15 Tante Dimity und die Geister am Ende der Welt (Aunt Dimity Down Under)
aus?«
» Meinen«, sagte er. » Wappnen Sie sich, Lori. Sie stehen kurz vor Ihrer ersten Koppel-Landung.«
Ich hatte keine Zeit mehr, in Panik zu geraten oder ihn anzuflehen, von seinem Plan abzulassen. Eben befanden wir uns noch in der Luft, eine Sekunde später holperten wir über das Gras in der Mitte eines eingezäunten Feldes. Wir wurden gar nicht so heftig durchgeschüttelt, wie ich es mir ausgemalt hatte, außerdem stand uns eine ausreichend lange Rollfläche zur Verfügung, sodass ich diese Landung letzten Endes der am Lake Taupo vorzog.
» Gut gemacht«, sagte ich, als das Flugzeug zum Stehen kam.
» Danke«, entgegnete er. » Ich habe ziemlich viel Übung im Landen auf Rasen, weil ich hier wohne. Um genau zu sein…« Er deutete auf ein ansehnliches einstöckiges Ziegelhaus in der Nähe. » Ich wohne dort!«
In Rekordzeit löste ich meinen Sicherheitsgurt, kletterte ohne Camerons Hilfe aus dem Flieger und sah mich erst einmal um. Auch wenn ich so schnell wie möglich nach Wellington wollte, konnte ich mir die Gelegenheit nicht nehmen lassen, einen Blick auf das Heim meines eingeborenen Führers zu werfen.
Camerons Haus stand auf einer Anhöhe, dahinter erhoben sich sanfte Hügel, davor weite Felder, die sich langsam zum Meer hinabwanden. Dutzende herrlicher Pferde grasten und trabten auf diesen Weiden, auf denen kleine gelbe Blumen wuchsen. Vor der Küste erhob sich Kapiti, in einen leichten Dunst gehüllt, so dass die Insel auf dramatische Weise weit entfernt und geheimnisvoll wirkte.
Cameron sprang aus dem Flugzeug, nahm unsere Taschen heraus und stellte sich neben mich.
» Will und Rob würden durchdrehen«, sagte ich. » Eine Weide mit Pferden ist für sie der Inbegriff des Paradieses.«
» Das nächste Mal müssen Sie sie mitbringen.« Er deutete auf eine Allee zu unserer Rechten. » Die Stallungen und das Trainingsgelände liegen hinter dem Schutzgürtel.«
» Schutzgürtel?«
» Ja, die Bäume wirken wie eine riesige hohe Hecke«, sagte er grinsend. » Sie schützen meine Farmgebäude vor den Sturmböen, die von der Tassie hereinblasen.« Er fuhr mit dem Arm durch die Luft. » Mein Grundstück reicht von den Hügeln bis zum Meer. Schöne Aussicht, was?«
» Schön?«, rief ich. » Cameron, die Aussicht ist überwältigend.«
» Ja, sie ist okay«, sagte er mit einem Schulterzucken. » Kommen Sie. Donna erwartet uns.«
Ich folgte ihm durch ein Gatter in dem Holzzaun, der das Feld umgab, und wir gingen die Auffahrt zu seinem Haus hinauf. Kaum hatten wir die Veranda betreten, als sich die Tür öffnete und ein lebhafter schwarz und weiß gezeichneter Jack-Russell-Terrier hinausschoss, um uns zu begrüßen.
Hinter ihm trat eine kleine zierliche Frau heraus, die ich auf Anfang dreißig schätzte. Sie trug Jeans, eine marineblaue Trainingsjacke und hatte einen Matchbeutel über dem Arm. Während der Hund an den nach Katze riechenden Schuhen seines Herrchens schnüffelte, stellte sich die Frau auf die Zehenspitzen, um Cameron einen Kuss auf die Wange zu geben, und nickte mir zu.
» Donna Mackenzie«, sagte sie.
» Lori Shepherd. Vielen Dank für Ihre Anzac-Kekse. Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen, wenn ich Ihnen das Rezept abluchse. Meine Söhne werden sie verschlingen.«
» Ich schicke es Bill, per E-Mail«, versprach sie lächelnd. » Übrigens hat er mir heute Morgen auch schon eine geschickt, die ich Ihnen geben soll.« Sie überreichte mir einen weißen Umschlag, der an Aubrey Aroha Pym adressiert war. » Es ist ein Brief von den Schwestern Pym an ihre Urgroßnichte«, erläuterte sie.
» Es muss ihnen wirklich besser gehen, wenn sie Briefe diktieren können«, mutmaßte ich und steckte den Umschlag in meinen Rucksack. » Danke schön, Donna.«
» Keine Ursache«, sagte sie. » Cam hat mir erzählt, was Sie tun, und ich finde das großartig.«
» Es tut mir leid, dass es länger dauert«, sagte ich.
» Nehmen Sie sich alle Zeit, die Sie brauchen«, entgegnete sie abwinkend. » Es wäre zu schade, wenn Sie den weiten Weg umsonst gemacht hätten. Außerdem braucht Cam dringend eine Abwechslung. Bleib bloß hier«, befahl sie ihrem Ehemann, der sich unauffällig davonmachen wollte.
Auch wenn sie klein war und mit sanfter Stimme sprach, hatte Donna die Präsenz eines Fünf-Sterne-Generals. Cameron blieb stehen, als habe ihn ein Elektroschocker gelähmt, und sah seine Frau mit einer gewissen Ehrfurcht an. Es schien, als wären die Velesuonnos nicht die Einzigen, die neben einem
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