150 - Larry Brents Totentanz
hatte er die Stimme schon
mal gehört.
War er von der gleichen Person früher schon angerufen worden?
Nein, das konnte nicht sein. Die kontrollierenden Computer würden sofort eine
dementsprechende Mitteilung gemacht haben.
Und doch... er kam nicht los von diesem Gedanken.
Er griff nach dem Telefon, um zu Hause anzurufen und Bony Bescheid
zu geben, daß es heute noch später als gewöhnlich würde.
Er wählte gerade die dritte Ziffer der achtstelligen Zahl, als er
ein leises Geräusch vernahm. Jemand kam durch die Geheimtür, die nur Bony
bekannt war.
Gallun seufzte.
Nun kam er früher als erwartet. Dann mußte er eben warten.
Die Tür klappte. Vertraute Schritte machten sich bemerkbar.
»Bony! Gerade wollte ich dich anrufen .. .«
Gallun wandte nicht den Kopf. Er sah seinen Besucher sowieso
nicht.
Er spürte allerdings die Ausstrahlungen des anderen Körpers, die
sein sensibles Gefühl empfing. Und da merkte er, daß etwas nicht stimmte ...
»Bony?«
»Ja, ich bin’s, Sir .« Das war eindeutig
Bonys Stimme. Und doch - es war nicht der Bony, der sonst immer kam.
In der Atmosphäre lag Beklemmung. Die Luft war angefüllt mit
fremden Gefühlen. Ein Bewußtsein, das haßte, das zu keinem menschlichen Gefühl
fähig war, befand sich in seiner unmittelbaren Umgebung. Gedanken, in denen
Angst und Grauen zu Hause waren, streiften seine Psyche.
»Dann komme ich ja gerade richtig«, fuhr der Sprecher fort, in dessen
Nähe David Gallun eine Gänsehaut über den Rücken jagte. »Auf diese Weise sparen
Sie die Telefongebühr .« Und diesmal redete er mit
einer anderen Stimme.
Es war die Stimme, die ihn heute abend angerufen und das
Verbrechen angekündigt hatte.
Es war die Stimme des Dr. Satanas!
»Sie ?« entfuhr es dem Blinden, und er
warf den Kopf herum.
»Ja, ich! Höchstpersönlich! Dieser Besuch war schon lange fällig,
X-RAY-1! Ich bin gekommen, um mit Ihnen die Rollen zu wechseln !«
●
»Sie wollen mich töten ?«
»Ja!« In der Stimme war keine Spur mehr von Spott, sondern
tödlicher Ernst.
»Wie kommen Sie hier herein - und wer sind Sie ?«
David Galluns Stimme klang fest und scharf.
Er vernahm die leisen Schritte. Der gefährliche Besucher kam
weiter auf ihn zu.
»Unterlassen Sie auf alle Fälle jeden Versuch, den ich mißdeuten
könnte«, warnte Dr. Satanas, ehe er auf die Fragen Galluns einging. »Lassen Sie
die Finger weg von allen Knöpfen und Tasten, greifen Sie zu keinem Mikrofon und
keinem Telefon! Und nun zu Ihren Fragen, immer schön der Reihe nach: Ich hatte
lange genug Zeit zu beobachten, auf welche Weise Sie in das Hauptquartier der
PSA gebracht wurden und wer Sie wieder abholte. Ihr Diener Bony . ..«
»Ich hoffe doch, Sie haben ihm kein Haar gekrümmt und ...«,
unterbrach Gallun erschrocken seinen Widersacher, dessen Nähe er spürte.
Gallun wurde von Satanas unterbrochen. »Ich mache grundsätzlich
keine halben Sachen. Ich habe Ihren Diener beobachtet, mir über jeden Weg,
jeden Handgriff Klarheit verschafft und mir schließlich sein Aussehen zugelegt.
Das können Sie nicht sehen, aber das macht nichts. Es kam darauf an, die
Elektronik zu überlisten. Durch den Geheimgang, der nur von Ihrem Diener und
Ihnen passiert wurde, konnte ich nur gelangen, wenn ich war wie Bony, wenn ich
mich bewegte, sprach und kleidete wie er und wenn ich die gleichen
Fingerabdrücke vorweisen konnte, welche fotografisch abgetastet und verglichen
wurden. Es war nicht einfach hierherzukommen. Es hat lange gedauert. Fast
achtzig Monate, Mister Gallun.« - Ein leises, zynisches Lachen schloß sich
diesen Worten an. »Achtzig Monate, das sind fast sieben Jahre. Das Warten und
das Lernen hat sich gelohnt. Nun bin ich da .«
Die Stimme war ganz dicht vor dem Blinden. X-RAY-1 schraubte sich
langsam aus seinem Stuhl.
»Ihre Stimme«, murmelte Gallun, »sie kommt mir so bekannt vor. Wir
stehen uns nicht zum ersten Mal gegenüber .«
»Das ist richtig, Mister Gallun. Wir sind uns schon begegnet. Kurz
vor Ihrer Erblindung und kurz danach.«
Da war es wieder, das Gefühl der Angst und des Grauens, das
Fluidum, das ein Mensch ausstrahlt, der Böses im Sinn hat.
»S-i-l-k-e-r«, entrann es schwer David Galluns Lippen.
Heiseres Lachen. »Ja, Silker. Ein Teil von ihm, Mister Gallun«,
verbesserte sich der geheimnisvolle Besucher, den X-RAY-1 nicht sah. »Manchmal
lohnt sich das Warten. Damals hat es nicht geklappt. Nach Ihrer Genesung hatte
ich noch ein einziges Mal die Ehre, Ihnen zu begegnen.
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