150 - Demaskierung der Ungeheuer
Erklärung für den spontanen Angriff auf Alfred Belmont.
Er wußte, daß nach Alfred Belmont gesucht wurde. Für wenige Minuten konnte er natürlich seine Gestalt ändern, aber das nützte ihm nur wenig.
Außerdem drohte ihm von Belmonts Sohn Peter große Gefahr. Der Junge verfügte über einige Fähigkeiten, die ihm gefährlich werden konnten. Der Dämon war sicher, daß Peter Belmont nach ihm suchen würde.
Vorerst wollte er die Dunkelheit abwarten und dann sein Äußeres verändern. Niemand sollte ihn mehr als Alfred Belmont erkennen.
Natürlich konnte er sich auch in sein Haus zurückziehen und verstecken und ruhig abwarten. Oder aber er machte selbst Jagd auf Peter Belmont.
Entschied er sich für den Angriff auf den Jungen, dann mußte er äußerst geschickt und vorsichtig vorgehen. Vielleicht konnte er den Jungen fangen und sich an dessen Qualen weiden. Dieser Gedanke gefiel dem Dämon immer besser.
Irgendwann würde Peter in das Haus seines Vaters zurückkehren, vielleicht befand er sich schon dort. Ja, ich werde ihn nicht sofort töten, sondern fangen, dachte er zufrieden.
Wenn er dann wieder einen neuen Körper benötigte, wollte er Peter Belmonts Lebensenergie kosten. Wahrscheinlich war es recht vergnüglich, die ungewöhnlichen Fähigkeiten des jungen Mannes einzusetzen und damit Furcht und Schrecken unter den Menschen zu verbreiten.
Dieser Siebzehnjährige stellte für mich ein totales Rätsel dar. Und Coco schien es nicht anders zu gehen, aber vielleicht täuschte ich mich in dieser Richtung, denn bisher hatte ich keine Gelegenheit gehabt, ungestört mit ihr zu sprechen.
Über die Reichen und Superreichen der Staaten wußte ich gut Bescheid, denn jahrelang war ich als Journalist für
News of the World
unter dem Pseudonym Lester Hawks tätig gewesen. Damals war ich natürlich auch auf den Namen Belmont gestoßen. Einer von Peters Vorfahren war Mitte des vergangenen Jahrhunderts als Vertreter der Rothschilds nach den USA gekommen, hatte jedoch bald seine eigene Bank gegründet. Und sein Sohn wurde die Turfpersönlichkeit der Staaten, der die Rennbahn Belmont Park in New York gebaut hatte.
Die Belmonts zählten zu den mächtigsten Familien, die in einem Atemzug mit den Rockefellers, Du Ponts, Vanderbilts und Astors genannt wurden. Neben diesen einflußreichen Sippen war mein alter Freund Jeff Parker ein unwichtiger Neureicher.
Man kann mir nicht gerade nachsagen, daß ich vor einflußreichen Persönlichkeiten sonderlichen Respekt habe, so beeindruckte es mich auch wenig, daß Peter einer ehrwürdigen Familie angehörte. Jedoch imponierte mir seine Art, wie er seine ungewöhnlichen Fähigkeiten zügelte. Aber vor allem verblüffte es mich, daß er über Tim Morton Bescheid wußte, und daß ihm Coco und ich namentlich bekannt gewesen waren. Nur zu gern hätte ich mich intensiver mit ihm unterhalten, aber dazu würde sich früher oder später eine Gelegenheit bieten. Vorerst mußten wir den Mörder seines Vaters stellen.
Coco und ich kamen uns ein wenig verloren vor in der riesigen Halle des alten Hauses am Gramercy Park, der zu den nobelsten Plätzen Manhattans zählte.
Peter drückte den weißhaarigen Butler eng an sich, und die beiden umklammerten einander wie Ertrinkende. Seit mehr als dreißig Jahren stand der alte Mann in den Diensten der Familie Belmont. John musterte Coco und mich äußerst mißtrauisch, ganz offensichtlich wußte er nicht, wie er uns einschätzen sollte. Vor unserem Aufbruch hatte ich noch rasch geduscht, rasiert und mich umgezogen. Mein Anzug entsprach zwar nicht mehr ganz der derzeitigen Mode, aber immerhin hatte ihn einer der besten Schneider Londons gefertigt. Und Coco konnte in einen Kartoffelsack schlüpfen und würde sogar darin blendend aussehen.
Aber unser Äußeres war es nicht, was John störte. Er fand es einfach geschmacklos, daß sich Fremde im Haus seines Herren befanden, der vor wenigen Stunden unter reichlich mysteriösen Umständen ermordet worden war. Seine Mißbilligung erstreckte sich nun auch auf Peter, dem er einen Stoß Telegramme und eine Liste der Anrufe überreichte.
„Du solltest dich umziehen, Peter", stellte John pikiert fest. „T-Shirt und Jeans sind nicht die passende Trauerkleidung."
„Das werde ich tun, John. Ich nehme keine Telefongespräche entgegen. Außerdem will ich in den nächsten Stunden nicht gestört werden. Ja, ich weiß, was du sagen willst, John, aber es ist wichtig. Ich werde dir später alles erklären."
Ich war
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