151 - Der Barbarenfürst
traf, würde das bei den anderen eine Verwirrung auslösen, die es uns unter Umständen erlauben würde, aus unserem Loch zu klettern.
Meate legte mir die Hand auf den Arm.
Ich sah sie an. Sie schien zu befürchten, doch noch auf dem Markt von Seysaus zu landen, gedemütigt, als Sklavin angeboten, eine Ware, die jeder haben konnte, wenn er bereit war, den geforderten Preis dafür zu bezahlen.
Ich senkte kurz meine Lider und schüttelte kaum merklich den Kopf.
Mach dir keine Sorgen, sollte das heißen. Niemand wird dich als Sklavin verschachern. Du bist frei und wirst frei bleiben.
Ein Schatten fiel auf Mr. Silvers Gesicht. Ich sah, wie der Ex-Dämon seine Muskeln anspannte, doch im nächsten Augenblick entspannte er sich wieder, denn dort oben waren nicht Otuna, Theck oder Arson erschienen.
Es war Metal, Mr. Silvers Sohn!
***
Yora überlegte, ob sie richtig handelte, wenn sie sich in die Hölle begab und Morron Kull suchte. Er war dort, das wußte sie, und wo er sich befand, mußte sich herausfinden lassen. Sie hätte Mortimer Kull mit dieser Information eine große Freude gemacht. Vielleicht hätte sie an deren Preisgabe eine Bedingung knüpfen können. Unter Umständen hätte Mortimer Kull sie akzeptiert.
Wenn du wissen möchtest, wo dein Sohn zu finden ist, schick Corona fort! Das hätte Yora von ihm verlangen können. Sie war fast sicher, daß er ihr diesen Gefallen getan hätte, denn die Flamme des Hasses verzehrte ihn. Er würde erst seinen inneren Frieden finden, wenn Morron tot war.
Die Frage war, wann Yora aufbrechen sollte. Sofort?
Yora, das Mädchen mit dem Seelendolch, eine Dämonin, die seit undenklichen Zeiten dem Höllenadel angehörte, hob den Blick. Sie befand sich in der Hütte, draußen regnete es. Das monotone Rauschen war einschläfernd.
Ein kleines Feuer brannte und tauchte das Hütteninnere in unruhiges rotes Licht. Mortimer Kull schlief, oder tat er nur so? Jedenfalls hatte er die Augen geschlossen und atmete tief und regelmäßig.
Corona merkte, daß Yora sie ansah, stand auf und setzte sich neben sie. Einst hatte die Rebellin der Hölle ein prachtvolles Diadem besessen. Es war »auf der Strecke« geblieben, sie hatte es verloren. Ein magisches Stirnband saß jetzt auf ihrem Kopf, sorgfältig geflochten, aus dünnen Lederstreifen, der Haut einer Höllenschlange, die Corona getötet hatte. Das Stirnband verlieh ihr Mut und Kraft, ließ sie selbst in ausweglosen Kämpfen durchhalten, schärfte ihren Geist und vermittelte ihr schwarzmagisches Wissen.
Yoras Körper versteifte sich. Sie hatte es nicht gern, wenn ihr die Rebellin so nahe kam.
»Warum diese immerwährende Feindschaft, Yora?« fragte Corona.
Die Totenpriesterin starrte sie mit leidenschaftlichem Haß an.
»Du hast versucht, mich zu töten.«
»Ich hielt dich für eine gefährliche Feindin.«
»Das verzeihe ich dir nie«, sagte Yora gepreßt.
»Warum kannst du nicht vergessen? Das Leben wäre für uns beide leichter. Wir müssen ja nicht unbedingt Freundinnen werden, aber unsere Beziehung könnte sich entspannen.«
»Du versuchst Mortimer Kull zu etwas zu verleiten, das sehr gefährlich ist!« sagte Yora anklagend. »Du weißt, daß Asmodis keine offene Rebellion duldet. Wer sich gegen ihn stellt, muß mit einer grausamen Strafe rechnen.«
»Ich verleite Mortimer Kull zu gar nichts!« widersprach Corona.
»Wenn er sich gegen den Fürsten der Finsternis stellt, ist das seine eigene freie Entscheidung.«
»Er trägt sich mit Gedanken, die du nur zu gern schürst, aber ich sage dir, ich lasse nicht zu, daß du ihn mit dir ins Verderben hinabziehst. Ich will diesen Mann nicht verlieren.«
»Ich habe nicht die Absicht, ihn dir wegzunehmen.«
Yora hob stolz den Kopf. »Das könntest du auch nicht.«
»Er interessiert mich als Mann nicht«, sagte Corona.
Yora kniff die Augen zusammen.
»Warum gehst du nicht fort? Warum läßt du uns nicht allein?«
»Weil Mortimer Kull gesagt hat, daß ich hierbleiben soll.«
»Und ich sage, du sollst gehen.«
»Für mich zählt das, was er sagt, mehr«, erwiderte Corona.
»Warum suchst du dir für deinen verrückten Plan keinen anderen Verbündeten? Warum muß es ausgerechnet Mortimer Kull sein? Es gibt auf Haspiran so viele Rebellen, Krieger, die die Hölle ausgestoßen, verbannt hat. Warum schließt du dich nicht mit ihnen zusammen?«
Corona lächelte kalt. »Das habe ich vor, aber nicht ohne deinen Freund. Ich möchte, daß er mitmacht.«
»Asmodis wird euch allen das
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