1506 - Liliths böser Kosmos
ausgehen.«
»Okay. Bleiben wir hier?«
Das war die Frage. Denn Jane war ja nicht nur hier kontaktiert worden.
Man hatte sie in ihrer Wohnung angerufen, und deshalb war es eigentlich gleich, wo wir uns aufhielten.
Ich deutete auf Janes verbeulten Wagen. »Ist er noch fahrbereit?«
»Ich glaube schon.«
Ich sah mir den Golf an. Es würde kein Vergnügen sein, mit der zerstörten Heckscheibe zu fahren. Die Luftverwirbelungen würden die Auspuffgase in das Wageninnere saugen.
»Wir gehen zu Fuß«, entschloss ich mich. »Es ist nicht weit. Dort haben wir den Rover stehen lassen müssen.«
»Und die Tote?«
»Ich werde dafür sorgen, dass sie abgeholt wird. Aber das können wir auch noch später erledigen.«
»Okay, wie du willst.«
Wir schlichen förmlich davon, denn wir hatten ein verdammt schlechtes Gewissen, aber ich musste auch zugeben, dass ich selten so ratlos gewesen war.
Auf dem Weg zum Rover blieb mir noch genügend Zeit, mit Sir James zu telefonieren. Er konnte ebenfalls nicht viel tun und sagte nur: »Setzen Sie alles daran, Suko so schnell wie möglich zu finden, John.«
»Tja, aber das wird nicht einfach sein.«
»Sie schaffen es schon…« Darüber konnte ich nicht mal lachen.
***
Suko hatte einem schlimmen, aber auch fantastischen Vorgang zuschauen müssen. Er war für ihn unerklärlich gewesen, und jetzt stand er da und musste darüber nachdenken.
Im Moment fühlte er sich nicht in Gefahr, aber diese Welt war alles andere als normal. Was da in dieser sirupartigen Flüssigkeit aus der Mundöffnung der Gestalt herausgelaufen war, war einmal ein Mensch gewesen.
Suko richtete seinen Blick nach unten, und er schaute dabei zu, wie die Flüssigkeit allmählich erstarrte und die gleiche Form annahm, wie sie auch die lange Zunge aufwies, die sich auf dem Boden ausgebreitet hatte. In ihr sah er ein Gesicht. Es war das der Hexe Leila, die er vor dem Friedhof in Mayf air kennen gelernt hatte.
Aber wieso war das passiert?
Suko wusste es nicht. Er selbst hatte nichts dazu getan. Er war dicht davor gewesen, diese Figur mit der Dämonenpeitsche zu attackieren, doch die Veränderung war von allein erfolgt.
Tatsächlich grundlos?
Suko konnte es sich nicht vorstellen. Wenn ein bestimmtes Ereignis eintrat, dann gab es immer einen Grund, und so musste es auch hier sein.
Suko schob es nicht allein auf seine Anwesenheit, so weit wollte er nicht gehen. Es musste einen anderen Grund geben, und der lag vielleicht nicht hier in seiner Umgebung oder in diesem Kosmos.
Er fand keine Erklärung, und so ging er davon aus, dass er wieder von vorn anfangen musste. Er würde sich um die Statue kümmern müssen, von der er annahm, dass sie Lilith darstellte.
Sie stand noch immer an derselben Stelle. Sie hielt den Kopf leicht schief und den Mund halb offen. So schaute sie Suko schräg von der Seite her an, und er dachte wieder daran, dass sie diese Masse erbrochen hatte. Wenn er näher darüber nachdachte, konnte das nur eines bedeuten. In ihr steckten noch andere Personen in feinstofflicher Form. Sie war jemand, der die andere Seite der Menschen aufsaugte und sie für sich einnahm.
Dann gab es ihre Dienerinnen zweimal. Zum einen als normale Menschen und zum anderen als feinstoffliche Wesen, die vom Körper dieser Person aufgesaugt worden waren.
Suko waren feinstoffliche Wesen nicht unbekannt. Und so ging er davon aus, dass Lilith sie geteilt und so an sich gebunden hatte. Es war ihr gelungen, diese Frauen ganz zu besitzen. Sowohl den Geist als auch den Körper, und jetzt war der Geist vergangen.
Der Körper auch?
Da konnte Suko nur raten. Leilas Körper befand sich in der normalen Welt, und Suko ging weiterhin davon aus, dass sich auch John Sinclair dort aufhielt. Wenn er eingegriffen hatte, war es zu dieser Eskalation gekommen.
Aber er dachte nicht daran, John Sinclair den Job ganz zu überlassen, denn Lilith stand in seiner Nähe. Suko hatte noch immer nicht ausprobiert, wer mächtiger war. Sie oder seine Peitsche.
Er schaute hin.
Durch den Verlust des einen feinstofflichen Körpers hatte sie sich nicht verändert. Noch immer strahlte sie diese Boshaftigkeit aus, wie Suko sehr deutlich merkte. Er fühlte sich körperlich unwohl unter ihrem Blick, der an Kälte nicht zu übertreffen war. Er war schon menschenverachtend, und Suko wusste, dass sie ihn auf der Stelle töten würde, wenn sie eine Möglichkeit dazu sah.
Er schaute auf seine Peitsche. Die drei Riemen hingen noch immer aus dem Griff. Wie er diese
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