1508 - Spur der Hoffnung
kamen.
Es gab da mehrere Möglichkeiten. Vielleicht hatte man die Kontaktfunksprüche doch empfangen und nur nicht geantwortet. Es war aber auch möglich, daß die Gotar, denen sie am Stadtrand begegnet waren, diese Informationen weitergegeben hatten. Gute Kommunikationsnetze besaßen die Bewohner Ponams ja trotz aller Technikfeindlichkeit. „Meine Untersuchungen sind beendet", erklärte der Sprecher der Sittenpolizei. „Gegen euch werden drei Anklagen erhoben.
Erstens: Verstoß gegen das Basisgesetz des Glaubens, denn ihr verehrt andere Götter neben Buba und Karil.
Zweitens: Verstoß gegen das Betpflichtgesetz, denn wie uns berichtet wurde, habt ihr an dem letzten Gebet nicht teilgenommen. Da ihr, wie du selbst sagst, Buba und Karil verehrt, hättet ihr aber teilnehmen müssen.
Drittens: Verstoß gegen das Technik-Tabu-Gesetz Nummer zwei, denn ihr habt es gewagt, Hand an ein defektes technisches Gerät, nämlich jenen Gleiter dort, zu legen."
Gesil verschlug es nun doch die Sprache. Die Art und Weise, wie der Albino ihre Worte verdrehte und zu seinen Gunsten auslegte, waren reiner Hohn. Sie sah, wie Nikki Frickel aufbrausen wollte, Loydel Shvartz konnte sie gerade noch bremsen. „Und was spricht zu unseren Gunsten?" fragte Tamara Juntersman den Sittenpolizisten. „Nichts", antwortete dieser. „Ihr seid alle verhaftet."
„Nicht so schnell, Zotego." Die kleine Terranerin ergriff die Initiative. „Ich kenne einige eurer Gesetze. Danach dürften Nichtgotar nur verhaftet werden, wenn sie bei Verstößen Leib und Leben von Gotar gefährdet oder gegen Buba und Karil öffentlich gelästert haben. Das haben wir aber nicht.
Also kannst du uns allenfalls unter vorläufige Überwachung stellen. Außerdem muß uns Gelegenheit gegeben werden, den mißverstandenen Satz unserer Führerin zu korrigieren."
„Dann korrigiere ihn!" verlangte Zotego ungehalten. Er war bei Tamaras Worten sichtlich nervös geworden. „Das tue ich. Wir möchten euch Gotar nicht kränken", sagte die blonde Terranerin. „Wir respektieren Buba und Karil als eure Götter, aber wir verehren und anerkennen sie nicht. Wir besitzen eine andere Gottheit, die es uns aber erlaubt, eure Götter zu respektieren. Eure Gesetze gelten also für uns nicht, und es wäre eure Pflicht, uns als neutrale Gäste zu betrachten."
Der Sprecher der Sittenpolizei überlegte nicht lange. „Das kann ich allein nicht entscheiden", räumte er ein. „Ich muß die Priester-Richter bemühen.
Bis das geschehen ist, haltet ihr euch im Hotel ›Zum Silbernen Bubar‹ auf. Ihr steht unter vorläufiger Überwachung, und das bedeutet, daß ihr das Hotel nicht verlassen dürft. Und nun folgt uns! Das Hotel befindet sich am Ende dieser Straße."
„Einverstanden!" Gesil atmete auf und warf Tamara Juntersman einen dankbaren Blick zu.
Durch ihr Eingreifen hatte die verfahrene Situation wenigstens etwas entkrampft werden können. „Wir fügen uns erst einmal in diese Entscheidung und warten ab."
*
Das Hotel „Zum Silbernen Bubar" entpuppte sich als nobles und gepflegtes Unternehmen. Die Angehörigen der Sittenpolizei überwachten nun jeden Schritt der Gruppe, aber sie verhielten sich dabei sachlich.
Beim Portier konnte Gesil einige hundert Galax in die einheimische Währung umtauschen. Sie erfuhr dabei zu ihrem gelinden Erstaunen, daß es auf Ponam ausschließlich Münzgeld gab. Papiergeld war ebenso wie bargeldloser Verkehr gänzlich unbekannt. Die höheren Münzwerte bestanden aus Gold, Platin und Silber. Da die Platinvorkommen auf Ponam häufiger waren als die des Goldes, waren auch die entsprechenden Münzen von geringerem Wert.
Um den Bestand der eigenen Währung zu sichern, galt ein strenges Ausfuhrverbot für Edelmetalle ebenso wie für Bargeld. Gesil mußte über alle Ausgaben in Bubar genau Buch führen und jeden Betrag von einem dazu ermächtigten Gotar quittieren lassen. Jedenfalls wurde sie dazu aufgefordert.
Die Sittenpolizei wachte auch über den Umgang mit Geld, und sie würde niemanden abreisen lassen, der nicht seine ordnungsgemäßen Quittungen vorlegen konnte und die restlichen Münzbestände wieder ablieferte.
Den unter vorläufige Überwachung gestellten neun Personen wurde ein eigenes Stockwerk zugeteilt. Auch hier befanden sich an allen Ecken und Enden Lautsprecher, über die in unregelmäßigen Zeitabständen zum Beten aufgerufen wurde. Kurz nach der Ankunft forderte der Pontimach Raghet zum Gebet auf.
Diesmal ging es um ein besonderes
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