1515 - Die Balkan-Bestie
mein linkes Ohr. »Das bin ich nicht, auch wenn es dir so vorkommt. Ich habe bisher immer überlebt. Ich habe alle Gegner überstanden, und ich denke, dass es auch bei der BalkanBestie der Fall sein wird.«
»Wenn du dich da mal nicht irrst.«
»Das glaube ich nicht. Aber ich hasse es, wenn sich jemand feige im Hintergrund aufhält und sich nicht zeigt. He, warum kommst du nicht her? Warum trittst du mir nicht offen gegenüber?«
»Ich bin in deiner Nähe.«
»Dann komm her zu mir.« Während ich das sagte, drehte ich mich um die eigene Achse, aber ich sah nur Bäume. Es gab keine Bewegung, die auf einem Menschen hingedeutet hätte.
Und auch Suko war nicht zu sehen. Ich hoffte, dass man ihn nicht überrascht hatte und er im Hintergrund lauerte.
»Wo bist du, Morgana? Du hast dich früher doch nicht so angestellt. Komm her.«
»Ich bin schon da!«
Diesmal erreichte mich die Stimme nicht aus dem Handy. Morgana hatte recht laut gesprochen, ich kannte nun auch die Richtung und drehte mich nach links.
Sie stand im Schatten zwischen zwei mächtigen Bäumen und war für mich nur ein diffuses Ziel. Aber sie war nicht allein gekommen, denn eingerahmt wurde sie von vier Wölfen…
***
Mir war klar, dass die Tiere unter ihrem Befehl standen. Ein knappes Wort von ihr, und sie würden mich angreifen. Statt der Beretta hielt ich noch das Handy fest, und damit konnte ich mich nicht verteidigen. Ich wollte sie auch nicht in Versuchung führen und ließ die Waffe deshalb stecken.
»Überrascht, John?«
»Eigentlich nicht so stark.«
»Die vier sind meine Freunde. Sie gehorchen mir aufs Wort. Aber das muss ich dir nicht extra sagen.«
»Nein, das musst du nicht. Außerdem solltest du wissen, dass mich die normalen Wölfe nicht interessieren, solange sie mich in Ruhe lassen. Bei einem Werwolf ist das etwas anderes.«
»Das weiß ich, John, und seine Zeit wird bald kommen. Es dauert nicht mehr lange, dann fällt die Dämmerung über das Land, und dann werden wir die Stadt besetzen.«
»Meinst du auch dich damit?«
»Ja, ich und meine Wölfe.«
»Wie praktisch.«
»Dabei sind sie nur die Vorhut. Die wahre Bestie wird erst kommen, wenn die Dunkelheit da ist. Und sie wird keine Gnade kennen. Ihr Gebiss wartet auf Menschenfleisch, und sie wird sich diesmal anders verhalten. Sie wird keinen Menschen mehr töten. Das hat sie beim ersten Mal nur im Überschwang getan, jetzt aber wird sie nur zubeißen und damit den Keim legen. Die BalkanBestie setzt endlich wieder ihre Zeichen!«
Das waren Worte, die mich hart trafen. Ich kannte Morgana Layton gut genug, deshalb wusste ich auch, dass sie nicht bluffte. Sie wollte ihre Macht ausweiten, und mit Fenris, dem Götterwolf, stand eine weitere Macht im Hintergrund.
»Ich freue mich schon auf sie«, knurrte ich.
Morgana lachte. Sie hatte sich noch immer nicht von der Stelle bewegt, und sie besaß eine bessere Position als ich, denn um mich herum war es schon heller.
»Sei doch nicht so überheblich. Ich weiß, dass man dich nicht so leicht besiegen kann, aber das Gebiet hier musst du schon mir überlassen. Seit langen Zeiten gibt es hier die Wölfe, und das soll sich auch nicht ändern, nur werden die Wölfe eine andere Qualität haben.«
Sie war nicht nur gekommen, um zu diskutieren, dazu kannte ich Morgana zu gut. Auch die verdammten Tiere hatte sie nicht nur zum Spaß mitgebracht, das alles war mir schon klar. Ich stellte mich innerlich auf einen Angriff ein und dachte dabei an Suko, der sich bisher nicht hatte blicken lassen.
Meine linke Hand mit dem Handy sank langsam herab. Dabei ließ ich Morgana nicht aus den Augen. Sie war zu einer Schattengestalt geworden und bot nur ein schlechtes Ziel.
Ich steckte das Handy wieder in die Tasche. Jetzt hatte ich beide Hände frei. Zugleich fiel mir die Unruhe der vier Wölfe auf, die zwar auf der Stelle blieben, aber leicht zitterten, wobei sich ihr Fell sträubte.
Die Layton lachte. Ich wurde dabei an alte Zeiten erinnert, als ich sie noch gemocht hatte, ohne zu wissen, was tatsächlich hinter ihr steckte.
»Ich ziehe mich nun zurück, John.«
»Dann nimm deine Freunde mit. Und ich denke, dass wir uns in der Stadt Wiedersehen.«
»Ich werde dort sein. Aber ob du es bis nach Craia schaffen wirst, das ist fraglich.«
Sie hatte das letzte Wort noch nicht ganz ausgesprochen, als sie zurück trat und sich zugleich zur Seite drehte, damit ihr Körper hinter den Baumstämmen verschwand und ich ihn nicht mehr sah.
Die Wölfe waren
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