1504 - Die Mutantensucher
unterbrach seine Erzählung und lauschte auf die Meldung, die die Anlagen des Containers ihm weiterreichten. Der Kommandant des Front-Ewaspers riet ihm, sich mit seinem Pferch ein wenig zurückzuziehen. Vaider befolgte den Rat, und er stieg mit seinem Gast in den Container hinein, der zusammen mit dem Pferch in Richtung Lingofer abdrehte.
Vaider setzte sich unter den Einstieg und klappte die Innenseite der Tür nach unten. Gucky ließ sich auf der so entstandenen Sitzfläche nieder. „Baiin ist der berühmteste unter allen Friedensstiftern", setzte der Linguide seine Erzählung fort. „Ihm hat nicht nur Dorina vieles zu verdanken. Auch sein direkter Nachfolger und Erbe seines Schiffes lebt ganz im Geist und im Glanz des großen Lehrers."
„Aramus Shaenor, nehme ich an", warf Gucky ein. Gerino schlug die Handflächen zusammen. „Was weißt du alles über unsere Kultur und Vergangenheit?" fragte er. „Nur das", gab der Mausbiber zu. „Fahre fort!"
Gerino berichtete von seinem Eintritt in die Gefolgschaft Dorina Vaccers, der Philosophin und Friedensstifterin. Er erzählte von den täglichen Übungen, von den Schulungen und den Proben. Er berichtete von schlaflosen Nächten und von Alpträumen, die ihn heimgesucht hatten, weil er es wieder einmal am schlechtesten von allen Schülern gemacht hatte. Und seine Stimme klang euphorisch, wenn er davon sprach, wie Dorina ihn jedesmal mit der Kraft ihrer Worte wieder aufgerichtet hatte. „Ja, sie ist eine wahre Wohltäterin, ein Balsam für das kima eines jeden Linguiden. Ob du es glaubst oder nicht, Gucky, sie hat ein ganzes Jahr lang zugesehen. Ihr habe ich es zu verdanken, daß der Abstand zwischen meinen Fähigkeiten und denen der wirklich Begabten nicht so groß wie der Abgrund zwischen den Planeten und Sonnen wurde. Ein ganzes Jahr hat sie es ausgehalten, und ein ganzes Jahr war ich ein Hemmschuh, ein Klotz am Bein aller anderen Schüler. Sie hat es verkraftet und zudem ungeschehen gemacht. Meine Mitschüler wurden nicht wirklich behindert.
Eine unwahrscheinliche Kraft wohnt in ihr, und doch ist sie schwach im Vergleich zu Aramus, dem Gepriesenen. Daß er der Schirmherr unserer vierzehnten Kolonie sein wird, unser aller Vater und Betreuer, das ist das große Glück. Deshalb drängen sich so viele Linguiden von den anderen Welten herbei, um einen Platz auf Compol zu finden, wenigstens eine kleine Wohnung in Hyatha oder eine Bleibe in Lingofer. Oja, es ist abzusehen, daß es in den kommenden Jahren viele weitere Ansiedlungen hier geben wird. Und wer weiß, vielleicht hat irgendein Beamter doch noch ein Einsehen und erinnert sich an meine Arbeit und mein Anrecht. Vielleicht tauft er dann eine der Siedlungen doch noch in meinem Namen!"
„Vaiderfer!" Gucky nickte. „Wie ist es auf Terra, wie wurde dieser Planet besiedelt?" wollte Gerino Vaider wissen. „Woher kommen die Terraner?"
Gucky freute sich, den Linguiden über ein paar Dinge aufklären zu können, die sein Bild von der Erde und der Menschheit ein wenig zurechtrückten. Er hätte Tage und Nächte so dasitzen und vom Aufbruch der Menschheit in das All reden können, von ihrer Entwicklung, von ihren Erfolgen und ihren Niederlagen. Er hätte der Entdeckung des Planeten Tramp und der Evolution der Ilts einen besonderen Platz eingeräumt, aber die Ewasper und Vaider ließen es nicht dazu kommen. Als Jergelen die Spitzen der Dschungelbäume erreicht hatte, sprang der Forscher plötzlich auf und deutete nach Süden. „Der Durchbruch, sieh nur, Gucky! Sie vollziehen gerade den Durchbruch. Jetzt sind es noch eineinhalb Tage, dann werden sie die Rodung beendet haben. Um Lingofer herum bleibt zumindest in diesem Bereich ein Schutzgürtel von beträchtlicher Breite!"
Die Rodungsmaschinen quälten sich entlang der Lichtung. Dort, wo vor Stunden noch der Wald des Dschungels in den Himmel aufragte, gab es jetzt nur noch zerhacktes Gehölz und die braune Farbe des aufgewühlten Bodens. In wenigen Tagen würden die Hurwynder kommen, wie Gerino die Sämaschinen nannte. Sie würden den Boden kultivieren und ihn neu bepflanzen. Jene Bereiche, die für Gebäude vorgesehen waren, wurden entkeimt und geglättet, teilweise auch bereits ausgehoben. Vaider begründete die Art des Vorgehens damit, daß dieser Bereich der Rodung nichts mehr mit der eigentlichen Stadt zu tun hatte und nicht bis zur Mitte des nächsten Monats fertiggestellt werden mußte. Hier galt ein anderer Zeitplan, und die Erbauer konnten es sich leisten, die
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