151 - Der Barbarenfürst
beginnen.«
***
Meate blieb stehen und wies mit der ausgestreckten Hand nach vorn. Mir war der »geköpfte« Berg bereits aufgefallen. Er strebte kegelförmig nach oben, aber dann fehlte ihm die Spitze. Viele Vulkane sahen so aus.
»Das ist einer der beiden Zauberberge«, sagte Meate. »Dort beginnt Thermac.«
»Wie wird man uns aufnehmen?« fragte Mr. Silver.
»Man wird uns nicht als Feinde betrachten«, antwortete Meate.
»Läßt Sabra die Grenzen bewachen?« wollte Metal wissen.
Meate nickte. »Sehr scharf sogar. Unbemerkt könnten wir Thermac nicht betreten. Man wird uns zu Sabra geleiten.«
»Und wir werden endlich Shrogg, den Weisen, gefunden haben«, sagte Roxane, griff nach Mr. Silvers Hand und drückte sie.
»Ich bin neugierig, wie er dir helfen wird«, sagte ich.
»Er kennt eine Möglichkeit«, sagte Mr. Silver zuversichtlich.
»Kennt er auch dich?« fragte ich. »Ich meine, bist du ihm schon mal begegnet?«
»Einmal, ganz kurz. Ich glaube nicht, daß er sich noch an mich erinnert.«
»Man sollte meinen, einen wie dich vergißt man nie mehr, wenn man einmal mit ihm zu tun hatte.«
»Ich hoffe, das war ein Kompliment und keine Beleidigung.«
»Ich bin dein Freund«, sagte ich grinsend.
»Wie sagt man auf der Erde? Gott schütze mich vor meinen Freunden.«
»Erwartest du eine Liebeserklärung von mir?«
»Bestimmt nicht. Die hebst du dir besser für Vicky auf.«
Im Dunst der weiten Ferne erkannte ich einen zweiten Kegel. Sofort fiel mir wieder Meates Skizze von Thermac ein. Links war das Binnenmeer gewesen, rechts die Wüstenzunge, oben und unten je ein Vulkan.
Wir kamen von unten. Und dort oben lagerte Ronsidor der Schreckliche mit seiner Meute. Mit einigen von ihnen hatten Cardia, Sammeh, Cnahl, Roxane und Metal bereits Bekanntschaft gemacht.
Wenn Ronsidor zuschlug, während wir uns bei Sabra befanden, würden wir in einen erbitterten Krieg verwickelt.
Ganz klar, daß wir unsere Kampfkraft in diesem Fall der Zauberin zur Verfügung stellen würden. Wir würden helfen, Ronsidors Meute zurückzuschlagen, und vielleicht gelang es uns sogar, den grausamen Barbaren zu vernichten.
Obwohl ich noch nie einen Kampf gescheut hatte, war ich nicht gerade versessen darauf, mich hier in eine blutige Schlacht zu stürzen.
Lieber wäre es mir gewesen, in Frieden zu kommen und in Frieden zu gehen. Aber würde Ronsidor damit einverstanden sein?
***
Sie aßen wie die Tiere, saßen vor den Zelten, die sie umgaben, auf dem Boden, schnitten mit ihren scharfen Dolchen gebratenes Fleisch ab und schütteten ein bitter-herbes Gebräu aus Lederschläuchen in sich hinein. Die Wirkung des berauschenden Gesöffs ließ nicht lange auf sich warten.
Ronsidor rülpste laut, wischte sich mit dem Handrücken über den fetten Mund und schrie: »Und jetzt die Weiber!«
Er lachte, und Benrii, der neben ihm saß, lachte ebenfalls. »Ja, bringt die Weiber.« Er hatte bereits seine Wahl getroffen. Ein junges, wildes Mädchen war für ihn reserviert. Sie hatte ihn haßerfüllt angestarrt, und als er mit der Hand über ihr glattes Haar strich, spuckte sie ihm ins Gesicht.
»Da kommt deine Wildkatze!« grinste Ronsidor.
Das schlanke Mädchen hing zwischen zwei Kriegern, bäumte sich zornig auf und wehrte sich verzweifelt.
»Du wirst es nicht leicht mit ihr haben«, sagte Ronsidor.
»Keine Sorge, ich mache sie mir schon gefügig«, erwiderte Benrii.
Die Krieger stießen das wilde Mädchen vor Benrii zu Boden. Er befahl ihr, liegenzubleiben, und zu seinem Erstaunen gehorchte sie.
Haß loderte in ihren Augen, als sie den Kopf hob und ihn ansah.
Ronsidor hatte sich für ein Mädchen entschieden, dem alles egal geworden war. Was immer er von ihr verlangen würde, sie würde sich fügen.
»Setz dich neben mich!« befahl er ihr.
Sie gehorchte und klemmte die Hände zwischen ihre Knie. Ronsidor wollte sich später mit ihr befassen. Im Augenblick wollte er sehen, wie Benrii mit der Wildkatze zurandekam.
Inzwischen fielen die anderen betrunkenen Männer über die restlichen Mädchen her. Sie rissen ihnen die Kleider vom Leib und trieben ihr barbarisches Spiel mit ihnen.
Nicht jeder war in der glücklichen Lage, ein Mädchen für sich allein zu haben. So viele hatten sie nicht erbeutet. Die Krieger mußten sie sich teilen.
Benrii wußte, daß er einen Zuschauer hatte, er durfte sich keine Blöße geben. Ronsidor erwartete von ihm, daß er sich bei diesem widerspenstigen Mädchen durchsetzte.
»Wie ist dein Name?« fragte
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