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150 - Larry Brents Totentanz

150 - Larry Brents Totentanz

Titel: 150 - Larry Brents Totentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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einschränkten.
    Aber er konnte seine Finger benutzen. Das war schon etwas wert. Er
zog sich an den Eisenstäben empor, und kletterte wie ein Affe über die
Torrundung.
    Der dritte Schuß wurde abgegeben.
    Die letzte Warnung! Nun wurde es ernst...
    Und mit. diesem Ernstmachen wartete Captain Shatter keine Sekunde
länger als notwendig.
    Er zielte und drückte ab. Kunaritschew lag in dieser Sekunde noch
auf der Torrundung.
    Der Russe erkannte, daß er nicht mehr genügend Zeit zur Verfügung
hatte, um in Ruhe hinunterzuklettern. Er ließ sich einfach fallen.
    Da spürte er den Schlag gegen die Hüfte.
    X-RAY-7 verzog schmerzhaft das Gesicht.
    Vor seinen Augen begann alles zu kreisen. Farbige Nebel und
Kringel tanzten vor ihm auf und nieder. Er schlug hart auf den Boden.
    Jetzt nicht schwach werden! Durchhalten!
    Er rappelte sich auf, alles andere geschah mechanisch und
instinktiv, ohne daß er sich später noch daran erinnern konnte.
    Er humpelte durch die Nacht, suchte Schutz hinter Bäumen,
parkenden Autos, tauchte ein in Hinterhöfe, passierte Durchlässe und kletterte
trotz zunehmenden Blutverlustes über .Mauern und Bretterwände.
    Er hörte noch mal ferne Stimmen hinter sich.
    Er blickte nicht zurück, als das Tor quietschte und endlich jemand
kam, der aufschloß.
    Als Shatter und seine Begleiter auf die Straße eilten, geschah
etwas, was diese Männer in ihrem Leben nie vergaßen.
    Plötzlich stand eine bleiche Frauengestalt vor ihnen mit tiefliegenden,
dunklen Augen und rotem, zu einer Ponyfrisur geschnittenem Haar.
    Die Fremde stand da wie aus dem Boden gewachsen. Mitten im Weg.
Niemand hatte sie kommen sehen.
    Brian Shatter prallte förmlich gegen sie. Der Captain gab einen
kurzen, abgehackten Schrei von sich.
    Die bleichen, blutleeren Lippen der Fremden bewegten sich.
    »Warum verfolgt ihr diesen Mann? Was hat er euch getan? Laßt ab
von ihm! Laßt ab !« Es klang beinahe beschwörend.
    Sie sahen es alle.
    Shatter wich zurück. Die Gestalt war für alle sichtbar noch etwa
fünf Sekunden lang vorhanden, ehe sie verwehte wie ein Nebelstreif.
    Ein Gast aus dem Totenreich?
    »Ein Gespenst«, entfuhr es einem von Shatters Leuten, einem blassen jungen Mann mit flachem, streng gescheiteltem Haar und
einer etwas gebogenen Nase. Die Stimme war ganz dicht neben Shatter.
    »Unsinn !« stieß der ehrgeizige Captain
rauh hervor. »Es gibt keine Gespenster !« Aber er faßte
sich an den Kragen und lockerte seine Krawatte, als würde ihm das Hemd oben
plötzlich zu eng.
     
    ●
     
    Iwan Kunaritschew kannte sich aus in dieser Stadt. Jeder
Schlupfwinkel war ihm vertraut.
    Das war sein Glück. Er hätte nie geglaubt, mal in seinem Leben vor
der Polizei fliehen zu müssen. Das Schicksal mischte manchmal auf seltsame
Weise die Karten.
    Er benutzte den kürzesten Weg zum Hudson. Dort unten war er vor
seinen Häschern sicher. Hier gab es tausend Versteckmöglichkeiten.
    Unter einer Brücke zerschlug er an einem eisernen Pfeiler seine
Handschellen und schleuderte sie in das trübe, brackige Wasser.
    Dann setzte er seinen Weg fort, die Hand gegen die Hüfte gepreßt,
in der es höllisch brannte. Er spürte das warme Blut an seinen Schenkeln und
Waden hinablaufen. Er konnte nicht sagen, ob die Kugel im Fleisch steckte oder
ob sie nur ein Stück herausgerissen hatte. Auf alle Fälle mußte sie ein
Blutgefäß getroffen haben.
    X-RAY-7 taumelte durch die Nacht. Menschen und Gegenstände
schmolzen ineinander und wurden zu geisterhaften Schemen. Er riß sich zusammen,
biß die Zähne aufeinander, überquerte schließlich eine belebte Straße,
klammerte sich an der Ampel fest, und kein Mensch in seiner Nähe merkte, daß
dieser Mann kaum noch auf den Beinen stehen konnte. Iwan erhielt einen Eindruck
davon, daß etwas Wahres dran war an den Worten, wie allein und verloren man in
einer großen Stadt doch sein konnte.
    An der nächsten Straßenecke erwischte er ein Taxi.
    »Zum Central Park, bitte«, sagte er und stieg ein.
    Der Fahrer merkte nichts von seiner Verwundung.
    X-RAY-7 wollte es genau wissen. War aus der Zentrale der PSA
tatsächlich eine solch ungeheuerliche Nachricht gekommen - oder steckten Dr.
Latskin und Captain Shatter unter einer Decke und wußten nichts von dem, was
sie taten, weil Dr. Satanas ihre Gehirne kontrollierte?
    Zum Central Park war es nicht weit, und doch kam dem Russen die
Fahrt vor wie eine Ewigkeit. Mehr als einmal fürchtete er, ohnmächtig zu
werden. Die Schmerzen bohrten in seinen Eingeweiden. Er

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