Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1512 - Der heimliche Rebell

Titel: 1512 - Der heimliche Rebell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
behaupteten, er sei ein geheimer Bastard des Imperators Trukrek-Anur. Daß dies die volle Wahrheit war, dahinter kam Nassur-Gat erst später.
    Doch er lernte früh, die Gerüchte für sich auszunutzen. Er hatte diesen Brunnen haben wollen; teils zur Kühlung an heißen Tagen, teils aus reinem Starrsinn, weil es so unmöglich schien. Und er hatte unglaublich geschickt die Information ausgestreut, der Imperator plane eine Neugestaltung des Erziehungsheims. Trukrek-Anxir werde nur seinen Bastard befragen und danach entscheiden, wer vom Personal am Leben bleibe. Der Trick wirkte.
    Der Brunnen wurde gebaut. Als Trukrek-Anur später davon hörte, ließ er den Leiter des Heims enthaupten. Mit jeder Faser seines Herzens hing der Imperator des Trukrek-Hun-Reiches an militärischen Traditionen, und ein Brunnen auf einem Exerzierplatz, das stellte seine Überzeugungen auf den Kopf.
    Jedermann glaubte daran, daß Nassur-Gat etwas Besonderes war. Die Gerüchte waren nützlich, oja. Und er lebte gut damit. Er entwickelte sein Selbstbewußtsein mehr als andere und gehorchte nur den Gesetzen, die er selbst sich gab.
    Am Wert seiner Persönlichkeit begann er erst zu zweifeln, als Trukrek-Anur ihn eines Tages kurzerhand zu einer Audienz befahl. Von dem Tag an nagten Fragen an ihm. Wie weit wäre er gekommen, hätte er nicht die Protektion des Imperators genossen?
    Insofern wuchs Nassur-Gat sehr ungewöhnlich auf.
    Er genoß zwar alle Vorteile seiner Stellung. Aber zugleich war er nie zufrieden mit der eigenen Leistung.
    Niemals war er sicher, ob er es geschafft hatte - oder ob ihm wieder einmal etwas in die Klauen gefallen war.
    Kein zweiter Nestling in Hunnak, der Hauptstadt des Reiches, wuchs unter demselben Druck auf.
    Bald waren sich alle Lehrer einig: Nassur-Gat galt als hoffnungsvollstes Talent der Schule. Unter der Elite ragte er heraus.
    Zweifellos erhielt auch Trukrek-Anur im geheimen ständige Berichte, und der Imperator ließ ihm ab und zu lobende Nachrichten zukommen. Es gab keine Geschenke - Nassur-Gat verschaffte sich ohnehin alles, was er wollte. Nur Befriedigung konnte er sich nicht verschaffen.
    Die Phase der Selbstbehauptung, in der andere Nestlinge der Kontrolle ihrer Lehrer und Erzeuger entwuchsen, übersprang Nassur-Gat einfach. Übergangslos wurde ein Erwachsener aus ihm. Viele Jahre zu früh; und mit offenbar bedrohlichem Potential.
    Er hörte sehr wohl das Geflüster. „Der neue Imperator", raunten die Lehrer hinter seinem Rücken. Oder: „Es heißt, er wird in zwei Monaten die Streitkräfte übernehmen. Stellt euch gut mit ihm ..."
    Nassur-Gat wollte all das nicht hören. Er wäre viel lieber ein gewöhnlicher Nestling gewesen.
    Die Faszination der Macht, der andere erst mit zunehmendem Alter erlagen, hatte er bereits hinter sich wie eine Jugendsünde.
    Aber bei Hof spielte sich hinter den Kulissen eine Intrige ab.
    Er bemerkte es erst, als kein Widerstand mehr möglich war. Vielleicht aber hätte er auch so nichts unternommen. Irgendwer mit Einfluß hatte Trukrek-Anur unter Druck gesetzt; ein Bastard dürfe nicht die legitimen Nestlinge des Imperators überflügeln.
    Und nicht die der Höflinge, dachte Nassur-Gat sarkastisch. Die Produkte einer fehlkalkulierten Inzucht.
    Unfähig, irgendwoanders als am Hof des Herrschers zu überleben. Zum zweiten und letzten Mal lud Trukrek-Anur ihn zu sich. Die Audienz fand im prunkvollen Thronsaal statt. Der Imperator schickte all die unvermeidlichen Höflinge und Protokollmeister hinaus und sagte: „Ich kann dich nicht hierbehalten, Nassur-Gat. Du störst meine Politik. Und deshalb werde ich dich politischer Räson opfern."
    „Du willst mich töten lassen?"
    Der Imperator gab ein wütendes Geräusch von sich. „Nein. Ich werde dazu gedrängt, aber ich tue es nicht.
    Nassur-Gat, ich schicke dich in die Emigration. Du gehst an den Hof von Kmurko-Kim. Meine Berater haben einen Handel vorbereitet. Ich nehme einen seiner Bastarde in Pflege, du gehst in seinen Palast."
    „Dort werde ich es schwerhaben."
    Nassur-Gat peitschte zufrieden mit dem Schwanz über den spiegelnd glatten Boden. Ein paar Dreckkrumen lösten sich aus der Schuppenhaut und rieselten herab. „Aber ich freue mich darauf."
    Der Imperator musterte ihn ungläubig. „Ich verstehe dich nicht. Aber einen wie dich wird niemand verstehen.
    Du gehst morgen. Ich garantiere für nichts als dein Leben."
    Zwei Tage später erreichte er die Hauptstadt der Guragkor-Gmen-Allianz, den eigentlich ärgsten Feind des

Weitere Kostenlose Bücher