1514 - Zombie-Dämmerung
zu merken, dass wir nach Nordosten geflogen waren, denn hier war es wesentlich kälter. In der Ferne grüßten so klar wie gezeichnet die Berge des Ural-Gebirges, und irgendwo davor lag unser Ziel.
Der kleine Flughafen lag in der Nähe einer Stadt, die sich ständig vergrößerte, weil es hier Firmen gab, deren Mitarbeiter nach Bodenschätzen suchten. Man hatte auch ausländische Experten hinzugezogen und eine logistische Meisterleistung vollbracht, denn alle Geräte mussten hergeschafft werden.
Das Rollfeld mussten wir nicht verlassen. Die Hubschrauber standen an der anderen Seite des Flughafens, und Karina war hier bereits bekannt.
Sie sprach mit einem Uniformierten, musste etwas unterschreiben, danach konnten wir einsteigen, was wir noch nicht taten, denn Karina fragte: »Na, wie gefällt dir mein Freund?«
»Er ist recht klein.«
»Für uns beide reicht es.«
»Und er hat eine verglaste Kanzel.«
»Was für die Aussicht gut ist.«
»Und wenn wir beschossen werden, sitzen wir auf dem Präsentierteller.«
»Klar«, erwiderte sie locker. »Aber wer sollte schon auf uns schießen? Bestimmt nicht der Schamane.«
»Nein, der hat andere Hobbys. Er jagt Zombies - oder?«
»Ich will es hoffen.«
Wir stiegen ein. Es war für mich schon etwas ungewohnt, mich in der Enge zurechtzufinden, aber das ließ sich alles regeln, und zu Karina hatte ich unbegrenztes Vertrauen.
»Alles klar?«, fragte sie, als sie sah, dass ich mich angeschnallt hatte.
»Bis jetzt noch.«
»Okay, dann starten wir.«
Sie nahm noch mal Kontakt mit dem Tower auf, bekam die Starterlaubnis, und dann hielt uns nichts mehr…
Ich erlebte den Himmel über Russland, der sich wie ein weites Tuch hoch über der Erde spannte und kaum einen Wolkentupfer aufwies.
Genau das war es, was das Fliegen zum Erlebnis machte, auch wenn selbst die dunklen Gläser meiner Brille gegen die Sonnenstrahlen anzukämpfen hatten und es kaum schafften.
Ich musste eingestehen, dass Karina eine tolle Pilotin war. Sie flog schnell, präzise, drehte einige Kapriolen und blieb zudem in einer Höhe, die einen guten Blick auf die Erde zuließ.
Manchmal lächelte sie mich an, ansonsten blieb ihr Blick angespannt, ebenso wie der meine.
Ich schaute in die Tiefe. Von Ratursk war noch nichts zu sehen. Karina hatte von einer Flugzeit von ungefähr zwanzig Minuten gesprochen, und die hielten wir auch ein, denn plötzlich deutete die Agentin mit dem rechten Zeigefinger nach vorn und zugleich schräg in die Tiefe.
Ich schaute zum ersten Mal auf Ratursk!
Nein, eine Stadt sah ich wirklich nicht in der Tiefe liegen. Es war eine Ansiedlung, aber es überraschte mich schon, wie hoch die Häuser gebaut waren. Nach den Gründen wollte ich nicht fragen. Es war auch nicht wichtig. Für mich zählte nur, wer sich dort aufhielt, und auf das Treffen mit dem Schamanen war ich gespannt.
Ich hatte bereits mit russischen Schamanen zu tun gehabt und wusste um ihre Kräfte. Manche von ihnen waren sehr mit der Natur verbunden, aus der sie ihre Kräfte schöpften.
Andere wiederum hatten sich dem Bösen verschrieben. Ob dieser Kolew auch dazugehörte, würde sich sehr bald herausstellen. Da war ich schon gespannt.
Ich bemerkte Karinas Nicken. Es sollte andeuten, dass wir in den Sinkflug übergingen. Den Platz für die Landung überließ ich ihr. Sie war schon mal hier gewesen und kannte sich entsprechend aus.
Damit mir nicht der Magen in Richtung Kehle stieg, ging sie sehr sanft zu Werke. Sie lächelte mir dabei zu, und wenig später sah ich, wie sich das Gras im Rotorenwind bewegte und wir dem Boden entgegen schwebten.
Noch ein paar Meter, und wir hatten Kontakt.
Der Hubschrauber schwankte ein wenig, aber gleich darauf stand er ruhig auf dem kleinen Hügel.
»Das war’s«, sagte Karina, nachdem sie den Helm abgenommen hatte.
»Aussteigen.«
Es war mit Wladimir Golenkow vereinbart worden, dass Karina sich meldete, sobald wir gelandet waren. Genau das nahm sie nach dem Aussteigen sofort in Angriff. Sie tat es über das Satellitentelefon und lachte, als sie die Stimme ihres Freundes hörte.
Wenig später wusste Karina Bescheid, und auch er war informiert worden.
Wir hatten abgemacht, dass sich Wladimir um die beiden Skelette kümmern sollte. Das hatte er auch getan, denn sie befanden sich nicht mehr in seinem Haus. Wo sie allerdings jetzt ihren Platz gefunden hatten, das hatte er nicht gesagt.
Karina stellte sich neben mich. Der Wind ließ ihre Haare flattern. Dann wies sie mit ihrem
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