1500 - Der Albino
war.
Sein Herz fing an, heftiger zu schlagen. Er steckte in der Falle. Er hatte nicht den Hauch einer Idee, wie er aus dieser Welt je wieder flüchten konnte.
»Warum gerade ich, verflucht?« keuchte er. »Warum habt ihr mich ausgesucht? Warum keinen anderen Menschen? Es gibt so viele.«
»Aber du bist etwas Besonderes, Lucio. So einen wie dich haben wir noch nicht in unserer Sammlung. Und wir haben mit dir etwas Besonderes vor.«
»Und was?«
»Das wirst du sehen. Ich werde dir später alles erklären. Zuvor aber wirst du zu einem der Hiesigen hier werden. Daran kannst du nichts ändern.«
Saladin hatte seine Worte bewusst kompliziert formuliert. So brauchte der Albino seine Zeit, um sie zu begreifen, und plötzlich kam er sich vor, als hätte man ihm eine glühende Stange in den Magen gerammt. Er sah plötzlich alles deutlich vor Augen, und ein Begriff spielte dabei eine besondere Rolle.
Vampir!
Plötzlich saß ihm die Kehle zu. Er schaffte es nicht mehr, normal Luft zu holen. Als er einatmete, war dies von einem Röcheln begleitet. Er glaubte, sich in einem Kreisel zu befinden, und er hielt sich nur mühsam auf den Beinen.
»Du weißt es, nicht?« Saladin lachte breit.
»Ich denke schon.«
»Dein neues Dasein wird mit deinem früheren nichts mehr zu tun haben. Es wird sich in anderen Dimensionen abspielen. Du wirst weiterhin wie ein Mensch aussehen, aber du wirst keiner mehr sein. Du wirst immer auf der Jagd nach Nahrung sein, und die ist das Blut der Menschen. An etwas anderes wirst du nicht mehr denken, nur noch an Blut, Blut…«
»Und – ähm – das soll ich werden? Ein Vampir?«
»Du bist schon so gut wie einer!«
Hätte Lucio eine Waffe besessen, er hätte sie hervorgeholt und geschossen. Er befand sich in einem Zustand, in dem ihm alles egal war.
Er drehte durch!
Ein Schrei verließ zuerst seine Kehle. Er war so etwas wie der Startschuss für den Angriff.
Aus dem Stand rannte er auf Saladin zu, um ihm die Fäuste gegen den kahlen Schädel zu schlagen…
***
Lucio kannte Saladin nicht. Woher auch? Er wunderte sich nur darüber, dass dieser Mensch nicht mal im Ansatz eine Abwehrbewegung machte. Er trat auch nicht zur Seite und hielt locker die Arme vor der Brust verschränkt.
Der Albino holte aus. Sein rechter Arm zuckte weit nach hinten, damit er die Faust mit aller Kraft in das glatte Gesicht rammen konnte.
Er schaffte es nicht.
Plötzlich war alles anders!
Lucio stoppte so schnell, als wäre er gegen eine Wand gelaufen.
Der Mann vor ihm hatte seinen Körper nicht bewegt, aber es war eine Veränderung in seine Augen getreten, die für diesen Stopp gesorgt hatte.
Lucio blieb stehen!
Sein rechter Arm war noch immer nach hinten gedrückt. Das Gesicht vor Wut entstellt, die Augen weit aufgerissen, aber in ihnen spiegelte sich kein Leben wider.
Tote Augen…
Er war nicht mehr er selbst, denn ein gewisser Saladin hatte bewiesen, wozu er fähig war. Er war derjenige, der die Hypnose perfekt beherrschte. Er selbst sah sich als der beste Hypnotiseur der Welt an, und sicherlich traf dies auch zu.
»Nimm den Arm runter.«
Lucio tat es.
»Sehr gut, mein Freund. Ich sehe es dir nach, weil du nicht hast wissen können, wer ich bin, doch von nun an wird das getan, was ich will. Hast du verstanden?«
Der Albino nickte.
»Sprich es aus!«
»Ja, ich habe verstanden!«
»Das ist sehr gut, mein Freund. Von nun an wirst du alles tun, was ich von dir verlange, und wenn ich sage, dass du dich selbst umbringen sollst, dann tust du es.«
»Ja, ich mache es.«
»Sehr gut, Lucio. Dann nimm deine Hände, führe sie bis zum Hals und erwürge dich selbst.«
Ein derartig perverser Vorschlag konnte nur aus dem Mund des Hypnotiseurs stammen, denn er war jemand, dem es Spaß bereitete, Menschen nach seiner Pfeife tanzen zu lassen.
Lucio hatte den Befehl bekommen und setzte ihn sofort in die Tat um. Er führte seine Hände hoch zum Hals und umkrallte damit seine Kehle. Dabei hielt er den Blick starr auf den Hypnotiseur gerichtet, der ihm mit einem arrogant wirkenden Blick zuschaute.
Der Albino drückte zu!
Es war einfach nicht zu fassen. In sein Keuchen mischte sich das erste Röcheln, das tief aus seiner Kehle stieg. Er schüttelte wild den Kopf, als wollte er sich von den eigenen Händen befreien, aber sie waren weiterhin wie Krallen, die kein Pardon kannten.
Lucio stand voll und ganz unter dem Einfluss Saladins. Er amüsierte sich weiter und erlebte dabei eine unbändige Freude, als er den
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