1501 - Nachts, wenn die Träume kommen...
zugleich gegen eines der Poster, das dort hin. Es sah so aus, als wollte sie dem nackten Mann darauf den Bauch küssen.
Noch hatte sie das Messer. Ich blieb auf Distanz. Wenn ich sie nicht dazu bringen konnte, das Messer fallen zu lassen, musste ich zu härteren Maßnahmen greifen.
Rose fuhr herum.
Dabei schrie sie wieder. Sie bewegte sich auch wahnsinnig schnell, und als sie mich vor ihren weit geöffneten Augen sah, war plötzlich so etwas wie ein Staunen in ihrem Blick.
Ich wusste ja, dass die Wirtin nicht mehr sie selbst war. Hier hatte Saladin aus der Ferne eingegriffen und seine lebensverachtende Botschaft geschickt.
»Lass das Messer fallen, Rose!«
Ich hatte laut genug gesprochen, um auch verstanden zu werden. Sie schaute zudem in die Mündung meiner Pistole, und sie unternahm auch etwas. Nur hatte ich damit nicht gerechnet, und ich war mir sicher, dass ihr irgendjemand den Befehl gegeben haben musste.
Sie riss den Arm mit der Klinge hoch.
In diesem Augenblick wusste ich, dass ich zu spät gekommen war.
Saladins Macht war stärker, denn vor meinen Augen tötete sich die Frau selbst, denn sie stieß sich das Messer in die Kehle…
***
Es war ein furchtbares Bild, das die Männer der Spurensicherung und ich zu sehen bekamen.
Das Messer steckte tief in ihrer Kehle. Es sickerte kaum Blut hervor, aber sie war tot, das stand fest. Es hatte die Wirtin noch im Stehen erwischt. Das zeigte allein der Ausdruck ihrer Augen, die so schrecklich leer waren.
Wenig später brach sie zusammen. Sie riss dabei noch das Poster ab, das nach vorn kippte und über ihrem Kopf und einem Teil des Körpers liegen blieb.
Sie selbst geriet zunächst in eine sitzende Haltung, dann kippte sie zur rechten Seite und blieb liegen.
Ich drehte mich zu den beiden Kollegen um. Der eine presste eine Hand gegen den Mund. Sein Mitarbeiter, ebenso kalkbleich, schüttelte nur den Kopf.
»Das war gerade noch rechtzeitig«, sagte ich und fragte dann: »Sie tragen keine Waffen bei sich - oder?«
»Nein.«
»Dann haben Sie Glück gehabt.«
Das akzeptierte der Mann, der neben dem Bett stand. »Aber warum hat sie das getan? Sie drehte plötzlich durch und stieß unserem Kollegen das Messer in den Hals. Percy ist völlig ahnungslos gewesen. Er rannte dann aus dem Zimmer und…«
»Ich weiß, Kollege. Aber manchmal gibt es Vorgänge, die man einfach hinnehmen muss.«
»Auch einen Mord?«
Es war eine berechtigte Frage aus seiner Sicht, und ich nickte. »In gewisser Hinsicht schon. Sie haben das Verhalten der Frau erlebt. Sie hat nicht gewusst, was sie tat.«
»Doch! Sie wollte morden.«
»Das ist wahr. Nur geschah es nicht aus eigenem Antrieb. Sie wurde gezwungen, geleitet.«
»Wie bitte?«
»Nehmen Sie es hin, wie es ist. Sie haben hier zu tun, ich muss nach unten und werde den Leichenwagen erneut bestellen.«
»Ja, Sir.«
Ich ging wieder nach unten. Es war der schon bekannte Weg über die Treppe, auf der uns der Kollege entgegengerollt war. Jetzt sah ich ihn nicht mehr. Suko hatte sich um den Mann gekümmert. Er hatte ihn in das Lokal gebracht und dort auf einen Tisch gelegt. Als Suko mich sah, nickte er mir zu, und auf einen Lippen zeigte sich ein schmales Lächeln.
»Ich habe ihm am Hals einen Pressverband aus Taschentüchern angelegt, um wenigstens die Blutung zu stoppen. Noch lebt er, aber es wird Zeit, dass sich der Notarzt um ihn kümmert.«
Die Kollegen standen wie versteinert herum, und auf ihrer Gesichtshaut hatte sich eine fahle Blässe ausgebreitet.
»Was war bei dir, John? Man muss nur in dein Gesicht schauen, um zu sehen, dass es Stress gegeben hat.«
»Ja, und das mit tödlichem Ausgang.«
Suko schaltete sehr schnell. »Meinst du vielleicht Rose Nelson?«
»Ja. Sie drehte durch.«
»Lass hören!«, flüsterte Suko.
Ich gab ihm einen kurzen Bericht. Dann heulte draußen auch schon die Sirene des Notarztwagens auf.
»Also Saladin!«
Ich nickte. »Wer sonst? Er hat sich zwar abgesetzt, aber sein Arm reicht verdammt weit. Er hat die Frau per Fernhypnose unter Kontrolle bekommen.«
Suko erwiderte etwas, das weder ihm noch mir gefallen konnte. »Da bin ich mal gespannt, wen er sich als nächsten vornimmt. Nach seiner Verwundung ist er noch unberechenbarer geworden.«
»Vielleicht ist bald einer von uns an der Reihe.«
»Mal den Teufel nicht an die Wand.«
Ich hob die Schultern. »Das ist schon geschehen, Suko, leider…«
***
Saladin lachte!
Er musste einfach lachen. Er konnte nicht anders, denn er dachte
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