1506 - Eine Welt der Linguiden
sich wohl gar nicht vorstellen konnten, daß irgend jemand eine solche Einladung ablehnen könnte.
Die Landung auf der Vulkaninsel im Binnenmeer erfolgte ohne Probleme. Das Festland lag nur zehn Kilometer entfernt. „Wir müssen leider darauf bestehen, euch fürs erste unter Quarantäne zu stellen", erklärte ein Linguide von der Hafenkontrolle über Funk. „Wir bitten euch, für diese Maßnahme Verständnis zu haben."
„Ich denke gar nicht daran!" schimpfte Reginald Bull in der CIMARRON. „Was denken die eigentlich von uns? Daß wir ihnen Läuse, Wanzen und die Pest einschleppen?"
„Wir haben Verständnis und erklären uns einverstanden", teilte Rhodan dessen ungeachtet dem Linguiden mit. „Aber sagt uns doch bitte, wie lange diese Quarantäne dauern soll."
„Bis Meister Balasar Imkord zur Verfügung steht", lautete die lakonische Antwort. „Wie lange?" wiederholte Rhodan mit Nachdruck. „Einige Tage. Der Meister ist auf dem Weg hierher. Geduldet euch bitte."
„Wir haben eine Einladung erhalten. Eigentlich ist es nicht üblich, daß man Gäste so behandelt."
„Meister Balasar Imkord ist sehr beschäftigt", behauptete der Linguide von der Hafenkontrolle. „Er kommt und geht, wie es sich gerade ergibt. Und jetzt erlaubt mir bitte, daß ich mich meinen anderen Aufgaben widme. Es sind einige Frachtschiffe abzufertigen."
„Da ist doch etwas faul!" behauptete Bull, als der Linguide die Verbindung unterbrach.
Fast gleichzeitig meldete sich die Ortung. „Wir orten starke Emissionen vom Zentrum der Insel her. Es sieht ganz danach aus, als wollte man sich nicht ausschließlich auf unser Versprechen verlassen."
„Alarmstart?" fragte Bull. „Nein", erwiderte Rhodan. „Wir bleiben."
Fast gleichzeitig baute sich ein mehrfach gestaffelter Paratronschirm auf, der die drei Schiffe einschloß. „Da käme nicht einmal ich hindurch", bemerkte Gucky aus dem Hintergrund. „Nicht, daß ich es probieren möchte, aber ..."
„Genau darum dürfte es bei dieser Maßnahme gehen", sagte Rhodan gelassen. „Sie wollen sich vor ungebetenen Teleportern schützen. Das kann ich verstehen."
„Jetzt können wir nur hoffen, daß die Linguiden wenigstens Wort halten und uns wieder freigeben, wenn Balasar Imkord auftaucht", bemerkte Bull skeptisch. „Falls er nicht längst hier ist und sich das Ganze nur ausgedacht hat, um uns lahmzulegen."
„Was hätten die Linguiden davon?" fragte Alaska Saedelaere. „Sie wären uns los", erwiderte Bull bissig. „Ich glaube nicht, daß sie das auf diese Weise versuchen würden", sagte Rhodan. „Es wäre ihnen mit Sicherheit viel zu gefährlich."
„Hoffentlich wissen sie das auch!" knurrte Bull.
*
Es dauerte drei Tage, bis der Schirm erlosch. Zur gleichen Zeit tauchte am Rand der Siedlung ein gelb und schwarz gestreifter Gleiter auf, der Kurs auf die Insel nahm.
In dem Gleiter saß ein Linguide. Es war nicht Moron Zembal - den hätten sie erkannt -, aber es bestand kaum ein Zweifel daran, daß sie es mit einem Boten der Friedensstifter zu tun hatten. „Warum meldet er sich nicht über Funk?" fragte Reginald Bull, der offenbar wild entschlossen war, in allen linguidischen Aktivitäten irgend etwas Verdächtiges zu sehen. „Weil die Friedensstifter und ihre Schüler persönliche Kontakte in jedem Fall vorziehen", sagte Rhodan. „Das wissen wir ja mittlerweile. Ich werde mir anhören, was er zu sagen hat."
„Laß mich das machen", bat Alaska Saedelaere in seiner holperigen Sprechweise. „Ich werde ihn heraufführen.
Es kann nicht schaden, wenn er einen kleinen Eindruck vom Innern dieses Schiffes bekommt.
Außerdem braucht ja nicht jeder zu wissen, wie sehr wir bereits auf diesen Besuch gewartet haben."
Für den ehemaligen Mann mit der Maske war das ein ungewohnt langer Vortrag, noch dazu zu einem Thema, an das er normalerweise wohl kaum so viele Worte verschwendet hätte.
Alaska Saedelaere wartete in der Hauptschleuse. Er konnte über die Bordverständigung verfolgen, wie der Linguide sich anmeldete und eingewiesen wurde.
Der Linguide schien es für selbstverständlich zu halten, daß Rhodan sich nicht selbst zur Schleuse bemühte.
Vielleicht wäre das sogar ein Fehler gewesen. Ein Kontakt von einem Boten zum anderen mochte der linguidischen Etikette eher entsprechen.
Wobei natürlich Alaska Saedelaere kein Bote war - aber das konnte der Linguide schließlich nicht wissen.
Abgesehen davon wußte man vorerst noch nicht allzuviel über linguidische
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