1506 - Liliths böser Kosmos
denn ihr war etwas anderes eingefallen, und sie deutete auf eine Lücke zwischen zwei Mantelknöpfen.
»Was ist mit deinem Körper? Warum sieht er so aus? Wie kannst du damit herumlaufen? Du fällst überall auf. Man wird dich ablehnen und niemals akzeptieren.«
»Wir mögen uns so.«
»Aha. Und jetzt möchtet ihr, dass ich ebenso werde.«
»Ja, das wünschen wir.«
Jane schüttelte den Köpf. »Das ist schwer zu begreifen. Wer seid ihr genau?«
Leila nickte Jane zu. Danach wiederholte sie ihre Botschaft. »Du gehörst noch immer zu uns, meine Liebe. Auch wenn du es versuchst, du kannst dich nicht so leicht aus der Affäre ziehen, denn es ist alles ganz anders, als du es dir denkst. Wir wollen dir nichts Böses, das können wir gar nicht, glaube mir. Wir wollen nur, dass alles so wird wie früher.«
»Das ist es schon für mich.«
»Nein, du irrst. Wir meinen es anders - als du noch auf einer bestimmten Seite gestanden hast.«
»Du denkst an den Teufel?«
Für einen Moment glitt ein Lächeln über das Gesicht der Frau. »Ja, an ihn denke ich auch.«
»Dann dienst du ihm? Dann bist du jemand, der auf seiner Seite steht und in seinem Kosmos lebt?«
»Nein, so ist das nicht.«
»Wie dann?«
Leila hob die Schultern. Zu einer Antwort konnte sie sich nicht durchringen. Sie veränderte allerdings ihre Haltung, und was sie dann tat, das gefiel Jane Collins nicht. Es irritierte sie, denn die Frau neben ihr machte den Eindruck, als würde sie aus dem Fenster schauen, um etwas Bestimmtes zu suchen.
»Vermisst du jemanden?«
»Ja, schon.«
»Und wen?«
»Es sind meine Freundinnen. Sie wollen dich auch bei sich haben, Jane. Es ist alles so geplant.«
Das glaubte Jane ihr. Sie spürte den kalten Hauch, der über ihren Rücken rann. Innerlich krampfte sie sich zusammen. In ihren Augen war jetzt ein lauernder Blick. Leila hatte nicht damit hinter dem Berg gehalten, dass sie nicht ohne Rückendeckung gekommen war.
Das ungute Gefühl in Jane steigerte sich. Es ärgerte sie sogar, dass einige Schweißperlen auf ihre Stirn traten, und sie hoffte, dass sich John Sinclair beeilte, um ihr beizustehen.
Leila war für sie im Moment nicht mehr so interessant. Jetzt war es wichtig, herauszufinden, was sich in ihrer überschaubaren Umgebung abspielte.
Was Jane sah, saugte sie in sich auf, während ihre innere Spannung immer mehr stieg. Sie ließ die Scheibe an ihrer rechten Seite etwas nach unten fahren, da sie nicht wollte, dass das Glas durch den Atem von innen beschlug. Die gute Sicht blieb, und Leila traf keinerlei Anstalten, den Golf zu verlassen. Sie saß locker und schien nicht so unter Spannung zu stehen wie Jane. Das Vertrauen in ihre Freundinnen musste schon sehr groß sein.
Wie sah die Umgebung aus?
Vor der Kühlerhaube befand sich die Friedhofsmauer, die im Laufe der Zeit vom Efeu überwuchert worden war. Eine Pflanze, die auch im Winter nicht einging. Über die Mauer konnte sie nicht hinwegschauen, und was sich hinter ihr befand, sah sie in den Spiegeln.
Da bewegte sich nichts. In der Umgebung war es ruhig, aber sie sah nicht, was sich hinter den Bäumen abspielte, denn dort befand sich die Straße.
Aber keiner der Fahrer dachte daran, zum kleinen Friedhof hin abzubiegen.
»Du hast Angst, wie?«
Jane hob die Schultern. »Das kann man nicht so sagen. Ich bin nur achtsam.«
»Das musst du auch sein«, flüsterte Leila. »Ich habe sie bereits gespürt. Sie sind mir gefolgt. Sie wollen mich beschützen, und ich kann dir versprechen, dass dies auch geschehen wird.«
Leila hatte das letzte Wort kaum ausgesprochen, als es passierte. Da Jane auf die Friedhofsmauer blickte, sah sie den Kopf, der sich vom Friedhof her über die Mauer hinweg schob. Das Gesicht einer Frau mit glatten blonden Haaren und einer hohen Stirn.
Sie schob sich von der anderen Seite höher, sie kletterte auf die Mauer, lächelte und hockte sich dort nieder. So konnte sie direkt in den Golf schauen.
»Ah, da ist sie ja…« Leila nickte der Freundin zu.
Jane überlegte fieberhaft. Es war schwer, sich zu etwas zu entschließen.
Sie wusste nicht, welche Reaktion für sie am besten war. Okay, gegen zwei dieser Hexenfrauen kam sie noch an, aber was passierte, wenn immer mehr auftauchten?
Jane drehte den Kopf.
Ihre rechte Seite war frei. Mit einem zweiten Blick erkannte sie, dass ihr von der anderen her ebenfalls keine Gefahr drohte. Dennoch blieb ihr keine Zeit, groß aufzuatmen, denn sie schaute auch in die Spiegel, und da stockte ihr
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