1508 - Spur der Hoffnung
Abwesenheit gewinnt das Böse in allen denkbaren Formen die Oberhand."
„Diese Religion ist doch ein ausgemachter Witz", beschwerte sich Nikki Frickel. „Ich habe mich darüber schon köstlich amüsiert."
„Was du auf Ponam tunlichst unterlassen wirst", verlangte Gesil. „Uns mag diese Religion ebenso wie die daraus erwachsene Theokratie lächerlich vorkommen, aber wir müssen nicht nur tolerant genug bleiben, sondern auch vorsichtig. Wenn wir mit den Gotar nicht friedlich auskommen, würde das meine Mission nur behindern oder vielleicht zum Scheitern bringen."
„Wenn du Ärger vermeiden willst", Loydel Shvartz warf ruckartig beide Arme in die Höhe, als wolle er böse Geister verscheuchen, „dann müssen wir dem alten Schandmaul Nikki den Mund zukleben. Oder du schließt sie aus dem Kern des Kommandos aus."
„Du bist auch nicht viel harmloser", konterte Gesil. „Ihr werdet euch beide zusammenreißen, und damit basta!
Tamara, bitte berichte weiter."
„Da fällt mir doch glatt das Gebiß aus dem Mund!" Nikki spielte die Empörte. „Man wird doch seine Meinung sagen dürfen!"
„Aber nur mit Gebiß und nicht bei den Anhängern von Buba und Karil." Loydel Shvartz lenkte ein. „Ich habe es kapiert, und ich werde schon auf Nikki aufpassen."
Nach diesem kleinen Geplänkel hüllte sich Nikki Frickel in Schweigen, und Tamara Juntersman sprach weiter: „Nach Meinung der Gotar sind Buba und Karil Feinde jeglicher Technik. Diese unsinnige Anschauung haben sie in weite Teile ihres Lebens übertragen. Es kann noch Jahrhunderte dauern, bis sich diese Lehren geändert haben. Die Gotar vermeiden peinlich jede Forschung und Entwicklung auf technischen Gebieten.
Sie geben sich mit dem zufrieden, was sie von ihre Vorfahren besitzen. Und selbst das wird argwöhnisch betrachtet.
Konkret bedeutet das, daß es eine Anzahl von uralten Antigravgleitern auf Ponam gibt, auch drahtgebundene und drahtlose Kommunikationsmittel auf elektromagnetischer Basis, sowie Fusionsreaktoren zur Energiegewinnung. Nahe der Hauptstadt Tarpeel befindet sich noch ein alter Raumhafen, aber ich konnte nicht in Erfahrung bringen, ob es überhaupt Raumschiffe auf Ponam gibt."
„Unsere TABATINGA", hakte Gesil an dieser Stelle ein, „würde auf Ponam zweifellos unnötiges Aufsehen erregen. Ihre Größe könnte bei diesen Feinden der Technik zu Ärgernissen fuhren. Ich habe daher beschlossen, das Schiff im Orbit zu belassen. Das Kommando und ich werde mit einer der beiden Dreißig-Meter-Space-Jets landen. Das relativ kleine Diskusschiffist bestimmt weniger auffällig."
„Es muß noch etwas zur Regierung der Gotar gesagt werden", fuhr Tamara Juntersman fort. „Vieles ist auch mir nach den Recherchen noch unklar, und das werden wir vor Ort ausforschen müssen. Bekannt ist, daß an der Spitze zwei sogenannte Pontimache stehen. Es ist schon etwas seltsam, wie dieser Name sich dort einnisten konnte, denn er läßt auf Einflüsse von Terra schließen. Die Bezeichnung Pontimach leitet sich zweifellos von Pontifex maximus ab."
„Das wird ja immer, schlimmer", klagte Nikki.
Tamara ging nicht darauf ein, als sie ihre Erklärungen fortsetzte. „Die beiden Pontimache sind so etwas wie oberste Priester. Sie werden von - einem Priesterkollegium gewählt - angeblich aufgrund göttlicher Eingebung und damit im Namen von Buba und Karil. Das Priesterkollegium fungiert als Legislative und stellt somit in unserem Sinn die Abgeordneten des Parlaments. Es ist aber an die - göttlichen Weisungen der beiden Pontimache gebunden. Andere Priester, die dann nicht dem erwähnten Kollegium angehören, stellen die Richter. Die verkörpern somit die Judikative."
„Das hört sich wie eine theokratische Diktatur an", sinnierte Loydel Shvartz. „Das ist es nicht", widersprach Tamara Juntersman. „Es existiert eine Gewaltenteilung in gewisser Form, wie ihr gehört habt. Es hat auch nicht den Anschein, daß die Pontimache die Richter beeinflussen.
Etwas anderes ist es mit der eigentlichen Exekutive. Den Pontimachen direkt unterstellt ist die sogenannte Sittenpolizei. Der Name mag etwas irreführend sein, denn diese Truppe überwacht die Einhaltung der vom Priesterkollegium erlassenen Gesetze. Eins dieser Gesetze verbietet Raumfahrt Angehörigen des eigenen Volkes die Raumfahrt.
Natürlich werden Raumfahrer anderer Völker und deren Fahrzeuge auch mit Mißtrauen betrachtet."
„Wir werden uns auf Ponam in Ruhe umsehen." Gesil schloß damit diese Besprechung ab. „Wir
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