151 - Der Barbarenfürst
Magie-Kombinationen beleben den Bogen. Er gehorcht mir.«
Benrii streckte zaghaft die Hand danach aus. Die Augen der Teufel begannen zu glühen, das war eine Warnung. Benrii machte Ronsidor darauf aufmerksam.
»Keine Angst, sie werden dir nichts tun«, sagte der Schreckliche, aber Benrii wußte nicht, ob er ihm trauen durfte. Ronsidor sagte nicht immer die Wahrheit. Manchmal legte er seine Getreuen auch herein, bloß weil es ihm Spaß machte, sie zu täuschen.
Ab und zu war es sogar ein tödlicher Spaß. Ronsidor war unberechenbar.
»Nimm den Bogen!« befahl er. »Oder bist du zu feige dazu?«
Benrii erschrak. Feigheit war in Ronsidors Augen ein schweres Verbrechen. Hastig ergriff Benrii die Waffe – und nichts passierte.
Er atmete erleichtert auf.
»Leg einen Pfeil auf die Sehne!« verlangte Ronsidor.
Die Truhe war voll mit Pfeilen. Benrii nahm gehorsam einen heraus und tat, was Ronsidor wollte.
»Und nun schieß auf mich!« sagte der Schreckliche rauh.
»Das… das darfst du von mir nicht verlangen, Erhabener!«
stammelte Benrii entsetzt. »Du bist mein Herr, mein Gott.«
»Schieß!«
»Erhabener, ich bitte dich…!«
»Spann den Bogen!«
Benrii versuchte es. »Es geht nicht.«
»Streng dich an!«
Benrii bot seine ganze Kraft auf, aber der Bogen bewegte sich keinen Millimeter, worüber Benrii natürlich sehr froh war. Ronsidor lachte laut. Plötzlich riß er Benrii Pfeil und Bogen aus den Händen. Mühelos spannte er den harten Zauberbogen, während sich die Pfeilspitze, die auf Benrii zielte, mehr und mehr zurückzog.
Es befand sich soviel Kraft im Bogen, daß der Pfeil den schwarzen Brustpanzer, den Benrii trug, durchschlagen würde.
Und nicht nur das. Benrii konnte sich vorstellen, daß der Pfeil durch seinen Körper sauste, wenn ihn Ronsidor von der Sehne schnellen ließ.
»Erhabener…«, stammelte Benrii. »Hast du wirklich vor, mich zu töten?«
Ronsidor sagte nichts, der Bogen blieb gespannt, der Pfeil blieb auf Benrii gerichtet.
Ronsidor schien die Zeit angehalten zu haben. Für Benrii verging eine quälende Ewigkeit. Endlich setzte Ronsidor den Zauberbogen ab, und Benriis Kehle entrang sich ein erleichterter Seufzer.
Ronsidor warf den Pfeil in die Truhe und hob den Bogen über seinen Kopf. »Damit wird es mir gelingen. Mit dieser Waffe werde ich Sabra vernichten. Ihre Macht wird auf mich übergehen. Es wird nur noch einen Herrscher auf der Silberwelt geben: mich, Ronsidor den Schrecklichen!«
Er legte den wertvollen Zauberbogen in die silberbeschlagene Truhe und schloß sie.
»Eine großartige, eine einmalige Waffe, Erhabener«, sagte Benrii überwältigt.
Zahlreiche Versuche, den Zauberbogen zu bauen, waren fehlgeschlagen. Nie hatten alle Voraussetzungen gestimmt. Das Gelingen war von zu vielen Faktoren abhängig gewesen, doch Ronsidor ließ sich nicht entmutigen. Seine Beharrlichkeit wurde schließlich belohnt.
Ronsidor verließ mit Benrii das Zelt. Er ließ sich von einem Mann Fleisch geben. Blutige Brocken lagen auf einer Silberplatte. Damit begab er sich zu einer tiefen Mulde, in der sich junge Silberkrokodile befanden, viele nur einen Meter lang, aber stets hungrig.
Der Schreckliche warf ihnen das Fleisch zu. Ihre silbernen Mäuler schnappten gierig danach. Ein Reptil kroch über das andere. Sie bissen sich gegenseitig. Mit widerlicher Gier verschlangen sie die Fleischstücke, damit die anderen sie ihnen nicht aus dem Maul reißen konnten.
»Ich weiß noch nicht, auf welche Weise Sabra sterben soll«, sagte Ronsidor. »Ich könnte ihr einen Pfeil durchs Herz schießen oder sie meinen silbernen Lieblingen zum Fraß vorwerfen. Ich werde mich entscheiden, sobald ich sie habe.« Er hob den Blick und schaute zum Gipfel des Vulkans hinauf. »Morgen, Benrii, morgen ist ein großer Tag. Es wird sich vieles auf der Silberwelt ändern. Und es wird damit beginnen, daß ich mich auf den Zauberberg begebe. Ich möchte, daß du mich auf diesem Weg begleitest.«
»Das ist eine sehr große Ehre für mich, Erhabener«, sagte Benrii ehrlich begeistert. Er würde dabeisein, wenn Ronsidor den Zauberbogen spannte und einen Pfeil abschoß.
Damit würde Ronsidor den Grundstein für Thermacs Untergang legen, und er, Benrii, durfte neben ihm stehen, wenn es geschah.
Das war eine Auszeichnung für ihn, von der er nicht einmal zu träumen gewagt hätte.
Nachdem das letzte Fleischstück verfüttert war, leckte sich Ronsidor die blutigen Finger ab und sagte: »Laß uns jetzt mit dem Fest
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