15 Tante Dimity und die Geister am Ende der Welt (Aunt Dimity Down Under)
zugeglitten war. » Man sollte meinen, dass sie mittlerweile an Schauspieler gewöhnt ist, aber sie hat tatsächlich alles geschluckt.«
» Man tut, was man kann.« Er verneigte sich. » Und Sie müssen zugeben, dass es uns eine Menge Zeit und Mühe gespart hat.«
Ich zuckte mit den Schultern. » Von einem Zauberer würde man kaum weniger erwarten.«
Wir verabredeten uns für Viertel vor acht im Matterhorn und trennten uns, als wir Camerons Stockwerk erreicht hatten. Die Katze begleitete ihn, ich fuhr allein bis zu meiner Etage und fragte mich, ob ich die Nacht in einem Bett von Hobbit-Ausmaßen verbringen müsste.
Erleichtert stellte ich fest, dass sowohl die Möblierung meines Zimmers als auch der Jacuzzi für Menschen konzipiert worden waren. In Letzterem wusch ich den Duft nach toter Forelle ab, und anschließend sorgte ein Power-Schläfchen dafür, dass ich später nicht mitten im Gespräch eindösen würde. Auch wenn der Schlaf mich erfrischt hatte, verschob ich das Telefonat mit Bill und die Plauderstunde mit Dimity auf nach dem Abendessen, in der Hoffnung, ihnen dann etwas Substantielles mitzuteilen zu haben.
» Wenn Bree bei den Velesuonnos wohnt«, sagte ich zu Reg, » sind wir beide morgen schon auf dem Heimweg.«
Als ich das Zimmer verließ, meinte ich einen unerklärlichen Hauch von Enttäuschung in Regs braunen Knopfaugen entdeckt zu haben. Es schien, als ob es mein rosa Hase keineswegs eilig hätte, ins Cottage zurückzukehren. Wenn ich ehrlich gewesen wäre, hätte ich zugeben müssen, dass es mir ähnlich ging. Langsam wuchs mir Neuseeland trotz seiner mannigfaltigen Gefahren ans Herz.
Das Matterhorn erwies sich als weitläufiges Restaurant mit einer ganz eigenen Atmosphäre. Massive Holzbalken breiteten sich unter der mit Kiefer getäfelten Decke aus, und hohe Fenster reflektierten das weiche Licht, das die schmiedeeisernen Kerzenleuchter und die Wandlampen verströmten. Der Bartresen war mit Intarsien geschmückt, die ländliche Motive zeigten, und in der Lounge waren übergroße Ledersessel und Ledersofas gruppiert. Im Herzen des Raumes brannte ein Holzfeuer in einem zylindrischen Kamin aus Ziegel und Eisen.
Ich genoss die Wärme. Das Wetter hatte sich erneut geändert und mit der Dämmerung hatte sich kalter Nebel herabgesenkt. Auch wenn es im Restaurant wohlig warm war, bereute ich es beim Anblick des kühlen Nebels, der an den Fenstern klebte, dass ich die Seidenbluse dem Kaschmirpullover vorgezogen hatte.
Cameron erwartete mich in einem Sessel am Kamin, ein Glas Wein in der Hand. Als er anbot, mir auch einen Drink zu bestellen, lehnte ich ab. Ich wollte einen klaren Kopf haben, wenn wir mit Angelo sprachen.
» Auch heute kein Sterngucken«, sagte ich und sank in den Sessel ihm gegenüber. » Ich scheine dazu verdammt zu sein, niemals das Kreuz des Südens zu sehen.«
» Wir sehen es noch, bevor Sie abreisen«, versprach Cameron. » Eine klare Nacht werden wir noch haben.« Er senkte die Stimme. » Ich habe den Oberkellner gebeten, uns den Velesuonnos vorzustellen. Wenn alles gut läuft, lade ich sie ein, mit uns zu speisen.«
Ich lehnte mich zurück und betrachtete ihn schweigend.
» Warum tun Sie das alles?«, fragte ich nach einer Weile, » Sie kennen Ruth und Louise Pym nicht, Sie kennen mich nicht, und doch haben Sie irrwitzige Mühen auf sich genommen, um uns zu helfen. Und erzählen Sie mir nicht, Sie täten das alles auf Wunsch eines alten Schulfreundes, denn das glaube ich Ihnen nicht. Über einen bloßen Gefallen sind wir längst schon hinaus. Also, Cameron, was steckt dahinter? Erpresst mein Gatte Sie? Schulden Sie ihm ein Vermögen? Oder sind Sie nur unheilbar… freundlich?«
Lachend warf Cameron den Kopf in den Nacken. » Um Ihre letzten drei Fragen zu beantworten: nein, nein und auf keinen Fall.«
» Da Sie meine erste Frage noch nicht beantwortet haben, stelle ich sie noch einmal«, sagte ich. » Warum tun Sie das alles?«
» Wissen Sie noch, wie ich sagte, ich wünschte, Sie könnten mehr von unserem schönen Land sehen«, entgegnete er. » Unsere fröhliche Jagd hat mir bereits die Gelegenheit gegeben, Sie ein bisschen herumzuführen.«
» Nicht überzeugend«, sagte ich kühl. » Versuchen Sie’s noch mal.«
» Ich bin gerne mit Ihnen zusammen«, bot er an.
» Sparen Sie sich Ihre Schmeicheleien für Teresa auf«, schalt ich ihn. » Neuer Versuch.«
» Nun…« Er senkte die grauen Augen und schaute auf seine Fingernägel. » Ich schätze, es hat was mit
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