1506 - Liliths böser Kosmos
Kopf.
»Was ist?«, fragte ich sie.
»John, ich sehe dir an, dass du über bestimmte Dinge nachdenkst. Erzähl mir nichts.«
»Was meinst du denn?«
»Du denkst an meine Vergangenheit.«
»Und?«
»Und du denkst daran, dass ich es schaffen könnte, mit Lilith und ihren Getreuen Kontakt aufzunehmen.«
»Das habe ich nicht gesagt.«
Sie boxte mir leicht gegen die Brust. »Ich weiß, dass du es mir nicht gesagt hast, aber ich schaue in deinen Kopf hinein. Du siehst mich als einzige Chance an.«
Ich gab ihr keine direkte Antwort und sagte nur: »Schließlich wollten sie dich zurückholen.«
»Klar, ich weiß. Aber daran werden sie sich die Zähne ausbeißen. Ich mache diese Hölle nicht noch mal durch, darauf kannst du Gift nehmen. Das wird nichts.«
Ich konnte ihre Reaktion ja verstehen, doch an Aufgabe dachte ich trotzdem nicht. »Und wie sollen wir Suko aus dieser fremden Dimension wegholen?«
»Ich habe keine Ahnung. Aber kann es nicht sein, dass er selbst dazu in der Lage ist?«
»Das wird verdammt schwer werden.«
»Klar. Er wird es aber auf jeden Fall versuchen. Vielleicht ist er schon dabei.« Jane hob die Schultern. »John, ich will dir ehrlich sagen, dass ich vor einem Rätsel stehe. Ich weiß nicht mehr weiter. Und wenn du an meine latent vorhandenen Hexenkräfte denkst, dann kannst du das nicht mit Glenda Perkins Fähigkeit, sich an bestimmte Orte zu beamen und dabei Grenzen zu überwinden, vergleichen.«
Es passte alles. Ich wusste kein Gegenargument, aber Jane hatte mich auf einen Gedanken gebracht, und der ließ mich nicht wieder los. Unter Umständen war Glenda wirklich unsere einzige Chance. Doch schnell nahm ich wieder davon Abstand, denn Glenda stand in keinerlei Beziehung zu Liliths Kosmos, und wir wussten nicht, wo wir ihn suchen mussten.
Es war eine verdammt traurige Lage für uns, und die hing nicht nur mit der Umgebung zusammen, in der wir uns aufhielten. Ein Friedhof, auf dem zwei Freunde von uns lagen, die uns allerdings nicht mehr helfen konnten. Ich grübelte dabei weiter über den Begriff »Liliths Kosmos« nach und überlegte, ob ich ihn irgendwann schon mal gehört hatte.
Erinnern konnte ich mich jedenfalls nicht daran.
Schließlich blieben meine Gedanken wieder an dem verschwundenen Suko hängen. Er war vor unseren Augen in die andere Dimension geholt worden, aus der Leila gekommen war. Es gab also einen Weg hinein, aber gab es auch einen zurück?
Jane Collins war ebenso ratlos wie ich. Sie legte mir eine Hand auf die rechte Schulter.
»Meinst du, dass es sich noch lohnt, länger hier stehen zu bleiben und zu warten?«, fragte ich sie.
»Ich habe keine Ahnung. Aber ich gehe davon aus, dass Suko hier wieder erscheinen wird.«
»Warum?«
»Kannst du dir etwas anderes vorstellen?«
»Darüber habe ich noch nicht nachgedacht, aber ich schätze, dass wir Vertrauen in ihn haben sollten. Er ist zudem nicht unbewaffnet.«
Die Detektivin gab keine Antwort. Sie schaute auf die verfaulte Leiche.
Dann schüttelte sie den Kopf. Mit leiser Stimme fing sie an zu reden.
»Es ist ja alles ganz anders«, murmelte sie, »oder alles ganz neu für die andere Seite.«
»Wie meinst du das?«
»Es fehlt jemand.«
»Stimmt.«
»Und diese Person müsste ersetzt werden.«
Ich ahnte, worauf Jane hinauswollte. »Durch dich etwa?«
Sie schaute mich bei ihrer Antwort nicht an und murmelte: »So ähnlich habe ich es mir vorgestellt. Vielleicht sollte man deinen Vorschlag aufgreifen. Ich will nicht sagen, dass ich mich opfern will, aber ich könnte schon etwas dazu beitragen, dass wir näher an Suko herankommen. Wenn ich mich in Liliths Kosmos oder Hexenwelt oder wie immer man das Gebiet auch nennen will begebe…«
»Und wie willst du dorthin gelangen?«
»Ich habe keine Ahnung. Aber wenn die Hexen ebenso denken wie ich, dann lauern sie immer noch auf die Chance, mich zu holen. Etwas anderes kann ich dir auch nicht sagen.«
Man konnte es drehen und wenden, wir blieben immer an einem bestimmten Punkt hängen. Ich fragte dann: »Und wo sollte das passieren? Wo willst du auf sie warten?«
»Das kann ich dir nicht sagen, John. Ich weiß nicht einmal, ob ich auf sie warten soll. Ich kann mir denken, dass sie abwarten und plötzlich erscheinen werden, wenn der Zeitpunkt für sie perfekt ist. Eine andere Möglichkeit sehe ich nicht.«
»Du kennst sie nicht, und deshalb kannst du dich auch nicht in sie hineinversetzen.«
»Aber sie werden bestimmt nicht aufgeben, John, davon müssen wir
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