1511 - Der letzte Engel
nicht kennst.«
»Auch das.«
»Es bleibt trotzdem dabei. Ich habe dich nicht grundlos vor dem Eintauchen in diesen verdammten Hexenbrunnen gerettet. Das musst du mir glauben, John.«
»Akzeptiert.«
X-Ray stand auf. Er musste mir noch etwas sagen. »Ich will nicht der letzte Engel sein. Ich will auch meinen richtigen Namen wieder zurückerhalten, verstehst du? Deshalb ist die Mission in dieser Nacht sehr wichtig.«
»Wie du willst.«
Ich war gespannt, was da auf mich zukam. Das konnte gut gehen, aber es war auch möglich, dass ich in eine Falle geriet, aber das musste man alles erst einmal abwarten und dann reagieren.
Ich wollte schon fragen, wie wir die Wohnung verlassen sollten, als mir die Gestalt mit den Flügeln zuvorkam. Sie war bereits zum Fenster gegangen und sagte: »Schön, dass du es für mich offen gelassen hast.«
»Ich wollte dir nicht unnötige Schwierigkeiten bereiten.«
X-Ray lachte. »Nein, wie aufmerksam.« Ich blickte auf ihren bemalten Körper und stellte noch eine Frage: »Jetzt würde ich gern von dir wissen, wo wir landen werden, wenn alles vorbei ist.«
»Du willst doch nicht zum Brunnen - oder? Den kannst du nämlich abschreiben.«
Genau das befürchtete ich auch. Vielleicht konnte ich auch Justine Cavallo abschreiben, es hätte mir nichts ausgemacht, doch ich dachte dabei an Suko, und da wurde mir schon mächtig flau im Magen…
***
Suko konzentrierte sich zunächst auf die große blonde Hexe, die sich zu einer Anführerin aufgeschwungen hatte. Die Haare standen ihr wirr vom Kopf ab. Ihr Gesicht zeigte einen leicht kantigen Ausdruck, in dem der breite Mund besonders auffiel.
Er konnte es sich schon vorstellen, dass sie Kräfte besaß, die über die eines Menschen hinausgingen. Bei jedem Schritt trat sie fest auf, als wollte sie damit beweisen, dass sie hier das große Sagen hatte.
Suko blieb cool. Er hätte schon jetzt eingreifen können, denn er glaubte nicht, dass diese Person kugelfest war. Schon gar nicht, was die Kraft einer geweihten Silberkugel anging.
Sie war sich ihrer Sache sehr sicher und tat auch nichts, als Suko die Dämonenpeitsche etwas anhob.
»Ich würde dir raten, keinen Schritt mehr weiter zu gehen«, warnte er sie. »Es könnte tödlich für dich enden.«
Sie blieb tatsächlich stehen, fing aber an zu lachen, schüttelte dann den Kopf und gab den nächsten Befehl.
»Packt ihn!«
Das ließen sich die Hexen nicht zweimal sagen. Es gab kein Halten mehr für sie. Suko war nur froh, dass sie keine Schusswaffen in den Händen hielten. Sie verließen sich einfach nur auf ihre Kräfte und wurden dennoch überrascht, als Suko den Anfang machte.
Er mochte vielleicht etwas lächerlich aussehen, als er sie angriff und dabei die Peitsche schwang, aber es gab gute Gründe dafür, die er unter anderem auch als Test ansah.
Er beherrschte die Peitsche wie kaum ein anderer. Wenn er zuschlug, dann traf er auch. Und so war es auch hier.
Die Hexen hatten nicht damit gerechnet. Sie sahen nur die drei Riemen vor ihren Augen auftauchen, und sie konnten ihnen nicht entgehen, denn Suko schlug nicht nur einfach nach vorn, er bewegte seine Waffe auch seitlich, denn nur so war er sicher, auch alle zu treffen.
Es sah aus wie ein Tanz auf einer imaginären Bühne. Mal wichen die vier Hexen zurück, mal nahmen sie die Schläge hin und schrien dabei.
Suko hielt sich die Angreiferinnen gut vom Hals. Dennoch hatte es die Blonde geschafft, in seine Nähe zu gelangen. Sie hatte nur wenige Schläge abbekommen und versuchte auch jetzt, einen zu unterlaufen, um in Sukos Nähe zu gelangen.
Er drehte seine rechte Hand.
Die drei Riemen flogen in eine andere Richtung. Sie erwischten den Kopf und den Hals der Blonden. Suko nahm dieses Klatschen besonders laut wahr und hörte auch den Schrei.
Augenblicklich vergaß die Hexe ihren Angriff. Sie taumelte zurück, riss die Hände vor ihr Gesicht und brach dann zusammen. Allerdings fiel sie nicht zu Boden, sie blieb knien, ohne die Hände von ihrem Gesicht zu nehmen.
Vorerst hatte Suko Ruhe. So gewann er Zeit, sich um die anderen Hexen zu kümmern, die allesamt von den Riemen erwischt worden waren und sich nicht mehr so bewegten wie sonst. Sie dachten nicht daran, Suko erneut zu attackieren, denn der Inspektor hatte durch den Einsatz der Peitsche den Kampf für sich entschieden In seinem Kopf überschlugen sich die Gedanken. Er atmete dabei hart und keuchend. Er kannte die Funktion seiner Peitsche gut genug.
Mächtigere Wesen als diese
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