151 - Der Barbarenfürst
hatten die Spuren der Entflohenen im morastigen Gebiet entdeckt, und nun waren sie mit dem Eifer blutrünstiger Jagdhunde hinter ihnen her.
»Wenn wir sie eingeholt haben, überlaßt ihr Tony Ballard mir!«
sagte Otuna hart. »Ihr kümmert euch nur um das Mädchen. Der Mann soll meine Kraft zu spüren bekommen. Ich möchte, daß er leidet, daß er heulend vor mir im Dreck liegt!«
»Sie nähern sich dem schwarzen Felsen«, stellte Arson fest.
Theck hatte plötzlich eine Idee. »Wir könnten sie auf den Drachenfriedhof zutreiben.«
»Dort würden sie ihr Leben verlieren«, sagte Arson, »was hätte das für einen Sinn? Wir brauchen Tony Ballard und das Mädchen lebend. Ich will nicht tagelang unterwegs sein und schließlich ohne einen einzigen Sklaven nach Seysaus kommen.«
Theck hätte es dennoch lieber gesehen, wenn Tony Ballard das Leben verloren hätte. Er hatte es im Gefühl, daß ihnen dieser Mann auch weiterhin nur Ärger bereiten würde. So einen machte man besser unschädlich.
Die Bodenwellen verflachten allmählich. In weiter Ferne sahen die Silberdämonen den schwarzen Felsenbuckel, dem sich die Fliehenden näherten.
»Sie haben jemanden bei sich«, stellte Arson fest. »Ein merkwürdiges graues Wesen.«
»Es muß sie befreit haben«, sagte Theck.
»Sie haben den Einschnitt, der zum Drachenfriedhof führt, schon fast erreicht«, sagte Arson ärgerlich. »Die toten Drachen werden sich erheben und sie zerstampfen. Wir können sie nicht abdrängen.«
»Vielleicht halten sie kurze Zeit durch«, sagte Otuna. »Dann können wir ihnen das Leben retten. Kommt, treibt euer Tier an!«
Otuna schlug mit den Fersen zu, und ihr Reittier schoß los.
***
Wir tauchten in einen tiefen schwarzen Schatten ein. Meate sprach von Rissen, die sich durch den ganzen mächtigen Felsen zogen, so daß man ihn hinter sich lassen konnte, ohne ihn überklettern zu müssen.
»Einige dieser Einschnitte führen auf der anderen Seite nicht hinaus, sie enden irgendwann«, erklärte Meate.
»Wir wollen hoffen, daß du dich für den richtigen Einschnitt entschieden hast«, sagte ich. »Umkehren können wir nämlich nicht, denn wir haben die Sklavenjäger im Nacken.«
»Einer dieser Einschnitte führt in einen Felsenkessel.«
»In dem wären wir dann gefangen«, sagte ich ohne Begeisterung.
»Schlimmer«, sagte Meate. »Der Felsenkessel ist ein Höllenhort, ein Drachenfriedhof. Man sagt, daß jeder sterben muß, der ihn betritt. Denn dann erheben sich die toten Drachen…«
»Das also ist die Silberwelt«, knurrte ich. »Nun kann ich verstehen, daß ihr Mr. Silver den Rücken kehrte.«
»Gibt es auf der Erde denn keine Gefahren?« fragte Meate.
»Andere schon, aber zum Glück keine Drachen.«
Wir hörten plötzlich einen Schrei, der mir das Blut in den Adern gerinnen ließ. Er hallte tausendfach verstärkt von den Felswänden, stürzte sich auf uns und begrub uns. Obwohl die Stimme verzerrt und vom Echo verfremdet war, glaubte ich doch, sie zu erkennen.
Ich war ziemlich sicher, daß mein Freund Mr. Silver dieses schreckliche Gebrüll ausgestoßen hatte.
Und wenn Mr. Silver so schrie, dann mußte es ihm verdammt dreckig gehen!
»Gib auf Meate acht!« befahl ich Boram und startete.
Ich keuchte durch den dunklen Schatten und erreichte die pfannenartige Felsenarena. Dort sah ich Mr. Silver. Mein Freund befand sich in einer äußerst mißlichen Lage. Der Ex-Dämon lag auf dem Boden und war offenbar nicht mehr imstande aufzustehen, und direkt über ihm befand sich das riesige Skelett eines Drachens.
Ich vermißte Shavenaar. Wo befand sich das Höllenschwert?
Hatte es Mr. Silver auf dem Weg hierher verloren – oder erst in diesem Kessel des Todes?
Blitzschnell öffnete ich, mein Hemd und hakte den Diskus los.
Eben war die Scheibe noch handtellergroß gewesen, nun wurde sie dreimal so groß. Ich rannte einige Schritte in den Kessel hinein, holte aus und schleuderte die glatte Scheibe, in der sich unbeschreibliche Kräfte befanden.
Ich zielte auf den großen Drachenschädel. Unter mir gab der Boden nach. Ich hatte zu nahe vor einem Riß gestanden. Die Vorwärtsbewegung ließ das Erdreich brechen, und damit bekam der Dämonendiskus einen anderen Kurs.
Die Scheibe rasierte den Knochenschädel nur, berührte ihn ganz leicht und knallte gleich darauf gegen den schwarzen Felsen. Klimpernd wie ein großes Geldstück fiel der Diskus zu Boden.
Ich war wütend, weil ich den Drachen nicht getroffen hatte, aber ich erreichte mit
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