1501 - Weg ohne Wiederkehr
Doch dann zögerte er und überlegte, was er anstelle des Mordschützen tun würde.
Ich würde genau auf diese Stelle zwischen den Steinen zielen, dachte er. Die andere Seite bietet nicht so gute Fluchtmöglichkeiten.
Er drehte sich um und lehnte sich mit dem Rücken an den Stein. Wenn er sich nach links wandte, mußte er etwa fünf Meter überwinden, um hinter einen umgestürzten Baumstamm zu kommen. Der Schütze konnte sich denken, daß er dieses Risiko nicht eingehen würde. Der Weg dorthin war zu weit.
Adams zog seine Jacke aus, duckte sich erneut zum Sprung und warf das Kleidungsstück in die Richtung, in die er fliehen wollte. Im gleichen Moment vernahm er das tödliche Sirren. Er sprang, war für den Bruchteil einer Sekunde ungedeckt. Es sirrte erneut. Er verspürte einen Schlag an der Wade. Dann stürzte er auch schon hinter den sicheren Stein.
Stöhnend hielt er sich die Wade. Ihm war, als habe sich dort ein unsichtbarer Haken hineingebohrt, der an ihr zerrte. Der Zellaktivator begann in rasendem Tempo zu pochen, um mit seinen Impulsen die Schußwunde zu heilen.
Homer G. Adams krempelte sein Hosenbein auf, obwohl er wußte, daß äußerlich nichts an der Wade zu erkennen war. Diese Energiestrahlen erzielten ihre Wirkung ausschließlich im Körperinnern.
Fluchend massierte Adams sich die Wade, bis der Schmerz endlich nachließ. Während dieser Zeit vernahm er einige Male das gefährliche Sirren. Es zeigte ihm an, daß der heimtückische Schütze auf sein Versteck schoß, obwohl er wissen mußte, daß die Strahlen das Gestein nicht durchdrangen.
Der Unsterbliche kroch auf allen vieren in die Senke hinein und arbeitete sich langsam an das Dickicht heran.
Dabei ergab sich einige Male die Gelegenheit, aus der Drehung heraus zu dem anderen hinüberzusehen. Adams beobachtete, daß sich der Mordschütze schnell näherte.
Ihm blieb keine andere Wahl. Er mußte sich verteidigen und zurückschießen, so sehr ihm dies auch widerstrebte.
Als er sicher sein konnte, daß er eine ausreichende Deckung hatte, richtete er sich auf und lief geduckt weiter.
Er hinkte stark, kam jedoch wesentlich schneller voran als zuvor. Schließlich erreichte er einige riesige Tannen.
Hinter einem ihrer Stämme konnte er sich aufrichten und nach seinem Gegner Ausschau halten.
Der Mordschütze hatte bereits das diesseitige Ufer des Flusses erreicht. Mit schußbereit erhobenem Gewehr arbeitete er sich durch den Sumpf voran, wobei er mit erstaunlichem Geschick immer wieder jene Stellen fand, an denen der Boden fest genug war, um ihn tragen zu können.
Homer G. Adams hob das Gewehr und zielte. Als sein Gegner mit einem weiten Satz von einem umgestürzten Baumstamm zu einem aus dem Sumpf ragenden Felsen sprang, schoß er. Mit einem Schrei brach der andere zusammen. Dabei riß er die Arme hoch, um sich auszubalancieren, und verlor die Waffe aus den Händen. Sie flog im hohen Bogen davon und landete mehrere Meter von ihm entfernt im Sumpf.
Adams rannte los. Sein Bein schmerzte noch immer sehr stark, behinderte ihn jedoch nicht mehr so sehr wie zuvor. Die Behandlung durch den Zellaktivator zeigte bereits Wirkung.
Unmittelbar vor dem Mordschützen blieb er stehen. Der Mann lag in verkrümmter Haltung auf dem Boden und hielt sich den rechten Arm. Ihn hatte der Unsterbliche getroffen. Sein Gesicht war vor Schmerz verzerrt. „Wieso hast du auf mich geschossen?" fragte Adams.
Der andere blickte ihn an, als zweifle er an seinem Verstand. „Wieso stellt ein Roboter eine solche Frage?"
„Roboter?" Der Unsterbliche glaubte, sich verhört zu haben. „Wie kommst du darauf, daß ich ein Roboter bin?"
„Weil ich vier Roboter gebucht habe. Sie sind in diesem Tal für die Jagd ausgesetzt worden. Ich dachte, du bist einer von ihnen."
Adams setzte sich auf einen Stein. Das Gewehr legte er quer über die Knie. Er begriff, daß er beinahe das Opfer eines Mißverständnisses geworden war. Der Dunkelhäutige amüsierte sich damit, daß er speziell programmierte menschenähnliche Roboter jagte. „Du hättest mich beinahe getötet", sagte er anklagend. „Es tut mir leid. Ich konnte nicht ahnen, daß du ein Mensch bist. Das Jagdbüro hat gesagt, daß es keinen anderen Menschen in diesem Tal gibt außer mir. Das habe ich schriftlich", erwiderte der andere.
Mühsam richtete er sich auf. Er rückte seinen Schlapphut zurecht und blickte Adams zerknirscht an. „Du weißt nicht, wer ich bin?" fragte der Unsterbliche. „Nein. Dein Gesicht kommt mir
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