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1516 - Totenlichter

1516 - Totenlichter

Titel: 1516 - Totenlichter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ausfüllte. Sein Gesicht hätte zu sehen sein müssen, aber das war nicht der Fall, und sie ging davon aus, dass der Kopf unter einer Mütze oder irgendetwas anderem verborgen war.
    Aus dem Schatten heraus vernahm sie auch die Stimme. »Gib zu, dass du eine Hure bist.«
    »Nein, das bin ich nicht. Ich arbeite als Kellnerin in einem Gasthof und nicht als Hure.«
    »Ja, das ist deine eine Seite. Aber es gibt auch eine zweite, das weißt du selbst.«
    Petra schoss das Blut in den Kopf. Der Typ hatte so verdammt recht.
    Woher besaß er sein Wissen? Sie hatte immer zugesehen, dass niemand etwas von ihrem zweiten Job erfuhr, denn dann hätte sie gleich auf die Straße gehen können. Aber dem Fremden gegenüber ergab es keinen Sinn, wenn sie die Wahrheit abstritt.
    »Ja, ich verdiene mir ab und zu etwas Geld nebenbei. Ist das so schlimm, verdammt?«
    »Ja!«
    Dieses eine Wort machte ihr schon zu schaffen. Im Klang der Stimme hatte ein Hass mitgeschwungen, den sie nicht nachvollziehen konnte.
    Der Kerl war ein Gestörter, aber das sagte sie nicht laut und fragte stattdessen: »Weshalb sind Sie hier? Wollen Sie sich ein wenig Spaß kaufen und…«
    Sein Schrei hörte sich schrill an. »Nein! Nein! Auf keinen Fall, verdammt! Nein!«
    Petra hielt den Mund. Sie wollte den Kerl nicht noch wütender machen.
    Da war es besser, wenn sie ihn in Frieden ließ. Irgendwann würde er auf den Grund seines Besuches kommen, und davor hatte Petra Angst.
    Er fuhr fort. »Wen, glaubst du eigentlich, hast du hier vor dir, verflucht? Einen dummen Jungen? Einen deiner geilen Kerle, die sich auf dich stürzen und bumsen wollen? Nein, da irrst du dich. Ich bin der Richter, der die Sünder bestraft. Ja, die Sünder und jetzt auch die Sünderinnen. Verstanden?«
    Petra Zimmer hatte verstanden. Sehr gut sogar. Plötzlich wurde ihr etwas klar. Zwar sträubte sie sich noch dagegen, aber sie konnte es auch nicht verdrängen.
    Natürlich hatte sie von den schrecklichen Morden gehört. Das war zum Gesprächsstoff geworden, obwohl niemand so richtig durchblickte. Doch es stand fest, dass die Polizei einen Mörder jagte, und jetzt ging sie davon aus, dass dieser Killer ihr einen Besuch abgestattet hatte und sie das nächste Opfer werden sollte.
    Plötzlich trocknete ihr Mund aus. Wenn sie jetzt hätte etwas sagen sollen, es wäre ihr nicht mehr möglich gewesen. Sie erlebte schlimme und grausame Minuten. Das Blut war ihr in den Kopf gestiegen und hatte ihn gerötet.
    »Tod den Sündern! So habe ich es meinen Heiligen versprochen. Wer nicht versucht, so zu werden wie sie, der hat sein Leben verwirkt. Es gibt viele Frauen und Männer, die stolz auf das sein können, was sie geschaffen haben. Du gehörst nicht dazu. Du hast dich nicht mal bemüht, einen richtigen Weg einzuschlagen. Deshalb bist du auch nicht würdig, an diesem Leben teilzunehmen.«
    Petra schnappte nach Luft. »Was - was - reden Sie denn da? Das ist doch Unsinn. Jeder kann sein Leben so gestalten, wie er will. Niemand hat das Recht, sich zum Richter über andere aufzuschwingen und…«
    »Halt dein schändliches Maul! Schau dir die Lichter an. Ich habe sie für dich aufgestellt. Es sind Totenlichter. Sie werden dich begleiten, wenn du in das absolute Dunkel hineingehst, in dem deine Seele verkommen wird. Du wirst nicht die Helligkeit des Lichts sehen, denn du bleibst in den Tiefen der Verdammnis.«
    Petra schüttelte den Kopf. »Das können Sie nicht wirklich so gemeint haben«, keuchte sie. »So kann man sich nicht verhalten. Das ist Irrsinn, einfach nur Irrsinn. Sie sollten zu einem Arzt gehen, verdammt. Lassen Sie sich untersuchen.«
    »Halt dein Maul, verflucht!«
    Petra Zimmer schrak zusammen, und ihr wurde allmählich klar, dass sie in einer Falle saß, aus der sie wohl niemals ohne fremde Hilfe herauskommen würde.
    Er saß ihr gegenüber. Zwischen ihnen stand noch der Tisch. Der Kerl saß, und das war wichtig für sie, denn sie stand und konnte deshalb schneller reagieren.
    Sie musste nicht erst aus dem Sessel, um sich zu bewegen. Umdrehen, die Tür aufreißen und aus der Wohnung fliehen, bevor es zu spät war.
    Der Gedanke war da, und sie setzte ihn sofort in die Tat um. Ein blitzschnelles Drehen um die eigene Achse. Sie riss die Tür auf, hinter sich hörte sie das Lachen, wollte über die Schwelle, als sie erwischt wurde.
    Der Kerl hatte irgendeinen Gegenstand genommen, ihn geschleudert und auch perfekt getroffen.
    Durch ihren Hinterkopf raste der Schmerz. Dieses Gefühl raubte ihr

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