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15 Tante Dimity und die Geister am Ende der Welt (Aunt Dimity Down Under)

15 Tante Dimity und die Geister am Ende der Welt (Aunt Dimity Down Under)

Titel: 15 Tante Dimity und die Geister am Ende der Welt (Aunt Dimity Down Under) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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einem Familienfoto, das am Strand eines von Schwaden überzogenen Sees aufgenommen worden war. Ed, seine Frau und ihre kleine Tochter wirkten glücklich.
    » Siebenundzwanzigster Februar 1985 , Ed, Aman da und Bree in Roto…« Ich brach ab und sah Cameron fragend an.
    » Rotorua«, ergänzte er. » Ein beliebter Ferienort südlich von hier. Blubbernde Schlammlöcher, Geisyre, heiße Quellen. Ein wunderbarer Ort, wenn einem der Schwefelgestank nichts ausmacht.«
    Ich wollte ihn fragen, wie es ein Ort, an dem es nach Schwefel stank, zu einem beliebten Ausflugsziel gebracht hatte, aber Cameron lenkte meine Aufmerksamkeit ab.
    » Nochmal Bree«, sagte er leise.
    Das letzte Foto– das einzige in Farbe– zeigte einen Teenager, allein am Strand, nur Meer und Himmel hinter ihr. Sie war zierlich, wirkte aber dennoch kräftig. Der Wind wehte ihr das glänzende dunkelbraune Haar ins herzförmige Gesicht, und sie hatte die wundervollen dunklen Augen ihres Großvaters geerbt. Das hübsche Sommerkleid mit dem Blumenmuster kontrastierte auffällig mit ihrer düsteren Miene, und ich fand keine Verbindung zwischen dem fröhlichen Krabbelkind am Strand und diesem grimmigen Mädchen am Meer.
    » Ich frage mich, was geschehen ist«, wiederholte ich. » Hat Ed seine Frau mit seiner Trinkerei davongetrieben? Oder hat ihn die Scheidung zum Trinker gemacht?«
    » Auf jeden Fall scheint Bree dafür bezahlt zu haben«, sagte Cameron. » Schau nur in ihr Gesicht.« Behutsam stellte er das Foto wieder ab. » Wir sollten uns in ihrem Zimmer umsehen.«
    Die Wohnung der Pyms bestand noch aus zwei kleineren und einem größeren Zimmer. In einem der kleineren, vermutlich dem von Aubrey senior, hing ein unangenehmer medizinischer Geruch wie in einem schlampig geführten Altenheim. Der Boden des anderen, das unzweifelhaft Edmund gehört hatte, war mit Bierflaschen und schmutziger Kleidung übersät.
    Das große Zimmer hatte Bree bewohnt.
    Brees Zimmer war eine Insel der Ruhe in einem Meer des Chaos. Die Wände waren himmelblau gestrichen, die Möbel waren aus weißem Holz, und die blau-weiß gemusterte Gingan-Decke auf dem Bett passte zu den plissierten Vorhängen. Der graue Teppichboden war fleckenlos.
    An der Tür hing eine Pinnwand, auf einem aufgeräumten Schreibtisch standen ein Computer und ein Drucker. Neben dem Bett befand sich ein Regal, das sowohl Büchern als auch einer Sammlung von Stofftieren Platz bot. Eine Lücke in der untersten Reihe sagte mir, dass Bree ihr Lieblingsbuch mitgenommen hatte, als sie ihr Zuhause verließ, und eine kleine Einbuchtung im Kissen brachte mich auf die Idee, dass sie vielleicht auch ihr liebstes Stofftier– ihren Reginald– mit eingepackt hatte.
    Es fiel mir schwer, Brees private Dinge zu durchforsten, aber Cameron kannte solche Skrupel nicht. Systematisch durchsuchte er ihren Kleiderschrank, ihren Schreibtisch und ihre Frisierkommode, dann kniete er sich hin und schaute unter ihr Bett.
    » Sie hat nur das Nötigste mitgenommen«, sagte er, als er sich erhob. » Sie muss mit leichtem Gepäck reisen. Ungewöhnlich für eine Frau.«
    Er warf mir einen spitzbübischen Blick zu, und ich merkte, dass ich puterrot wurde. Den Koffer, den er an diesem Morgen für mich durch die Gegend gewuchtet hatte, konnte man selbst bei größtem Wohlwollen nicht als leichtes Gepäck bezeichnen.
    Cameron setzte sich an den Computer, aber ich gesellte mich nicht zu ihm. Was das digitale Zeitalter betraf, fühlte ich mich wie ein Neandertaler. Eine Pinnwand konnte ich jedoch entschlüsseln, und während Cameron auf dem Keyboard herumtippte, widmete ich mich den Zeichnungen, den Zeitungsausschnitten und den Fotos, die Bree an ihre Tür gepinnt hatte.
    Ganz offensichtlich war Bree Pym fasziniert von den Werken J. J. R. Tolkiens. In ihrem Regal standen zerlesene Ausgaben seiner Bücher, und auf dem Notizbrett fanden sich kleine Zeichnungen von Hobbits, Elfen, Zauberern und gutaussehenden Reitern in lederner Rüstung.
    » Bree ist ein großer Fan von › Der Herr der Ringe‹«, bemerkte ich.
    » Kein Wunder«, sagte Cameron über die Schulter. » Ein Kiwi-Regisseur ist gerade dabei, einen dreiteiligen Film zu drehen, der auf den Büchern basiert. Und zwar hier in Neuseeland. Der erste Teil kommt im Dezember raus, an den beiden anderen wird noch gearbeitet. Es ist ein riesiges Projekt. Die Hälfte aller Neuseeländer scheint irgendwie damit zu tun zu haben. Würde Tolkien noch leben, würde man ihn zum Ehrenbürger

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