
    »Ich be­schäf­ti­ge mich seit drei­ßig Jah­ren mit die­sem Fall. Ich ha­be die Ta­tor­te auf­ge­sucht. Ich ha­be mich bei den maß­ge­ben­den Be­hör­den in­for­miert, und ich ha­be mich mit den Freun­den und Be­kann­ten der ar­men Mäd­chen, die um­ge­bracht wor­den sind, un­ter­hal­ten. Die gan­ze Nach­bar­schaft ha­be ich zu­sam­men­ge­trom­melt. Das Ma­te­ri­al, das ich über Jack the Rip­per zu­sam­men­ge­tra­gen ha­be, dürf­te ab­so­lut voll­stän­dig sein. Kei­ne Theo­rie oder An­sicht konn­te so ver­rückt sein, daß ich mich nicht mit ihr be­schäf­tigt hät­te.
    Es ist klar, daß ich mir da­nach mein ei­ge­nes Bild über den Fall ge­macht ha­be. Aber kei­ne Ban­ge – ich wer­de Sie nicht mit mei­nen Theo­ri­en und Schluß­fol­ge­run­gen lang­wei­len.
    Ab­ge­se­hen von dem Rip­per-Fall in­ter­es­siert mich je­des un­auf­ge­klär­te Ver­bre­chen, je­der nicht ge­klär­te Mord­fall. Nen­nen Sie es ein Hob­by oder einen Tick von mir. Wie dem auch sei, ich be­schäf­ti­ge mich seit Jah­ren mit der Kri­mi­no­lo­gie.
    Ich könn­te Ih­nen mei­ne Samm­lung von Zei­tungs­aus­schnit­ten zei­gen. Sie stam­men aus den größ­ten Städ­ten der Welt. Shang­hai, Kal­kut­ta, San Fran­cis­co, Pa­ris, Ber­lin, Ma­drid, Kai­ro, Mai­land … um nur ei­ni­ge zu nen­nen.
    Vie­le der un­auf­ge­klär­ten Mor­de ha­ben ei­nes ge­mein­sam: So­weit es sich bei den Op­fern um Frau­en han­del­te, wur­den sie mit durch­schnit­te­nen Keh­len auf­ge­fun­den. Ih­re Kör­per wa­ren grau­sam ver­stüm­melt. Ich ha­be in­ten­siv die­se blu­ti­ge Spur ver­folgt. Sie führ­te von New York nach Wes­ten, quer durch den gan­zen Kon­ti­nent. Dann zum Pa­zi­fik, und von dort aus nach Afri­ka. Wäh­rend des ers­ten Welt­krie­ges ver­lor sie sich in Eu­ro­pa, da­nach tauch­te sie in Süd­ame­ri­ka auf und führ­te 1930 wie­der in die Ver­ei­nig­ten Staa­ten. Und hier läßt sie sich bis auf den heu­ti­gen Tag wei­ter­ver­fol­gen. Im gan­zen sind es achtund­sieb­zig Mor­de. Je­der ge­schul­te Kri­mi­no­lo­ge müß­te sie für das Werk Jack the Rip­pers hal­ten.
    Er­in­nern Sie sich an die Schau­der­ge­schich­ten aus Cle­ve­land, die vor kur­z­em durch die gan­ze Pres­se gin­gen? De­nen zu­fol­ge ein weib­li­cher Tor­so nach dem an­de­ren auf­ge­fun­den wur­de? Es war ei­ne grau­en­haf­te Mord­se­rie. Da­nach folg­ten jetzt zwei Mor­de hier in Chi­ca­go. Und al­le wie­sen die­sel­be Tech­nik auf. Soll das viel­leicht ein Zu­fall sein? Glau­ben Sie mir: All die­se Mor­de ge­hen auf das Kon­to von Jack the Rip­per!«
    »Ei­ne lücken­lo­se Theo­rie«, sag­te ich. »Ich will Ih­re Be­wei­se und Schluß­fol­ge­run­gen nicht in Fra­ge stel­len, denn Sie sind der Kri­mi­no­lo­ge, wäh­rend ich nur ein Psych­ia­ter bin. Aber es gibt et­was, was Sie mir noch er­klä­ren müs­sen. Nur ei­ne Klei­nig­keit – aber man soll­te es doch nicht au­ßer acht las­sen …«
    »Und das wä­re?« frag­te Sir Guy. »Wie soll­te ein Mann von – sa­gen wir – fünf­und­neun­zig Jah­ren in der La­ge sein, die­se Ver­bre­chen zu be­ge­hen? Denn wenn wir da­von aus­ge­hen, daß Jack the Rip­per 1888 zwan­zig Jah­re alt war, müß­te er heu­te fünf­und­neun­zig sein.«
    Sir Guy Hol­lis schwieg.
    Na al­so, dach­te ich, da­mit hät­ten wir ihn wohl …
    Aber weit ge­fehlt!
    »Neh­men Sie ein­mal an, er ist nicht äl­ter ge­wor­den«, flüs­ter­te Sir Guy.
    »Wie soll ich das nun wie­der ver­ste­hen?«
    »Kön­nen Sie sich nicht vor­stel­len, daß Jack the Rip­per nicht äl­ter ge­wor­den ist? Kön­nen Sie sich nicht vor­stel­len, daß er heu­te im­mer noch ein jun­ger Mann ist?«
    »Nun ja«, seufz­te ich, »ich wer­de es mir einen Au­gen­blick lang vor­stel­len. Da­nach wer­de ich die Schwes­ter ru­fen und Ih­nen ei­ne Zwangs­ja­cke an­le­gen las­sen.«
    »Ich mei­ne es völ­lig ernst«, sag­te Sir Guy be­stimmt.
    Ich nick­te. »Sie mei­nen es al­le völ­lig ernst. Das ist ja der Jam­mer. Sie

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