1515 - Die Balkan-Bestie
noch da. Ich hörte noch den Pfiff der Werwölfin in menschlicher Gestalt.
Nur Sekunden später gingen die Raubtiere auf mich los…
Es war kein direkter Angriff, das heißt, sie sprangen nicht in einer Formation los. Schon nach dem ersten Sprung fächerten sie auseinander, sodass sie verschiedene Ziele bildeten, die für mich schwer zu treffen waren.
Trotz des dichten Waldes um mich herum war ich praktisch deckungslos.
Ich musste mir in Windeseile eine günstige Position suchen, um mich von dort aus verteidigen zu können.
Ein Wolf war besonders schnell. Durch sein dunkles Fell zogen sich hellere Streifen. Mir wurde schnell klar, dass es mir nicht rechtzeitig gelingen würde, die Beretta zu ziehen und einen gezielten Schuss abzugeben.
Es fiel trotzdem ein Schuss. Sogar noch einer, und beide Kugeln erwischten das Tier mitten im Lauf, noch bevor es zum Sprung ansetzen konnte.
Ich hörte die Einschläge nicht, aber ich sah, dass sich das Tier aufbäumte, sich beinahe überschlug und dann zu Boden fiel, wo es zuckend liegen blieb.
Geschossen haben konnte nur Suko, dessen Stimme ich auch hörte.
»Bleib ruhig, John, ich sitze hier in einer guten Stellung.«
»Alles klar.«
Inzwischen hatte ich meine Waffe gezogen. Diese Zeitpanne konnte ich mir leisten, denn die anderen drei Wölfe waren durch den Tod ihres Artgenossen irritiert. So setzten sie den Angriff noch nicht fort.
Ich wollte sie erwischen, aber meine Suche nach ihnen war vergebens.
Die Dichte des Waldes hatte sie für den Moment verschluckt, sodass ich das Nachsehen hatte.
Ich hatte keine Augen im Rücken und drehte mich deshalb auf der Stelle, um möglichst viel von der Umgebung zu sehen. Kein Wolf zeigte sich.
Aber sie waren noch in der Nähe, das spürte ich. Auch Suko bekam ich nicht zu Gesicht. Einzugreifen brauchte er nicht mehr. Obwohl ich ihn nicht sah, rief ich in den Wald hinein: »Wo steckt Morgana?« .
»Ich habe sie nicht gesehen.«
»Und wo finde ich dich?«
»Im Baum.«
Fast hätte ich laut gelacht, aber mein Freund hatte recht. Die Position war die beste für ihn. Von dort aus hatte er die beste Übersicht, und je nachdem, wie hoch er geklettert war, kamen die Wölfe nicht an ihn heran. Und ihn hatte Morgana wohl nicht auf der Rechung gehabt.
Die Zeit verstrich, die Spannung blieb. Um mich herum war es wieder stiller geworden, doch ich achtete weiter auf Geräusche.
Nein, da war nichts zu hören. Selbst von den fliehenden Wölfen vernahm ich nichts. Sie kannten sich aus, sie hatten hier ihre Höhlen oder Verstecke.
Nachdem noch mal zwei Minuten vergangen waren und sich nichts getan hatte, wurde die Stille vom Brechen eines Astes unterbrochen, kurz bevor ein dumpfer Laut erklang, den Suko beim Aufprall auf dem Waldboden hinterließ.
Wenig später hatte er sich aufgerichtet, und ich konnte ihn sehen. Er schlich mit schussbereiter Waffe in meine Richtung und schwenkte seinen Arm mit der Beretta nach links und rechts.
Neben dem toten Tier blieb er stehen. »War gar nicht so einfach, ihn zu erwischen. Ich musste schon zwei Kugeln abfeuern.«
»Das hat ja geklappt«, sagte ich.
»Aber wo läuft unsere Freundin herum?«
Ich hob die Schultern. »Keine Ahnung. Ich glaube nicht, dass sie die Flucht angetreten hat. Sie wird ihre Ziele auch weiterhin verfolgen.«
»Aber nicht hier im Wald.«
»Nein, in der kleinen Stadt.«
Suko kam näher. Er betrachtete den halb umgestürzten Baum und sah auch den Eingang der Höhle unter dem Wurzelwerk. »He, ist das ein Versteck?«
»So ähnlich. Ich habe sogar Konservendosen gefunden.«
»Bitte?«
»Ja, ich denke, dass sich die BalkanBestie in dieser Höhle verkrochen hat, um als Mensch den Beginn der Metamorphose abzuwarten.«
»Glaubst du denn, dass er hierher zurückkehren wird, um genau das zu tun?«
»Auf keinen Fall. Morgana wird die Bestie warnen. So werden sie ihre Pläne ändern.«
Suko nickte. »Und die Menschen von Craia könnten dabei eine Hauptrolle spielen.«
»So sehe ich es.«
»Dann sind wir hier überflüssig.«
Suko hatte den Kern getroffen. Wir konnten uns wieder auf den Rückmarsch begeben.
Aber ich traute dieser Morgana Layton nicht über den Weg. Ich wusste auch nicht, ob nur noch drei Wölfe unter ihrem Befehl standen. Es konnte durchaus sein, dass sie noch andere Tiere an ihrer Seite hatte, die ihr aufs Wort gehorchten.
Deshalb waren wir entsprechend vorsichtig und aufmerksam, als wir uns auf den Rückweg machten. Diesmal gingen unsere Blicke nicht nur
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