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1510 - Ein blinder Passagier

Titel: 1510 - Ein blinder Passagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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kaufen will, benötigt immer jemanden, der es verkauft. Darf ich fragen, was deine Spezialität ist?"
    Der Terraner zögerte eine Sekunde, dann hob er die Hände. „Eigentlich fast alles." Alaska verlor keine Zeit. „Auch Dinge, die es nicht gibt?"
    „Es gibt nichts, was es nicht gibt", gab der Terraner selbstbewußt zur Antwort. „Ihr sucht etwas Bestimmtes?"
    „Allerdings."
    „Und das wäre?" Die Stimme klang lauernd. „Raus damit! Der gute, alte Balan - das bin ich - wird es herbeischaffen. Natürlich nur, wenn der Preis stimmt."
    Er verließ seinen Platz und setzte sich zu ihnen.
    Ellert übernahm die weitere Verhandlung, nachdem Alaska ihn durch einen Blick dazu aufgefordert hatte. „Der Preis spielt in unserem Fall keine Rolle, Balan. Was wir kaufen wollen, ist - ein intaktes Raumschiff."
    Balan verschlug es für einige Augenblicke die Sprache, dann aber brach er in ein so lautes Gelächter aus, daß rundum die Gespräche verstummten und die Gäste der Bar jenen an dem Tisch in der Mitte vorwurfsvolle Blicke zuwarfen. „Ein Raumschiff!" dröhnte Balan und lachte erneut. „Warum wollt ihr nicht gleich den ganzen Planeten kaufen? Ich muß schon sagen: selten so gelacht."
    Testare hätte dem Kerl am liebsten gegen die Schienbeine getreten, beherrschte sich aber. Die vielen unterschiedlichen Gesichter, die ihn von allen Seiten anblickten, irritierten ihn. „Was ist daran so komisch?" wollte Alaska wissen. „Und brüll nicht so laut, Balan! Dies ist ein privates Gespräch, keine öffentliche Kundgebung."
    Der Händler wischte sich die Tränen von den feisten Backen. „Na, hört mal zu: Ein Raumschiff kaufen zu wollen - und das noch hier auf Nallus -, ist doch ein Witz! Die Schiffe, die hierherkommen, gehen auch alle wieder fort. Und gebaut werden hier keine. Wo sollte man also eines kaufen?"
    „Könnte doch sein, daß jemand pleite ist und Geld braucht", deutete Ellert eine Möglichkeit an. „Und wir können zahlen, Balan! Denke also noch mal scharf nach. Es ist uns ernst damit."
    Auf Balans Stirn erschien eine steile Falte.
    Er nahm sein Glas vom Nebentisch und trank es aus. „Um ehrlich zu sein, so ein Handel würde mich schon reizen, aber was man nicht hat, kann man auch nicht verkaufen. Und hier auf Nallus hat, soweit ich mich erinnere, noch niemals ein Raumschiff seinen Besitzer gewechselt."
    Es sah in der Tat sehr trübe aus für die drei Freunde, und Balan schien ebenfalls die Hoffnung aufgegeben zu haben, ihnen helfen zu können. Er murmelte ein paar Abschiedsworte und entfernte sich hastig.
    Ellert fiel auf, daß man ihrem Tisch, immer noch teils neugierige, teils belustigte Blicke zuwarf.
    Es war sicher das erstemal, daß jemand ein Raumschiff kaufen wollte.
    Und dann bemerkte er den Zwerg.
     
    *
     
    Der Bursche mochte etwa 135 Zentimeter groß sein und hatte dichte schwarze Haare, die er in einem Pagenschnitt bis hinab zu den Ohren trug. Weitere Kennzeichen waren seine blauen Augen, die Stupsnase und der kleine dicklippige Mund. Sein Alter war schwer zu schätzen; er mochte zwischen dreißig und vierzig sein.
    Ohne jeden Zweifel stammte er von Terranern ab.
    Er hockte an der Bar, doch Ellert war sicher, daß er immer wieder unauffällig zu ihrem Tisch blickte. Ganz offensichtlich hatten Balans laute Worte seine Aufmerksamkeit erweckt. „Der Kleine drüben an der Bar", flüsterte Ellert seinen Freunden zu, „es wird nicht mehr lange dauern, bis er sein Zögern überwunden hat und zu uns kommt."
    „Sieht in den bunten Klamotten wie ein Papagei aus", stellte Testare ebenso leise fest. „Richtig geschmacklos."
    „Vielleicht ist er farbenblind", steuerte Alaska noch bei, verstummte aber sofort, denn der Mittelpunkt ihres Interesses rutschte gerade von dem viel zu hohen Barhocker und marschierte genau auf ihren Tisch zu.
    Ellert konnte ein zufriedenes Grunzen nicht verhindern. „Ich bin Malaudi!" Der Kleine sagte es mit tiefer, dunkler Stimme, die ganz und gar nicht zu seiner geringen Größe paßte. „Darf ich ein paar Worte mit euch wechseln?"
    Alaska deutete auf Balans freien Stuhl. „Bitte, Malaudi. Dies sind Ellert, Testare, und ich nenne mich Alaska. Freut uns, dich kennenzulernen."
    Malaudi setzte sich und deutete durch ein leichtes Nicken eine Begrüßung an. Er machte einen ungemein selbstsicheren Eindruck. An Minderwertigkeitskomplexen litt er jedenfalls nicht. „Ich stamme von der ehemaligen terranischen Kolonialwelt Pultaf im Prat-System", erläuterte er bereitwillig.

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