1502 - Am Abgrund zur Hölle
erst dann stehen, als sie die Wand als Stütze im Rücken spürte.
»Alles, was wir tun, ist auch zu Ihrer eigenen Sicherheit«, sagte ich ihr.
»Wir wollen Ihrem Mann nichts Böses, im Gegenteil. Wir wollen ihn retten, ebenso wie möglicherweise seine Kollegen, die an diesem neuen Projekt arbeiten. Falls Sie es nicht richtig verstanden haben, sage ich Ihnen jetzt, dass es eine Gruppe gibt, die zu verhindern versucht, dass sich hier etwas verändert. Man ist hier unwissentlich in ein Gebiet eingedrungen, das tabu ist.«
»Und mein Mann?«
»Der weiß Bescheid. Die Banshee hat ihn auf ihre Seite gezogen und zurückgeschickt. Aber wir werden mit ihm gehen. Er wird uns dorthin bringen, woher er gekommen ist.«
Sie nickte nur, und ich war froh, dass sie nicht auf den Gedanken kam, uns begleiten zu wollen.
Suko hatte sich inzwischen um Earl Digger gekümmert. Der Mann machte keine Schwierigkeiten mehr. Er ließ sich sogar vom Bett ziehen, und als er davor stand, da wollte seine Frau zu ihm.
Ich sah, dass sich ihr Gesichtsausdruck veränderte. Und noch bevor sie sich in Bewegung setzen konnte, drückte ich sie gegen die Wand.
»Nein, lassen Sie es!«
»Aber…«
»Kein Aber!«
Sie schaffte es nicht, sich aus meinem Griff zu befreien, obwohl sie sich kurz dagegen stemmte. Dann sah sie ein, dass ich stärker war als sie, und sie erschlaffte.
Suko und sein Schützling hatten das kleine Zimmer inzwischen verlassen. Es gab keine Probleme. Ich hörte kein Geschrei, als sie die Stufen nach unten gingen. Es blieb alles im grünen Bereich, und das ließ mich aufatmen.
Ich nahm mir noch mal Kate Digger vor.
»Versprechen Sie mir, dass Sie hier im Haus auf uns warten?«
Die Antwort bestand zuerst nur aus einem Schluchzen, dann flüsterte sie: »Was sollte ich denn sonst tun?«
Ich strich über ihr Haar. »Bitte, wir werden alles daransetzen, um Ihnen Earl wieder gesund und munter zurückzubringen.«
»Ja, ja, aber da ist die Banshee. Sie ist viel mächtiger, als wir Menscher es sind.«
»Es gibt Ausnahmen, Mrs Digger.«
»Meinen Sie sich und Ihren Kollegen?«
»Zum Beispiel.«
Sie starrte mich an. Unglaube stand in ihren Augen.
Zeit für lange Erklärungen hatte ich nicht. Ich lächelte aufmunternd und nickte ihr dabei zu. Danach hielt mich nichts mehr in diesem kleinen Schlafzimmer. Ich war davon überzeugt, dass ab jetzt jede Minute zählte, denn die Gegenseite war bestimmt dabei, sich zu formieren.
Mit Earl Digger war der Anfang gemacht worden. Aber es gab noch einige weitere Menschen, die involviert waren. Und dass sie alle am Leben blieben, war mir wichtig…
***
Als ich das Haus verließ, war genau das eingetreten, was ich mir vorgestellt hatte. Suko und Earl Digger warteten auf mich im Wagen. Nur waren die vorderen beiden Plätze frei. Suko hatte sich zu Earl in den Fond gesetzt. Durch die Scheibe sah ich, dass sie miteinander sprachen.
Ich stieg ein und warf meinem Freund einen fragenden Blick zu. Er nickte.
»Alles in Ordnung, John. Wir können fahren.«
»Sag den Weg.«
»Erst mal raus hier. Da gibt es einen Weg, der in die Hügellandschaft führt. Er ist nicht glatt, nicht asphaltiert, aber man kann ihn fahren, wie mir unser Freund hier sagte.«
»Und das Ziel?«
»Wird er uns noch nennen. Es liegt jedenfalls dort, wo seine Kollegen am meisten herumwühlen. Sie sollen einen künstlichen See anlegen und haben schon einen entsprechenden Aushub geschaffen. Das muss ein ziemlich großer Krater sein, und dabei kann so einiges zerstört worden sein. Du weißt, was ich damit anspreche.«
»Klar.« Das konnte nur die Heimat der Banshee und der alten Druiden sein. Ich war sogar davon überzeugt, dass die Arbeiter einen alten Friedhof gefunden und dessen Ruhe gestört hatten. Für die Arbeiter waren es nur alte Gebeine. In Wirklichkeit sahen die Dinge anders aus.
Dass dieser Weg oder die Straße erst vor kurzem geschaffen worden war, sahen wir sehr deutlich. Sie bestand praktisch aus den breiten Spuren, die schwere Lastwagen hinterlassen hatten. Zum Glück war der Boden nicht zu weich, sonst wären wir mit unserem Rover noch im Schlamm stecken geblieben.
Über uns zeigte sich der Himmel als geschlossene Wolkendecke. Es gab keine Lücken mehr in diesem Schiefergrau. Zum Glück würde die Dunkelheit noch eine Zeit auf sich warten lassen, sodass ich davon ausging, dass wir unser Ziel im Hellen erreichen würden.
Viel zu reden gab es nicht. Auch Suko stellte keine Fragen mehr.
Ich konzentrierte mich
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