1516 - Totenlichter
zusammen. Aber er schaffte es trotzdem noch, sein verdammtes Messer zu schleudern, nur wuchtete er es in eine andere Richtung. Es jagte der Kirchendecke entgegen, und ich hörte, wie es mit einem hell klingenden Geräusch gegen Stein prallte, wieder zu Boden klirrte und irgendwo in der Dunkelheit liegen blieb.
Der Killer fiel aufs Gesicht.
Mit langsamen Schritten ging ich auf ihn zu. Bisher wusste ich noch nicht, wer er war, ich hoffte nur, dass ich nicht den Bischof vor mir hatte.
Auch Harry wollte sehen, um wen es sich handelte. Er erhob sich, und als er schwankend auf mich zuging, hielt er seine rechte Hand auf die Wunde an der Hüfte gepresst.
Ich war schneller als er und drehte den Toten auf den Rücken.
Endlich lag sein Gesicht für uns frei. Im Licht der noch wenigen Kerzen sah ich es.
»Den kennen wir doch«, flüsterte Harry, der ebenfalls zuschaute. »Das ist dieser - dieser…«
»Genau, Harry. Das ist Edgar Braun, der Fahrer des Bischofs. Ein irrer Fanatiker, der seinen Glauben falsch ausgelegt hat. So kann Religion tödlich werden.«
»Da werde ich noch einiges klären müssen«, sagte Harry mit schwerer Stimme.
»Ja, aber später. Erst mal werden wir dafür sorgen, dass ein Arzt herkommt und dich behandelt.«
»Das ist nur ein Kratzer.«
Ich musste lachen. »Und der hat dich so blass werden lassen?«
Er wollte etwas erwidern, dann jedoch gaben seine Knie nach, und er war froh, von mir aufgefangen zu werden.
Ich setzte ihn auf die Altarstufe. Erst dann rief ich meinen Freund Uwe Hinz an, berichtete ihm alles, sagte ihm auch, dass ein Arzt gebraucht wurde, um mich anschließend um die beiden Jungen zu kümmern, damit sie endlich ihre verdammten Fesseln loswurden…
ENDE
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