1506 - Liliths böser Kosmos
Der Kopf der Hexe prallte gegen die Nackenlehne, und auf ihren Lippen sammelte sich Blut, das aus der Nase sickerte.
Das war nicht alles. Jane musste so hart reagieren. Es ging um ihr Leben, und sie zog die Beretta, beugte sich nach links und drückte Leila die Mündung gegen die Stirn.
»Und jetzt ganz ruhig!«, flüsterte sie. »Keine falsche Bewegung! Ich werde schießen, denn jetzt geht es um mich. Hast du das verstanden, Leila?«
»Habe ich.«
»Schön. Dann werde ich jetzt meine Scheibe um einen Spalt nach unten fahren lassen, damit du deine Botschaft loswerden kannst. Sag deinen fünf Freundinnen, dass sie verschwinden sollen. Wenn sie bleiben, werde ich dir eine Kugel durch den Kopf schießen. Hast du das kapiert?«
»Schon klar.«
»Gut, dann sag es!«
Die Scheibe glitt eine Fingerbreite nach unten. Von draußen her wehte kühle Luft in den Golf und streifte die Gesichter der beiden Insassen.
Jane drückte mit der Waffe fester zu. »Ich warte nicht mehr lange, Leila.«
»Ja, schon gut.«
»Also…«
»Geht!«, rief Leila ihren Freundinnen zu. »Macht den Weg frei! Wenn nicht, dann will sie mich erschießen. Ich kann nichts dagegen tun, also tut, was sie will.«
Sie erhielt eine Antwort. Es war die Frau, die die Kühlerhaube noch nicht verlassen hatte. Sie kniete nach wie vor auf ihr, als wäre es ein besonderer Platz an der Sonne.
Und sie schüttelte den Kopf. Jane konnte sich leicht vorstellen, dass sie für die anderen Weiber mit reagierte, und das gab ihr einen Stich.
Wenn sie konsequent war, dann musste sie jetzt abdrücken und Leila zumindest verletzen. Aber Jane war kein Teufel. Sie war ein Mensch, der sich an die Regeln hielt. Wenn sie jetzt abdrückte, dann war es Mord, denn sie selbst befand sich noch nicht in einer Notwehrsituation.
Die Zeit hatte bisher nicht für sie gearbeitet, und das blieb leider so. Die Hexenweiber dachten nicht im Traum daran, aufzugeben. Fäuste schlugen gegen die Frontscheibe. In der Lücke zwischen den Armen zeichnete sich das grinsenden Gesicht der Blonden ab.
Mit jeder vergehenden Sekunde wuchs der Stress in Jane Collins. Sie löste die Waffe von der Stirn ihrer Nachbarin, schwenkte sie und zielte in das Gesicht der Person auf der Motorhaube.
Jane Collins erlebte eine Szene, in der die Zeit für sie plötzlich stehen blieb. Es gab nur noch sie und die verdammte Hexe auf der Motorhaube.
Die anderen interessierten sie im Moment nicht.
Und die Person auf der Haube zerrte ihren Mantel auf.
Jane unterdrückte nur mühsam einen Fluch, als sie den bräunlichen Körper sah. Er war identisch mit dem ihrer Nachbarin, die ein leises Lachen von sich gab.
Schießen oder nicht?
Sie hörte das hässliche Lachen der Blonden, die dabei wild ihren Kopf schüttelte, und merkte, dass es nur eine Ablenkung gewesen war, denn jemand hatte die Rückseite des Golfs erreicht und sich eine Waffe gesucht.
Es konnte ein harter Ast sein, den sie von einem der nahen Bäume abgerissen hatte.
Lange würde die Scheibe den Schlägen nicht mehr standhalten. Jane musste sich entscheiden, ob sie schoss oder nicht.
Genau da meldete sich ihr Handy…
Wir hatten nicht gelost, wer den Rover fuhr. Da Suko ihn als Erster erreichte, klemmte er sich hinter das Lenkrad und startete den Wagen.
Janes Stimme klang noch in unseren Ohren nach, und sie hatte bestimmt nicht aus lauter Spaß angerufen. Wenn sie um Hilfe bat, befand sie sich in Bedrängnis.
Weit hatten wir nicht zu fahren, aber was hieß das schon in einer Stadt wie London, wo der Verkehr tagsüber immer dicht war.
»Sirene?«, fragte Suko.
»Ich denke schon.«
Es war meine Aufgabe, sie auf das Dach zu heften. Freie Bahn verschaffte uns ihr Heulton zwar auch nicht, aber wir kamen schon besser durch als die anderen Fahrer.
Die Detektivin war eine Frau, die sich nicht so leicht die Butter vom Brot nehmen ließ. Aber aus lauter Spaß rief sie uns bestimmt nicht an. Aber noch konnte ich mir nicht vorstellen, welche Probleme sie hatte und um welch eine Frau es sich handelte, die sie verfolgt hatte. Jedenfalls war es eine Person, die auch uns etwas anging.
Jane schien da wieder einmal in ein Schlamassel hineingeraten zu sein, denn oft genug gab es Schnittpunkte zwischen ihren und unseren Fällen.
Der kleine Friedhof, auf dem Sarah Goldwyn und auch Frantisek Marek lagen, befand sich in Mayfair in einer ruhigen Gegend. Aber jedes Ziel, auch wenn es noch so nahe liegt, muss erst mal erreicht werden, und da hatte das Schicksal oft
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