15 Tante Dimity und die Geister am Ende der Welt (Aunt Dimity Down Under)
entgegnete Cameron. » Es ist eine sehr kleine Stadt. Wenn Bree noch dort ist, werden wir sie ohne viel Aufwand finden.«
» Wenn…«, seufzte ich.
Wir schwiegen nachdenklich und sagten nichts mehr, bis wir in Morrell’s Café in Waimamaku saßen, um schnell etwas zu essen.
» Wie sieht der Plan aus?«, fragte ich, nachdem ich den ersten Bissen von einer sehr schmackhaften vegetarischen Quiche verputzt hatte. » Wie kommen wir nach Ohakune?«
» Wir fahren nach Dargaville und fliegen nach Süden«, antwortete Cameron.
Ich zögerte, mir den zweiten Bissen Quiche in den Mund zu stecken. » Wie weit nach Süden?«
» Weit genug«, entgegnete er.
Ich ließ meine Gabel sinken und sah ihn voller Misstrauen an. » Wollen Sie damit sagen…?«
» In der Tat, Lori«, sagte er fröhlich. » Sie sind im Begriff, sich dem Teil Neuseelands mit den meisten aktiven Vulkanen zu nähern. Das wird lustig.«
» Welche Freude«, sagte ich und schob meinen Teller beiseite.
In Erinnerung an die klamme Brise auf dem Hinflug und mit der Aussicht auf aktive Vulkane stieg in mir zum wiederholten Mal das Gefühl auf, froh sein zu können, wenn ich meine Reise ans Ende der Welt überlebte.
11
Gegen halb drei erreichten wir den Flughafen von Dargaville. Während Cameron ein paar Telefonate führte, unterhielt ich mich mit Toko Baker, der seinen Wagen abholen kam und nur allzu gerne ein paar Anzac-Kekse entgegennahm. Als ich ihm anbot, die Rechnung für etwaige Schäden zu übernehmen, die sein Gefährt auf der Dschungelpiste erlitten hatte, lachte er nur laut und winkte ab.
» Der Wagen gehört meinem Sohn«, sagte er. » Es wird ihm guttun, wenn er was reparieren muss. Wie soll er es sonst lernen?«
Nachdem wir unser Gepäck im Flugzeug verstaut hatten, führte Cameron eine genaue Inspektion durch, schob mich ins Cockpit, stieg auf den Pilotensitz und winkte seinem Freund zum Abschied zu. Toko schaute uns hinterher, bis wir in der Luft waren, und tuckerte dann in dem leistungsschwachen, arg gebeutelten Wagen seines Sohnes davon.
Dank des ruhigen Wetters verlief mein zweiter Flug in Neuseeland weniger lebhaft als der erste, und ich konnte die Schönheit der Landschaft genießen, die sich unter mir ausbreitete. Die kleinen Dörfer, die Gehöfte und die leuchtend grünen, mitSchafen gesprenkelten Wiesen erinnerten mich stark an Irland, was mich überraschte, hatte ich doch den Vormittag in einem subtropischen Regenwald verbracht.
Als ich eine kleine Gruppe von schneebedeckten Berggipfeln erblickte, begann ich zu begreifen, was Cameron damit gemeint hatte, als er davon sprach, dass sein Land sehr vielfältig sei. Es schien, als pferche Neuseeland alle nur denkbaren Phänomene der Natur in eine relativ kleine Zahl von Quadratkilometern.
Ganz zuletzt gab es doch noch einen Augenblick, bei dem es mir kalt den Rücken hinunterlief. Als wir landeten, rasten wir die Piste entlang geradewegs auf einen gewaltigen See zu, dessen Ufer unmittelbar an die Landebahn grenzte. Ich hielt die Luft an, bis mich ein paar harte Schläge auf dem Asphalt davon überzeugten, dass wir auf festem Boden und nicht auf dem Wasser aufgesetzt hatten.
» Lake Taupo«, sagte Cameron, als wir den bescheidenen Terminal des Flughafens ansteuerten. » Der größte See in Neuseeland. In seinen Tiefen verbirgt sich ein Vulkan, der vor siebenundzwanzigtausend Jahren ausgebrochen ist.«
» Muss ein ziemlicher Knall gewesen sein«, lautete mein Kommentar. Ich kniff die Augen zusammen und schaute zu den fernen Ufern des Lake Taupo.
» Im Vergleich dazu muss der Ausbruch von St. Helena wie der Schluckauf eines Kindes gewirkt haben«, sagte Cameron.
» Wie weit ist es bis Ohakune?«, fragte ich.
» Etwa einhundertzwanzig Kilometer«, antwortete er. » Ein alter Freund von mir wohnt hier in der Nähe.«
Ich neigte den Kopf. » Besitzt dieser alte Freund zufällig ein Auto, das wir ausleihen können?«
» Sie begreifen es langsam«, sagte er grinsend.
Camerons Freund hieß Aidan Dun, war professioneller Forellenangler, der seinen Lebensunterhalt damit verdiente, dass er sein Können als Lehrer weitergab, an Wettbewerben im Fliegenfischen teilnahm und Angelenthusiasten zu gut fischbaren Stellen in den Strömen um Lake Taupo führte. Aidans Wagen, ein jagdgrüner Jeep Cherokee, war in weit besserem Zustand als der, den wir von Toko ausgeliehen hatten. Dafür hing in seinem Inneren ein unverkennbarer Geruch in den Polstern.
» Ich wollte schon immer mal wie eine tote
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