1509 - Standbild des Grauens
finden.«
»Genau.«
Suko hob die Schultern und sprach ein wahres Wort gelassen aus. »Da bin ich ja froh, dass es noch hell genug ist.«
»Ja, manchmal muss man eben Glück haben.«
Es blieb uns nichts anderes übrig, als die Felswand genau abzusuchen.
Die Einschnitte waren vorhanden, manche sogar so groß, dass sie uns aufnehmen konnten. Wir starteten einige Versuche, aber wir hatten Pech, denn die Lücken verbreiterten sich nicht zu einem Gang oder einer Höhle.
Ich dachte daran, dass wir uns einen anderen Plan zurechtlegen mussten. Systematisch vorgehen, und das, bevor es finster wurde. Bis zur Dämmerung war es nicht mehr lange hin. Denn was Justine geschafft hatte - davon ging ich einfach aus -, mussten auch wir schaffen können.
Ich blieb neben dem roten Feuerstuhl stehen und fragte mich, warum sie ihn gerade an dieser Stelle aufgebockt hatte. Lag es vielleicht daran, dass sich der Eingang in unmittelbarer Nähe befand?
Das mochte so sein, und ich wollte Suko meine Überlegung mitteilen. Er war jedoch in einer der Spalten verschwunden, um nach dem richtigen Weg zu suchen.
Da er nicht zu sehen war, ich auf der Stelle stand und trotzdem Schritte hörte, schrillten in meinem Kopf plötzlich alle Alarmglocken, und ich drehte mich in die entsprechende Richtung.
Ich sah allerdings nichts, weil mir der Jeep die Sicht nahm. Doch das dauerte nur wenige Sekunden. Am veränderten Klang der Geräusche stellte ich fest, wohin sich der Unbekannte bewegte. Er ging auf der anderen Seite des Jeeps entlang, wahrscheinlich geduckt, um plötzlich hinter mir aufzutauchen.
Dann sah ich ihn.
Ich starrte ihn an, er mich!
Und ich brauchte nicht lange zu raten, um wen es sich dabei handelte.
Ich erinnerte mich an das leere Lagerhaus in London, wo mir der Blutsauger über den Weg gelaufen war.
Eine graue Gestalt ohne Seele, aber auch ohne Leben, obwohl er sich wie ein Mensch bewegte.
Er glotze mich nur an. Das Gesicht schien mit Staub gepudert zu sein.
Kein Ausdruck war in seinen Augen, nicht mal die Gier nach Blut. Alles lief langsamer bei ihm ab, auch das Öffnen des Mundes, was er tat, um zu zeigen, wer er war.
Zwei lange spitze Zähne stachen besonders hervor, und eine weitere Erklärung brauchte ich nicht.
Ich hörte hinter mir Schritte und Sukos Stimme. »Fast habe ich gedacht, Glück zu haben, aber…«
»Sieh mal, wer da ist«, sagte ich nur.
Suko stand zwei Sekunden später neben mir. Nein, er öffnete seinen Mund nicht weit, obwohl das zu seinem Staunen gepasst hätte. Er pfiff durch die Zähne.
»Das gibt es doch nicht.«
»Doch.«
»Hast du auch gesehen, woher er gekommen ist?«
»Nein, aber die Öffnung in der Felswand kann nicht weit sein. Ich denke, er hat großen Durst.«
»Den wir ihm austreiben werden«, erklärte der Inspektor und zog in aller Ruhe seine Dämonenpeitsche.
Ich ließ die Beretta stecken und griff auch nicht nach meinem Kreuz, das von der Kleidung verborgen vor meiner Brust hing. Ich trat sogar zur Seite, damit Suko den nötigen Platz hatte.
Bevor er losging, huschte noch so etwas wie ein Grinsen über seine Lippen. Der Vampir ahnte nicht einmal, was da auf ihn zukam. Er ging Suko mit seinen schwerfälligen Bewegungen entgegen und bewegte dabei die Arme wie pralle Schläuche. Den Mund ließ er offen, und in dieser Pose war sein Gesichtsausdruck erstarrt. Er wusste, wie stark er war, und vertraute völlig darauf.
Suko ließ ihn kommen. Ich stand am Rand und schaute zu. Dabei sah ich, wie Suko die Peitsche einmal kreisen ließ, sodass die drei Riemen aus der Griff Öffnung rutschen konnten.
Jetzt war er kampfbereit.
Nur wusste das der schwerfällige Blutsauger nicht, der dachte, leichtes Spiel zu haben.
Er wollte nach Suko fassen und ihn an sich heranziehen, als die Riemen in die Höhe flogen und durch den Gegenschwung nach vorn geschleudert wurden.
Sie trafen voll!
Zuerst hörten wir das Klatschen. Dann geriet der Blutsauger ins Stocken.
Als Nächstes drehte er sich zur Seite. Dabei bewegten sich die Beine, und so torkelte er zurück, bis er mit seinem Körper gegen den geparkten Jeep stieß.
Er sackte nicht zusammen. Er schaffte es sogar, obwohl tödlich getroffen, auf den Beinen zu bleiben. Dort, wo Suko ihn erwischt hatte, platzte die Haut auf. Das war besonders gut in seinem Gesicht zu sehen.
Ein Riemen hatte es diagonal getroffen und dort die Haut aufgerissen.
Es bildete sich eine Rinne, aus der kein Blut rann, sondern so etwas wie eine Mischung aus Erde und
Weitere Kostenlose Bücher