15 - Todestanz
anderen Bands
wieder nieder.
Xander sah Buffy bedeutungsvoll an. »Die Battle of the Bands - im wahrsten Sinne des Wortes.«
Buffy stieß einen Seufzer aus. Als hätte sie nicht bereits genug Ärger mit unheimlichen Kicherern und ihrem allnächtlichen - unbezahlten! - Job als Jägerin. Nun musste sie auch noch damit rechnen, dass der einzige Ort, an dem sie einfach nur Teenager sein konnte, aufgrund von Ausschreitungen geschlossen wurde. Wegen der schlechten Kinderstube einiger herumpöbelnder Halbstarker aus der gehobenen Mittelschicht.
Der Erste, der hier eine Schlägerei anfing, entschied sie, würde das schwer bereuen.
*
Das kleine Motelzimmer hatte fraglos schon bessere Zeiten gesehen.
»Schmuddelig« wäre noch eine freundliche Umschreibung seines Zustands gewesen: gelb getünchte Wände, deren Farbe bereits abblätterte, verdreckte Fenster, die von alten, zerschlissenen Vorhängen umrahmt wurden, ein Teppich, dessen Farbe und Material unmöglich zu bestimmen war, und eine Luft, die von dem Geruch nach Schimmel und Moder geschwängert war. Doch an der Rezeption stellte man bar zahlenden Gästen weder lästige Fragen, noch nahm man ihre Personalien auf, was den Mangel an Komfort für Ethan Rayne mehr als wettmachte.
Nachdem er das Laken von dem Bett, das eher einer Pritsche ähnelte, gerissen und es achtlos in eine Ecke geworfen hatte, setzte er sich auf den Rand der durchgelegenen Matratze. Mit übereinander geschlagenen Beinen musterte er voller Genugtuung die verschiedenen Kräuter, die vor ihm auf einer Folie ausgebreitet lagen. Kräutermagie war nicht unbedingt eine seiner Stärken, doch ungewöhnliche Situationen verlangten ungewöhnliche Maßnahmen ...
»Valeriana zur Beruhigung«, murmelte er, »Kleeblätter, um die Willenskraft herabzusetzen, und fürs Aroma ein wenig Majoran. Vielleicht noch eine Ingredienz für gute Laune - hm, besser nicht. Man kann nie wissen, welche Folgen gute Laune bei manchen Kreaturen hat. Sie könnte unter Umständen appetitanregend wirken.«
Einige wenige Beobachtungen hatten ausgereicht, um ihn in seinem Verdacht zu bestärken, dass sein Opfer, was immer es sein mochte, in der Nahrungskette magisch veranlagter Wesen weit unter ihm stand. Er war sicher, mit den richtigen Zutaten eine magische Mixtur herstellen zu können, die es ihm ermöglichen würde, die Kreatur sowohl herbeizulocken als auch gefügig zu machen. Oder zumindest für seine Pläne einzuspannen. Die Erfahrung hatte ihn gelehrt, dass es immer besser war, zunächst zu versuchen, derartige Geschöpfe auf die eigene Seite zu ziehen, bevor man ihnen mit Gewalt einen fremden Willen aufzwang.
Natürlich ging er damit auch das Risiko ein, dass er etwas in Gang setzte, dem er letztendlich nicht gewachsen war. In einer Stadt wie Sunnydale ein gar nicht mal kleines Risiko.
Doch wie dem auch sei, zunächst musste er seine kleine KräuterSpezialmischung fertig stellen. Der nächste Schritt würde sein, einen geeigneten Ort zu finden, an dem er sie möglichst gefahrlos zum Einsatz bringen konnte. Am besten ein Areal, das ihm die Möglichkeit zu einem raschen Rückzug bot, falls sich dies als erforderlich erweisen sollte. Es waren Erwägungen wie diese, seine Umsicht, stets mit allem zu rechnen und keine Möglichkeit außer Acht zu lassen, denen er es zu verdanken hatte, die Turbulenzen der letzten Jahre mit heiler Haut überstanden zu haben.
Ethan warf einen raschen Blick auf die Uhr. Dann rupfte er von jedem Kräuterbund einige Blätter ab und vermengte sie mit einer Hand voll trockener, brauner Erde. Behutsam legte er die bröckelige Masse auf ein ausgebreitetes Baumwolltuch und wickelte sie sorgsam ein. Zufrieden mit dem Ergebnis seiner Mühen stand er auf und griff nach seiner Jacke. »Wenn es überhaupt gethan sein soll, so war's am besten, wenn's vor Mitternacht gethan«, zitierte er absichtlich falsch und verließ den Raum.
*
Das weiße Einsatzfahrzeug mit dem auflackierten roten Kreuz bog in die Zufahrt ein und kam vor dem hell erleuchteten Eingang der
Notaufnahme zum Stehen. Die Anlieferung der Blutkonserven verlief auch an diesem Abend streng nach Fahrplan.
»Man sollte annehmen, dass sie mit der Zeit klüger geworden wären«, murmelte Buffy, die das Geschehen aus einiger Entfernung beobachtete. »Sie könnten zum Beispiel mal die Zeiten ein wenig variieren. Oder wenigstens ein bisschen diskreter vorgehen. Aber nein, alles muss funktionieren wie ein Uhrwerk. Macht ja nichts, wenn mal was
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