1515 - Die Balkan-Bestie
durch das Blätterdach gefilterte Licht hatte eine grünliche Farbe, und manchmal sahen wir den Dunst wie ein Gespinst zwischen den Bäumen.
Ein bestimmtes Versteck gab es hier nicht. Der gesamte Wald war ein einziges Versteck, und hier irgendwelche Spuren zu finden, die auf die Bestie hingewiesen hätten, war fast unmöglich.
Wir versuchten es trotzdem und nahmen sogar unsere kleinen Leuchten zu Hilfe. Wir wollten auch bewusst gesehen werden, um einen Angriff zu provozieren.
Auch das brachte nichts. Der Wald war wie ein Gefängnis mit Löchern oder wie eine düstere Küche, die voller Gerüche steckte. Es gab keine Wege, wir entdeckten nicht mal einen Wildwechsel und fragten uns allmählich, ob wir im Ort nicht besser aufgehoben waren.
»Dann lass uns von hier verschwinden«, sagte Suko. »Ich mag zwar die Wälder, aber die betrete ich lieber in einer besseren Stimmung.«
Da musste ich ihm beipflichten, trotzdem suchte ich weiter und drang tiefer in den Wald ein. Es wurde noch finsterer. Ich war froh, mit der kleinen Lampe leuchten zu können, und es fiel mir ein mächtiger Baum auf, der nicht gerade, sondern schräg stand. Er musste von einer gewaltigen Sturmbö gepackt worden sein. Das Wurzelwerk ragte aus dem Boden hervor, allerdings nur zum Teil.
Auch die Erde war nahe der Wurzeln aufgerissen. Dort hatte sich sogar der Eingang zu einer Höhle gebildet, die sich tief ins Erdreich grub.
Meine Neugierde war angestachelt worden. Ich leuchtete hinein und war nicht mal sehr überrascht, im kalten Lichtschein der Lampe ein Lager zu sehen. Auf dem Boden war eine schwarze Plane ausgebreitet worden.
Eine Decke lag in der Ecke. Ich sah einige leere und auch geschlossene Konservendosen und ging davon aus, dass sich hier ein Mensch zurückgezogen und eine Unterkunft gefunden hatte. Ich wollte Suko Bescheid geben, sah ihn aber nicht und kroch ein Stück in die Höhle hinein.
Wieder bewegte ich die Lampe. Mein Knie berührte dabei die schwarze Plane, über die ich auch hinwegleuchtete und feststellte, dass sie nicht leer war.
Dreckkrumen lagen nicht darauf, dafür sah ich eine andere Hinterlassenschaft, die leicht schimmerte, als sie vom Licht getroffen wurde.
Es waren Haare!
Ich wusste sofort, dass es sich nicht um menschliche Haare handelte, denn dafür waren sie zu lang und auch zu buschig. Diese Haare stammten von einem Tier.
Oder einer Bestie?
Ich kroch noch weiter nach vorn, streckte den Arm aus und bekam zwei Büschel zwischen die Finger.
Stimmt. Das waren keine menschlichen Haare. Sie hatten zu einem Fell gehört, und das erinnerte mich natürlich sofort an den Werwolf, der hier sein Unwesen treiben sollte.
War das sein Versteck?
Es gab für mich keine andere Erklärung. Hierher zog sich die Bestie zurück und wartete das Licht des Tages ab, um sich wieder zurückverwandeln zu können.
Einen kleinen Erfolg konnten wir mit meinem Fund verbuchen, aber noch keinen größeren. Darauf mussten wir noch warten.
Auf meinem Gesicht lag schon ein Schauer, als ich mich wieder aus der Höhle zurückzog. Ich richtete mich auf, drehte mich dabei um und erschrak, als sich in dieser Einsamkeit mein Handy meldete.
Zuerst war ich so überrascht, dass ich mich zuckend umschaute. Dann sah ich ein, dass es Unsinn war, meldete mich und hörte sofort das Lachen der Morgana Layton.
»Du kannst es nicht lassen, John, wie?«
»Ach, Morgana.«
»Wer sonst?«
»Weißt du, wo ich stecke?«
»Sicher. Und du hast ein Versteck meiner Freunde gefunden. Aber ich sage dir, das hilft dir nicht viel weiter. Es ist alles perfekt organisiert. Die alten Zeiten sollen zurückkehren. Mit Vampiren gibt es keine Probleme mehr, und deshalb habe ich mir gedacht, dass wir dieses Terrain besetzen und alles wieder so wird, wie es schon vor langer Zeit gewesen ist.«
»Und du bist die Chefin, wie?«
»Ich habe mich lange genug zurückgehalten. Dass wir allerdings so schnell aufeinander treffen würden, das hätte ich nicht für möglich gehalten. Nun ja, so kann ich dir noch mal sagen, dass die BalkanBestie zurückgekehrt ist. Nicht mehr die alte, sondern eine neue. Von der alten sind nur ein paar bleiche Knochen übrig, die du im Hintergrund der Höhle findest. Die neue BalkanBestie ist unterwegs, und sie hat bereits ein Opfer geschlagen.«
»Deshalb bin ich hier.«
»Verschwinde wieder und überlass uns das Terrain.«
»Denkst du, ich würde mich darauf einlassen?«
»Du bist noch immer lebensmüde, wie?«
Ich drückte das Handy gegen
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