150 - Larry Brents Totentanz
Jetzt gibt es ihn nicht mehr. Ich habe eine kleine
Manipulation an ihm vorgenommen. Was von ihm übrigblieb, fließt nun durch die
Kanalisation. Das gleiche wird mit Ihnen passieren. Sie brauchen sich keine
Sorgen zu machen. Bevor ich meine Opfer in einem Säurebad auflöse, töte ich
sie. Sie werden von alledem nichts merken. Sie sehen, ich bin rücksichtsvoll
genug. Und da behaupten Sie immer noch, Dr . . Satanas
sei skrupellos ?«
»Er tut das, was er tun muß. Nicht aus Rücksicht. Sondern, weil er
nicht anders kann«, preßte Gallun hart hervor. »Wenn Sie meine Rolle übernehmen
wollen, benötigen Sie meine Zellen. Ich bin zur Genüge darüber unterrichtet,
auf welche Weise Sie zu Ihren vielen Gesichtern kommen .«
Satanas grinste. Das konnte Gallun nicht sehen. Aber er fühlte es.
Eine Welle satanischen Triumphs und teuflischer Bosheit schlug ihm entgegen. Er
wußte: er hatte keine Chance. Es sei denn, es würde ein Wunder geschehen.
»Ich besitze Ihr Gesicht bereits, Mister Gallun. Ich trage die
Nachbildung Ihres Gesichts in meiner linken Hand. Ein freundliches, väterliches
Antlitz. Keines aus Fleisch und Blut. Eine Nachbildung aus einer Plastikmasse.
Ich habe es mir immer wieder angesehen, und ich wußte: eines Tages würde ich
tatsächlich so aussehen. Nun ist es soweit. Ich werde mir holen, was ich
brauche, um die PSA zu leiten, um die Agentinnen und Agenten, die ohne zu
überlegen Ihre Befehle ausführen, in den Tod zu schicken! Mein größter Triumph
steht bevor! Und niemand wird mich daran hindern !«
Die Worte klangen wie ein Todesurteil.
Gleichzeitig empfing X-RAY-1 die Gefühle seines
Gegenüber . Er konzentrierte sich auf diesen Strom. Mehr als einmal war
es ihm gelungen, andere Menschen, andere Gehirne in seinem Sinn zu
beeinflussen. Das war eine Gabe, von der er nur in der größten Not Gebrauch
machte.
Eine solche Notlage bestand nun.
Er war ein Emphat; das bedeutete, daß er Stimmungen und Gefühle
anderer umändern konnte.
Er mußte seinen zu allem entschlossenen Widersacher dazu bringen,
von seinem Vorhaben Abstand zu nehmen!
Er konnte den Wall der bösen Gefühle nicht durchbrechen. Schweiß
perlte auf seiner Stirn.
»Tun Sie’s nicht«, preßte er hervor. »Mein Tod nutzt Ihnen wenig.
Wenn ich sterbe - sprechen Sie Ihr eigenes Todesurteil !«
»Es ist manchmal seltsam, worauf Menschen alles kommen, wenn ihr
bißchen Leben gefordert wird«, stieß Dr. Satanas haßerfüllt hervor.
Dann drückte er ab.
Der grelle Laserstrahl jagte lautlos in das Herz von X-RAY-1.
●
Drei Sekunden noch stand der Getroffene da wie eine Statue. Dann
klappten seine Mundwinkel herab. Die linke Hand, die sich bisher auf die
Schreibtischplatte stützte, schleifte über das glatte Holz. Wie vom Blitz
gefällt brach X-RAY-1 zu Boden.
Satanas legte die künstliche Maske und die Mordwaffe achtlos auf
den Tisch, ging in die Hocke und streifte das Gesicht ab, das er in diesen
Sekunden trug. Knisternd löste er die Maske, die das Aussehen von Galluns
treuem Diener Bony zeigte, und sein wahres Gesicht kam zum Vorschein.
Aber war das wirklich sein wahres Gesicht?
Es war das bleiche, hagere Antlitz mit der kräftigen, etwas
spitzen Nase, mit dem Dr. Satanas sich stets unter den Menschen bewegt hatte,
die er beobachtete. Unter dem linken Ohrläppchen befand sich ein etwa
daumennagelgroßer, dunkler Fleck, einer Warze ähnlich.
Jeder, der Ron Silker früher mal gesehen
hatte, würde ihn so nicht mehr erkannt haben. Silker trug ursprünglich rote
Haare und war von gedrungener Gestalt gewesen.
Durch seine Bekanntschaft mit Richard Marlin aber hatte sich
einiges geändert. Silker änderte seinerzeit nicht nur seinen Namen, sondern
auch seine äußere Gestalt. Er erhielt ein völlig neues Aussehen.
Satanas ging in die Hocke. Wie durch Zauberei hielt er plötzlich
ein kleines Messer in der Hand, das er aus seinem Jackett holte. Blitzschnell
löste er ein etwa ein Quadratzentimeter großes Hautstück von der Stirn des
Toten, das er sich genau - blutig und frisch, wie es war - oberhalb der
Nasenwurzel zwischen die Augen klebte.
Satanas erhob sich und lief ins Bad, stellte sich vor den Spiegel
und grinste. »Sage mir einer, wozu ein Blinder einen Spiegel braucht«, murmelte
er.
Aus seiner Tasche nahm er ein braunes Fläschchen, tropfte
farbloses Öl auf seine Finger und massierte das fremde Hautstück damit ein.
Gleichzeitig sprach er dumpf klingende Worte, die sich schaurig anhörten. Die
Atmosphäre in
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