150 - Larry Brents Totentanz
X-RAY-1 öffnete sich lautlos, wie von Geisterhand bewegt.
Und im Büro fand er alles so, wie X-RAY-1 es hinterlassen hatte.
Larry machte sich mit den Knöpfen und Tasten vertraut. Erneut meldete sich eine
Stimme vom Tonband, die ihm Anweisungen gab, worauf er achten mußte, um mit den
Agenten in aller Welt in Kontakt zu bleiben und Kontakte aufnehmen zu können. Er
erfuhr welche Knöpfe und welche Tasten notwendig waren, sich mit den einzelnen
Büros in Verbindung zu setzen. Über das, was unmittelbar notwendig war, erhielt
er sofort Informationen. X-RAY-1 wollte sicher sein, daß alles nahtlos
ineinander überging für den Fall, daß Larry Brent vor Entscheidungen gestellt
wurde, die jeden Augenblick aus irgendeinem Grund an ihn herangetragen werden
konnten.
Larry Brent saß am nierenförmigen Schreibtisch mit den zahllosen
Apparaturen, sein Innerstes war in Aufruhr geraten. Nur langsam fand er die
Ruhe, die notwendig war, um die Dinge überschauen zu können.
Er starrte vor sich hin. So viel war in dieser Nacht auf ihn
eingestürmt.
Der Totentanz, den Dr. Satanas für ihn ausgedacht hatte, war nun
doch noch anders ausgegangen, als der Verbrecher es erwartet hatte.
Er dachte an das, was unmittelbar von ihm erledigt werden mußte.
Es gab so viel, das zu berücksichtigen war.
Das Geschehen um Iwan Kunaritschew und Dr. Satanas war noch so
frisch, die Mitteilung Satanas’, daß es Gruppen gab, die sich regelmäßig im
Tempel, der Rha-Ta-N’my geweiht war, trafen, stimmte bedenklich. Hier mußte er
ein Auge darauf haben. Die Zweiggruppen überall in der Welt, die Satanas sich
hörig gemacht und angesteckt hatte - vielleicht konnten sie nun, ohne ihren
großen Meister, nicht weiterkommen. Aber das waren vorerst nur Vermutungen.
Wie sollte es weitergehen? Konnte es eigentlich so weitergehen,
wie X-RAY-1 sich Idas gedacht hatte?
Ein leiser Summton schreckte ihn aus seinen Gedanken auf.
Ein Agent meldete sich!
Er aktivierte die Funksprechanlage.
»Hier X-RAY ...«. Er stockte einen Moment und wollte »drei« sagen,
erkannte seinen Fehler aber noch rechtzeitig. »Eins«, fügte er schnell hinzu
und hoffte, daß die automatische Modulationsanlage auch wirklich funktionierte.
»Hier X-GIRL-C. Morna Ulbrandson«, meldete die Schwedin sich
förmlich. »Ich bin im Polizeirevier drei, Sir. Ich wollte Ihnen nur mitteilen,
daß ich mich verspäten werde. Hier wurde inzwischen ein Protokoll aufgenommen.
Es hat sich ein Vorfall ereignet, der nicht nur mir einiges Kopfzerbrechen
bereitet .« Sie schilderte genau die Einzelheiten, die
Larry Brent im Satanas- Kopf hatte mitverfolgen können.
»In welcher Situation befinden Sie sich, X-GIRL-C ?« Er wollte unwillkürlich die Schwedin beim Vornamen
nennen. Aber auch diese zweite Prüfung schaffte er.
»Ich werde bestens behandelt, und es ist nicht damit zu rechnen,
daß ich wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses in eine Zelle abwandern muß .«
»Erregung öffentlichen Ärgernisses, X-GIRL-C? Wer hat sich denn
darüber geärgert, daß Sie nackt auf dem Broadway herumspaziert sind? Ich könnte
mir vorstellen, daß dies eher ein Grund zur Freude war ...«
Mornas leises Lachen klang an seine Ohren. »Davon versuche ich die
Herren, Sir, hier auch zu überzeugen .«
»Geben Sie mir mal den dienstleitenden Beamten, Miß Ulbrandson .«
Das geschah. Mit dem sprach Larry Brent geschlagene drei Minuten.
Dann war der Mann bereit zu glauben, daß in der Tat ein außergewöhnlicher
Vorfall vorlag und daß es die legendäre PSA wirklich gab.
Larry wandte sich ein letztes Mal an Morna Ulbrandson. »Ich
erwarte Sie in Ihrem Büro, X-GIRL-C. Hier erhalten Sie weitere Anweisungen .«
»Danke, X-RAY-1.«
»Bitte.«
Er unterbrach die Verbindung und atmete tief durch. Die Feuerprobe
war bestanden. Morna Ulbrandson hätte ihn nicht erkannt. Für sie - hatte
X-RAY-1 die Nachricht gesprochen!
»Ja«, murmelte er, und sein ganzer Körper straffte sich. »Ja, es
wird weitergehen. Es muß weitergehen! Zuviel Arbeit liegt noch vor der PSA !«
ENDE
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