1514 - Zombie-Dämmerung
linken Arm auf die düstere Siedlung.
»Da müssen wir hin!«
»Ehrlich?«
Sie stieß mir in die Rippen. »Sei ein wenig ernster, Geisterjäger. Das gehört sich so.«
»Wenn du das sagst, glaube ich es.«
»Dann los.«
Von einem Abstieg konnte man nicht sprechen, dazu war die Hügelflanke zu flach. Wir gingen normal, und keiner von uns ließ das Ziel aus den Augen. Ich horchte in mich hinein, wie man so schön sagt, aber ich spürte nichts. Da stieg kein ungutes Gefühl in mir hoch, alles blieb im Rahmen, und mein Kreuz meldete sich ebenfalls nicht.
Zwischen den Häusern sahen wir keine Bewegung. Diese Siedlung war einfach tot, und selbst im hellen Licht der Sonne präsentierte sie sich abweisend.
»Wer kann sich dort nur wohl gefühlt haben?«, fragte ich leise.
»Zombies, John.«
»Kann sein, aber jetzt gibt es sie nicht mehr. Sondern nur noch Skelette.«
»Da muss man direkt darüber nachdenken, welche Macht dieser Schamane hat. Mir gegenüber hat er sich sehr neutral verhalten, aber ich habe ihm auch keinen Grund gegeben, mich anzugreifen und zu töten.«
Ich übersprang einen im Weg liegenden Stein. »Möglicherweise war er sogar daran beteiligt.«
»Was meinst du damit?«
»Dass Menschen zu Zombies wurden.«
»Da kannst du recht haben. Und dann hat ihn das Gewissen geplagt, sodass er die Zombies, seine Geschöpfe, vernichtete?«
»Möglich, denke ich.«
»Was kann dann sein Motiv gewesen sein?«
Das wusste keiner von uns, und so war es auch müßig, wenn wir weiterhin darüber diskutierten. Wir ließen das Thema bleiben, denn mit jedem Schritt, der uns näher an das Ziel brachte, wurde es spannender, obwohl wir in der Siedlung noch keine Bewegung gesehen hatten. Es blieb alles ruhig. Erst wenn wir uns zwischen den Häusern herumtrieben, würde sich etwas ändern.
Und dann war es so weit!
Erste Schatten fielen auf uns nieder. Es kam uns vor, als wäre das Sonnenlicht von den Bauten geschluckt worden. Eine schon schaurige Düsternis hüllte uns ein, und Karina blieb stehen, wobei sie für einen Moment die Lippen fest zusammenpresste.
»Was hast du?«, fragte ich.
Sie hob die Schultern. »Ich würde sagen, dass alles hier recht seltsam ist.«
»Warum?«
»Das habe ich bei meinem ersten Besuch so nicht erlebt. Mir kommt alles recht dunkel vor.«
»Zu dunkel?«
»Auch das.«
»Wo Licht ist, da ist auch Schatten«, sagte ich, »und ich denke, dass die Schatten hier im Moment die Überhand gewonnen haben, was sich natürlich ändern kann.«
»Die Schatten oder das Böse?«
»Beides.«
»Dann können wir uns auf etwas gefasst machen.« Sie nickte und strich dabei über die Griffe ihrer beiden Schnellfeuerpistolen. »Aber wir ziehen es durch.«
Der Meinung war ich auch. Nur gingen wir nicht zu schnell durch die Straße.
Ich schaute nach rechts an den Hausfronten vorbei. Karina hatte sich die linke Seite vorgenommen, und zwischen uns ließen wir eine Lücke.
Die Agentin hatte von Skeletten gesprochen, die sie hier in der Siedlung entdeckt hatte. Angeblich sollten sie sich auf der Straße befinden oder auch aus Fensteröffnungen hängen, wobei ich davon ausging, dass zwei Knöcherne fehlten.
»Da!«, sagte Karina und blieb stehen. Sie hatte sich nach links gedreht und schaute gegen eine hohe Fassade, deren glaslose Fenster wie viereckige Totenaugen wirkten.
Was sie gemeint hatte, sah ich sofort.
Es ging ihr um das Skelett, das mit seinem Knochenschädel und dem Oberkörper halb aus dem Fenster hing und dabei gegen den Boden der Straße glotzte.
»Das ist ein Anfang«, sagte ich. »Wunderbar. Und wie geht es weiter?«
Ich deutete auf die offene Haustür. »Dann lass uns mal das Haus näher unter die Lupe nehmen.«
»Nichts, was ich lieber täte«, erwiderte sie, aber so recht konnte ich ihr nicht glauben…
Es passte Wladimir Golenkow zwar nicht, dass er in Moskau hatte bleiben müssen, aber es gab keine andere Alternative. Er wurde hier gebraucht, denn es ging um die Aufklärung bestimmter Fälle, die bis in die höchsten Kreise reichten.
Deshalb musste seine Partnerin allein agieren oder diesmal in Begleitung des Geisterjägers.
Aber er hatte noch genügend Zeit, um sich um die Begleiterscheinungen des Falls zu kümmern. Das war zum einen die praktische Seite - das Wegschaffen der Skelette -, die ihm keine Probleme bereiten würde. Es hatte ihn nur einen Anruf gekostet, da waren zwei Männer mit einem neutralen Transporter vorgefahren und hatten von der Ladefläche eine Kiste
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