15 - Todestanz
sie eingezäunt und ordentlich voneinander getrennt, so dass sich einem Korred wenig Möglichkeiten boten, sich zu verstecken. Doch im Moment war das auch nicht nötig, die Dunkelheit gewährte ihm Schutz genug. Sie und diese sorgfältig gestutzte Hecke ...
Da!
Er duckte sich, drückte sich noch tiefer in die Hecke, wartete mit der kaltblütigen Geduld eines lauernden Raubtiers. Ein Mädchen erschien, den Arm voller Pakete, ihr Gang der des ahnungslosen Opfers, das von dem tödlichen Schicksal, das seiner harrt, nichts ahnt. Der Korred hatte dieses Mädchen noch nie zuvor gesehen, doch was spielte das für eine Rolle? In ihr loderte die Flamme der Jugend, stark und voller Energie. Die schorfigen Lippen des Korred verzogen sich zu einer geifernden Grimasse. Er folgte ihr, lautlos wie die Nacht, bis sie die schnurgerade gezogenen Häuserreihen hinter sich gelassen hatten - und mit ihnen die Menschen, die darin wohnten - und an eine große Wiese gelangten.
Hier würde ihn niemand mehr stören. Der Korred richtete sich auf, immer noch umhüllt von nächtlichen Schatten, und sang die ersten, tastenden Töne einer sanften Melodie. Das Mädchen blieb stehen, erschauerte, neigte lauschend den Kopf und gab sich dem leisen Klang der Musik hin, die kaum wahrnehmbar an ihr Ohr drang. Ihr Fuß machte eine Bewegung, die leise Andeutung eines Tanzes. Sie ließ eine weitere folgen. Gleich hatte er sie, gleich ...
»Hey! Karen, warte auf uns.«
Der Korred zuckte zusammen und die Melodie geriet ins Stocken. Völlig benommen von der plötzlichen Unterbrechung, war er einen kurzen Augenblick lang wie gelähmt. Doch dann ließ er sich mit einem heiseren Knurren zu Boden sinken und tauchte wieder ein in die stockfinstere Nacht. Mit zwei Opfern wäre er noch fertig geworden, doch hier hatte er es mit einem ganzen Rudel von Menschenkindern zu tun, das lachend und schnatternd angelaufen kam - und eines von ihnen trug einen kleinen schwarzen Kasten bei sich, der laut plärrend seine eigene Musik hinausschmetterte, eine Musik, die den Korred in seinen empfindlichen Ohren schmerzte.
Vor Wut zitternd beobachtete er, wie das Mädchen, seine Beute, lachend bei den anderen stand, nicht ahnend, wie knapp sie dem Tod entronnen war.
Der Kehle des Korred entwich ein leises, zorniges Fauchen. Es war ein Fehler gewesen, sich so weit in die Stadt hineinzuwagen. Natürlich gab es in abgelegeneren Gebieten auch weniger Menschen - aber ein kluger Jäger jagte seine Beute niemals vor ihrem eigenen Bau!
Ein Fehler. Aber keine Niederlage.
Diesmal war seine Beute noch entkommen.
Doch bald, sehr bald schon, würde er ein neues Opfer finden.
6
Sonntag, Tag der Besinnlichkeit. Ein wenig Ruhe war durchaus nicht zu verachten, dachte Buffy. Besonders da ihr Schlaf, als sie schließlich doch eingeschlafen war, im Traum von kichernden Schatten heimgesucht wurde. Immer wieder war sie aufgeschreckt und hatte dieses übermächtige Gefühl drohender Gefahr empfunden. Einmal war sie sogar aufgestanden, hatte sich einen Bademantel übergeworfen und eine Runde ums Haus gedreht. Doch von einer Bedrohung weit und breit keine Spur.
Und auch jetzt schien alles völlig normal.
So normal, wie ein Sonntagmorgen in Sunnydale sein konnte. Buffy schaute blinzelnd auf die Uhr. Halb neun. Bis zu ihrer Sonntagabendpatrouille war es noch lange hin. In der Zwischenzeit ...
In der Zwischenzeit, fiel ihr siedend heiß ein, galt es einer weit unangenehmeren Verpflichtung ins Auge zu schauen. Das allwöchentliche Aussortieren ihrer getragenen Klamotten.
»Weiße Sachen hierhin. Empfindliche Teile dorthin«, brummelte sie und warf einen Lycra-Body auf den kleinen Stoß mit Handwäsche. »Und die Kochwäsche schon mal Richtung Tür.«
Ihre Mutter fing die Hose mit einer Hand auf und ließ sie auf den stetig anwachsenden Haufen fallen, der sich zu ihren Füßen auftürmte. »Wie schön, dass dir der Sinn für die kleinen Notwendigkeiten des Alltags noch nicht gänzlich abhanden gekommen ist.«
»Pah. Warum schmeißen wir nicht einfach alles ins Auto und karren den ganzen Krempel zur nächstbesten chemischen Reinigung? Andere Leute tun das doch schließlich auch. Xander sagt, dass seine Mutter niemals selber wäscht. Obwohl, wenn man sich die Klamotten ansieht, in denen er rumläuft ... Man könnte fast auf die Idee kommen, dass sich alle Reinigungsanstalten zu einer teuflischen Verschwörung zusammengetan haben.«
Joyce Summers sah sie verunsichert an. »Das war ein Witz,
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