15 - Todestanz
oder?«
Buffy seufzte und blickte ihrer Mutter nachsichtig in die Augen. »Ja, Mom. Ein Witz. Soweit ich informiert bin, besteht die einzige Verschwörung der Reinigungsanstalten in dem arglistigen Bestreben,
redlichen Bürgern das Geld aus der Tasche zu ziehen.«
»Oh. Ich wollte nur sichergehen.«
Nachdem sie mit großen, vorsichtigen Schritten über diverse Wäscheberge hinweggestiegen war, ließ sich Joyce auf die Bettkante sinken, und auf ihrem Gesicht breitete sich ein verzweifeltes Lächeln aus.
Oh-oh, dachte Buffy. Das bedeutete Probleme für die Jägerin. Der Schock über die Bestimmung ihrer Tochter saß Joyce noch immer tief in den Knochen, und so etwas wie eine klärende Aussprache hatte niemals stattgefunden. Beide legten sie ein erstaunliches Talent an den Tag, ständig um den heißen Brei herumzureden.
»Erzähl doch mal, Buffy.« Dem aufgeräumten Tonfall in der Stimme ihrer Mutter nach zu urteilen, gab sie sich alle Mühe, die Angelegenheit so unverkrampft wie möglich in Angriff zu nehmen. Einen Punkt für innovatives Vorgehen. »Hattest du eine erfolgreiche Nacht?«
Buffy sah sie flüchtig an, einen Augenblick unschlüssig, was sie ihr antworten sollte. »So könnte man es nennen«, sagte sie schließlich. »Alles in allem war es relativ ruhig. Zunächst habe ich mich darum gekümmert, dass das städtische Krankenhaus seine Blutkonserven erhält. Keinerlei nennenswerte Probleme. Den Rest des Abends habe ich, glaub's oder nicht, hauptsächlich damit zugebracht, mit Willow noch einmal meine Hausaufgaben für Mathe durchzugehen. Sie ist echt ein wandelnder Taschenrechner.«
»Ja, das kann ich mir vorstellen. Eine ziemlich viel versprechende junge Dame, deine Willow. Ich bin sicher, dass sie, wenn sie erst einmal den College-Abschluss in der Tasche hat, ihren Weg machen wird.«
»Worauf du einen lassen kannst.«
Was sie ihrer Mutter nicht erzählte, war, dass sie ihre kleine Nachhilfestunde vor dem Leichenschauhaus fortgesetzt hatten, nachdem sie einen allen Gesetzen der Medizin zum Trotze nach wie vor unternehmungslustigen Handlungsreisenden davon überzeugt hatten, dass es keine gute Idee war, hier und jetzt einen drauf zumachen. Was gar nicht mal einfach gewesen war, denn immerhin war der Typ hinsichtlich seiner Spesenrechnung niemandem mehr Rechenschaft schuldig.
Anschließend war sie ein letztes Mal über den Friedhof geschlendert, nur um völlig auszuschließen, dass dort irgendwer ohne Genehmigung eine Party veranstaltete. Doch sie war keinen weiteren Vampiren begegnet. Auch ihnen diente der Samstag offensichtlich der Erholung.
Erholung. Ja, genau. Mit einer Kreatur im Nacken, der es allem Anschein nach ein höllisches Vergnügen bereitete, permanent hinter ihr herzuschleichen. Was des einen Freud ist des anderen Leid. Immerhin war sie seit jenem knurrenden Gackern in der Nähe des Krankenhauses von weiterem albernen Herumgekicher verschont geblieben. Wahrscheinlich empfand das Biest dergleichen Faxen mittlerweile selbst als ein wenig zu leichtsinnig und hatte sich erst einmal zurückgezogen. Der Lokalsender im Radio jedenfalls brachte neben Sport- und Wetterbericht nur die üblichen Regionalnachrichten und Veranstaltungshinweise. Keine unerklärlichen Todesfälle.
»Es freut mich zu hören, dass du deine schulischen Verpflichtungen so ernst nimmst«, fuhr Joyce fort, »dass du ihnen sogar deine Samstagabende opferst. Vielleicht hast du ja am Ende doch begriffen, dass du jede Menge nachzuholen hast.«
Buffy verdrehte genervt die Augen. Wann hörte sie endlich damit auf, andauernd darauf herumzureiten, hatten sie nicht einen Deal?
Nach diesem mütterlichen Wink erhob sich Joyce und die Konversation war, Gott sei Dank, beendet. Doch dann erstarrte sie plötzlich und schien einen Moment nachzudenken.
»Äh, Buffy? Du sagtest: >Relativ ruhig.< Entspricht das nicht dem Normalfall?«
»Mom«, lachte Buffy, »>Normalität< und >Sunnydale< sind zwei Begriffe, die sich gegenseitig ausschließen, falls du das noch nicht bemerkt haben solltest.« Sie zögerte einen Augenblick, hätte ihrer Mutter beinahe von der neuen Heimsuchung erzählt, die ihren Weg in diese Stadt gefunden hatte. Doch als sie in ihr Gesicht sah und die dunklen Ränder unter ihren Augen bemerkte, die seit den Ereignissen des letzten Sommers nie wirklich verschwunden waren, brachte sie es nicht über sich. Sie und Giles hatten ihre Mutter in vieles eingeweiht - doch es gab Dinge, die sie nicht zu wissen brauchte, ganz
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