1511 - Der letzte Engel
der Vergangenheit seine Gespielinnen, und das hat sich bis heute nicht geändert. Nur die Begleitumstände sind andere geworden, ansonsten ist der Teufel der Teufel geblieben.«
»Und wie konnte er euch verändern?«
In der Erinnerung daran konnte die verletzte Frau sogar lachen. »Das ist sehr einfach. Er hat uns dazu gebracht, in den Brunnen zu steigen.«
»Der voll war?«
»Ja.«
»Wie konnte das passieren? Er ist doch nicht immer voll gewesen, denke ich mal.«
»Nein, das ist er nicht. Über Nacht hat er sich gefüllt. Der Teufel hat die Suppe gekocht, wie wir immer sagten, und wir konnten in ihr baden. Und das haben wir getan. Es ist wunderbar gewesen, sich nackt dieser Flüssigkeit hinzugeben. Wir hatten alle das Gefühl, dass dann der Teufel in uns war, und so ist es dann auch gewesen. Er war in uns, denn er hat sein Zeichen hinterlassen, das jede von uns auf ihrer nackten Haut trägt.«
Sie brauchte es nicht zu erklären. Suko war schneller und nahm ihr praktisch die Worte aus dem Mund.
»Drei Fratzen, aber stets das gleiche Motiv. Kann man das so sagen?«
»Ja, das kann man. Wollen Sie sie sehen?«
Suko hatte eine bestimmte Idee. So stimmte er zu. »Ja, gern. Ich möchte sie sehen.«
Es war kein Problem für die Blonde. Sie drückte die beiden Mantelhälften zur Seite, sodass Suko einen freien Blick vom Bauch bis zu den Brüsten hatte.
»Siehst du sie?«
»Nein.«
»Was?«
»Sie sind nicht mehr da.«
»Das kann ich nicht glauben.«
»Schau selbst nach. Und ich denke, du solltest froh sein, dass sie nicht mehr vorhanden sind. Denn es ist ein Zeichen, dass du ihm entkommen bist. Aber es ist trotzdem etwas vorhanden. Schwarze Stellen, die aussehen, als wäre die Haut dort verbrannt.«
Die Blonde konnte sich nicht länger zurückhalten. Sie wollte es selbst sehen und schaute an ihrem Oberkörper hinab.
Da sah sie es.
Suko ließ sie nicht aus den Augen. Ihm fiel auf, dass sie schluckte. Der Anblick hatte sie hart getroffen, und auch wenn es die falschen Worte sein sollten, sprach Suko sie aus.
»Ob du es hören willst oder nicht, aber die Schläge mit meiner Peitsche haben dich erlöst.«
Die Hexe starrte den Inspektor an. Dann flüsterte sie: »Erlöst! Hast du wirklich erlöst gesagt?«
»Das habe ich.«
»Nein!« Der Schrei löste sich aus ihrem weit geöffneten Mund. »Ich bin nicht erlöst worden! Schau mich an! Schau in mein Gesicht und sieh, was die Peitsche hinterlassen hat.«
»Das weiß ich. Aber ich weiß auch, dass körperliche Wunden heilen. Bei den seelischen, hinter denen der Teufel steckt, ist das etwas anderes. Zeichen, die von der Hölle hinterlassen wurden, enden oft mit einem schrecklichen Tod. Ihr solltet froh sein, nicht so stark infiziert gewesen zu sein. Sonst sähe alles anders aus.«
Mehr konnte Suko dieser Person nicht sagen, die sich für das Dasein als Hexe entschieden hatte. Er war sich nicht sicher, ob die Wunden je verschwanden, aber die Frau würde normal leben können, und das galt auch für die restlichen drei.
Der Inspektor schraubte sich in die Höhe, weil er sich einen Überblick verschaffen wollte.
Es sah aus wie auf einem Schlachtfeld, wobei dieses Feld recht klein war. Drei Frauen lagen auf dem Boden. Sie alle waren von den Riemen der Peitsche gezeichnet worden.
Suko ging zu der hin, die ihm am nächsten lag. Sie atmete nicht, sie hechelte.
Allein dieses Geräusch zeigte Suko an, dass sie voller Angst steckte.
Er versuchte es mit einem Lächeln, als er sagte: »Keine Angst, ich werde dir nichts tun.« Dann kniete er sich hin und klappte die beiden Hälften des Mantels auseinander.
Nackte Haut und eine eingeschwärzte Stelle, wo sich mal die Teufelsfratzen befunden hatten. Der Inspektor machte sich nicht mehr die Mühe, auch die restlichen beiden Frauen zu untersuchen. Er wusste auch so, was mit ihnen geschehen war, und ihm war zugleich klar, dass seine Anwesenheit hier noch benötigt wurde.
So intensiv sich Suko auch mit den Hexen beschäftigt hatte, zwei Dinge hatte er trotzdem nicht aus dem Blick gelassen. Das war zum einen der Hexenbrunnen und zum anderen Art Quinlain und seine beiden Söhnen.
Sie hatten sich nicht getraut zu fliehen, und auch jetzt standen sie da wie die Ölgötzen und wirkten zugleich wie Menschen, die nicht wussten, was sie tun sollten.
Auch am Kessel tat sich nichts. Allerdings konnte Suko sich nicht vorstellen, dass dort schon alles gelaufen war. Da kam bestimmt noch etwas hinterher.
Um die Hexen brauchte er sich
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