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150 - Larry Brents Totentanz

150 - Larry Brents Totentanz

Titel: 150 - Larry Brents Totentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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gut vier Meter über ihm unterhalb der Decke klebte.
    Vielleicht lebte Jane noch. Sie brauchte Hilfe. Wie aber kam sie
dort hinauf?
    X-RAY-3 prüfte den Stand eines Stützbalkens. Sand und Staub
rieselten herab, und die harten Chitinpanzer schwarzer Käfer raschelten auf dem
Boden und auf seinen Schuhen. Dann fielen sie herab wie die Sandkörner und der
Staub.
    Das Gebälk war nicht sehr stabil.
    »Nicht, Larry! Unternehmen Sie nichts! Es hätte keinen Sinn !« Janes Stimme. Sie kam von oben, und er sah, wie sie kaum
merklich die bleichen Lippen bewegte. »Einer Toten könnten Sie doch nicht mehr
helfen .«
     


     
    Er war in seinem Leben schon mit unangenehmen und
außergewöhnlichen Vorkommnissen konfrontiert worden, daß der normale
menschliche Verstand sich einfach weigerte, sie als gegeben hinzunehmen. So oft
hatte er erlebt, daß es Dinge gab, die einfach nicht sein konnten. Dennoch
existierten diese Dinge, und er hatte gelernt, sie hinzunehmen. Er war es
gewohnt, geschockt zu werden. Aber diese Begegnung ging ihm unter die Haut.
    »Jane! Wie ist das möglich? Was - hat das zu bedeuten ?«
    »Ich - will Sie warnen .«
    »Warnen - wovor? Wie kommen Sie hierher? Warum kann - warum soll
ich Ihnen nicht helfen ?«
    »Weil ich nicht wirklich hier bin, Larry. In Wirklichkeit befinde
ich mich Ecke Fordham Road/Grand Boulevard. Hier gibt es ein altes Kino. Aus
dem dunklen Eingang kam ein Mann und hat mich niedergestochen ...«
    Janes Stimme klang ruhig, nicht ängstlich.
    Larry starrte nach oben und wagte kaum zu atmen.
    Mit einer solchen Wende, einem solchen Zwischenfall hätte er am
wenigsten gerechnet.
    »Ich bin tot. Mein Geist ist bei Ihnen, weil es so sein muß. Ich
bin Jane Malinsky. Vielleicht haben Sie schon von mir gehört. Ich bin lange
Jahre in einem Kabarett am Broadway als Medium aufgetreten. Ein
Tingeltangel-Mädchen, das vorher von Rummelplatz zu Rummelplatz gezogen ist.
Ich trat als Hypnose-Medium auf, als Telepathie-Wunder und Wahrsagerin.
Manchmal hatte ich wirkliche parapsychische Momente, wo ich genau wußte: das
ist die Wahrheit, die mußt du aussprechen. Und es stimmte auf Anhieb! Das
verblüffte dann auch meinen Partner, mit dem ich meine Hellsehertricks und
alles andere abgestimmt hatte. Ich trennte mich schließlich von ihm und ging
meinen eigenen Weg. Ich wollte wissen: wer war ich wirklich, was wollte ich,
was konnte ich? Warum war ich anders, warum sah ich manchmal Dinge, die andere
nicht sehen konnten? Ich vervollkommnete meine Gabe. Dann verließ ich auch das
Kabarett und lebte zurückgezogen allein in einer Apartmentwohnung, mitten in
Manhattan. Ich merkte: Menschen, denen ich begegnete - fremde Menschen oder
auch Bekannte - sah ich plötzlich in einer Aura, in jenem strahlenden Feld, das
jeden Körper einhüllt und das nur besonders begnadete Menschen sehen können.
Diese Aura sagt viel aus über das Schicksal des Betreffenden. Es läßt sich
darin lesen wie in einem Buch. Heute nachmittag spürte ich den Zwang, meine
Wohnung zu verlassen. Ich bin darauf eingestellt, diesen Gefühlen freien Lauf
zu lassen. Ich wußte, daß der heutige Novembertag ein besonderer Tag sein
würde. Ich wußte, ich würde spät abends in ein leeres Abteil der U-Bahn steigen
und bis zur Endstation fahren; dort würde ich den Wagen verlassen. In diesem
Abteil würde ich einen fremden jungen Mann kennenlernen. Unsere Wege würden
sich trennen. Zu diesem Zeitpunkt bereits wußte ich: Sie, Larry, hatten nicht
die Absicht, die Station zu verlassen. Sie blieben unten. Das hatte seine
Bedeutung. Über diese Bedeutung aber wurde ich mir erst klar im Augenblick, da
ich überfallen wurde. Die Dinge gehören zusammen wie die Teile zu einem
Puzzlespiel. Ihr Schicksal - und das meine. Es ist miteinander verknüpft, ohne
daß wir es ändern können .«
    Larry schluckte. »Jane! Sie wußten, daß Sie sterben würden ?«
    »Ja.«
    »Warum haben Sie es dann nicht - verhindert ?«
    »Das Schicksal kann man nicht verändern, Larry. Ich mußte heute
einfach die Bahn benutzen, ich mußte die Straße gehen, die ich schließlich
gegangen bin, und ich bin meinem Mörder begegnet. Dem Mörder, der auch Sie
auflauern wird. Vor ihm will ich Sie warnen. Larry. Er ist in Ihrer Nähe! Und
noch mehr: In Ihrer Nähe ist der Tod. Sie suchen etwas ganz Bestimmtes. Sie
werden es finden. Und dort wird sich Ihr Schicksal erfüllen, wenn Sie nicht auf
der Hut sind .«
    Jane Malinskys Stimme verhallte.
    Larry sah, wie die bleiche Haut seltsam

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