1518 - Das Cueleman-Debakel
Interessantes.
Da er den beschwerlichen Fußmarsch scheute und nicht teleportieren konnte, aktivierte der Ilt sein Gravo-Pak und schwebte über die gläsern aussehenden Schollen hinweg. Dabei musterte er mit gespannter Aufmerksamkeit die Abschlußwand, die das Licht seines Helmscheinwerfers wie mit tausend verschiedenen Facetten reflektierte.
Natürlich konnte er außer dem Glitzern und Flimmern nichts erkennen. Da seine Gedanken sich hauptsächlich darauf konzentrierten, woher der fremde Mentalimpuls gekommen sein könnte und von welchem Wesen er stammte, kam er erst spät auf die Idee, seine Tasterortung gezielt einzusetzen.
Der Erfolg trat allerdings sofort ein.
Die Ortungsprojektion auf der Helminnenseite zeigte einen Durchgang von vier Metern Höhe und zwei Metern Breite in der Eisfläche der Abschlußwand und dahinter ein sehr unregelmäßig geformtes Labyrinth, das wahrscheinlich von natürlichen Kräften gestaltet worden war. Innerhalb des Labyrinths setzte sich die Neigung des Bodens fort. Sie verstärkte sich sogar noch.
Es ging also immer tiefer in die kilometerdicke Eisschicht des Nordkontinents, vielleicht sogar unter die Eisdecke.
Der Gedanke, dort unten auf Relikte der untergegangenen Kultur Nischnuggs stoßen zu können, heizte Guckys Phantasie an. Er ließ ihn zwar nicht seine Vorsicht vergessen, aber er verführte ihn dazu, den Grenzwert für das vertretbare Risiko höher anzusetzen, als es die Vernunft eigentlich gebot.
Gucky drang schwebend in das Labyrinth ein. Er übergab die Steuerung an den Pikosyn und konzentrierte sich hauptsächlich auf zwei Dinge: auf die Tasterortung und auf die Versuche, seine telepathische Fähigkeit einzusetzen.
Die Tasterortung funktionierte so einwandfrei, wie es von einem SERUN nicht anders zu erwarten war. Sie zeigte keinerlei Gefahren an und ermöglichte es dem Ilt, weit genug vorauszuschauen, um keine unliebsamen Überraschungen zu erleben.
Die Fähigkeit der Telepathie allerdings ließ sich so wenig anwenden wie die der Teleportation.
Zwanzig Minuten später endete das Labyrinth in einer zweiten Eishöhle. Sie war jedoch erheblich größer als die erste und erinnerte den Mausbiber an einen Dom. Genauer gesagt, an die Holos, die er vom Innern des Domes Kesdschan auf Khrat gesehen hatte. Nur bestand die Wandung hier nicht aus einer Stahllegierung, sondern aus Eis. Sie wirkte aber nicht weniger fest als eine stählerne Wandung. In dieser Tiefe mußte das Eis durch hohe Drücke sehr stark verdichtet worden sein. Über die physikalischen Zusammenhänge machte sich der Mausbiber jedoch keine Gedanken. Er war Praktiker, kein Theoretiker. Deshalb störte er sich auch nicht daran, daß der Boden des Eisdoms nicht von Schollen bedeckt war, sondern eine ebene, glatte Fläche bildete.
Eine Fläche mit einem kreisrunden Loch von zirka zwei Metern Durchmesser im Mittelpunkt.
Die Tasterortung verriet Gucky, daß es sich dabei um die Öffnung eines Schachtes handelte, der senkrecht in die Tiefe führte.
Neugierig flog der Ilt an die Öffnung heran - und vorsichtig, denn der Schacht kam ihm nicht wie das Produkt von natürlichen Vorgängen vor, sondern wirkte künstlich angelegt.
Am Rand des Schachtes landete er.
Die Tasterortung zeigte an, daß der Schacht vierzig Meter in die Tiefe reichte und daß sein Grund aus schwarzem Felsgestein bestand. Gucky beugte sich vor und spähte am Scheinwerferkegel entlang hinab.
Etwas bewegte sich.
Gleichzeitig verriet die Ortung, daß sich eine Masse von neunzig Kilogramm dort unten befand, bestehend aus verschiedenen metallischen Legierungen und syntronischen Elementen, mit Energie versorgt durch einen Gravitraf-Speicher.
Ein Roboter! „Vorsicht, ein Roboter!" warnte der Pikosyn.
Unwillkürlich steuerte Gucky seinen SERUN ein paar Meter zurück und aktivierte den Paratronschutzschirm.
Das rettete ihm das Leben.
Aus der Tiefe zuckte ein sonnenheller Blitz empor und entlud sich krachend im Zenit des Domes.
Eine mächtige Dampfwolke bildete sich, Tonnen von Eis stürzten herab.
Der Roboter hatte mit einem großkalibrigen Strahler auf Gucky geschossen und ihn nur verfehlt, weil der Mausbiber ein paar Sekundenbruchteile vorher seinen SERUN zurückgesteuert hatte.
Ohne die gleichzeitige Aktivierung des Paratronschirmprojektors wäre er dennoch verloren gewesen. Die Streustrahlung des Waffenstrahls war so stark, daß der Schutzschirm flimmerte. Das war allerdings nur ein optischer Nebeneffekt. Er hielt ihr ebenso mühelos
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