1518 - Sukos Albtraum
in die frühen Morgenstunden beschäftigt gewesen.
Beim Sonnenaufgang hatte er sich gefragt, ob er noch einen weiteren erleben würde. Es war wie beim Highlander. Es konnte nur einen geben, einer von ihnen war zu viel auf dieser Welt, und Suko hoffte, dass er es sein würde, der es überlebte.
Natürlich hatte er Shao und seine Freunde nicht vergessen. Er wusste, dass er ihnen mit seiner Flucht keinen Gefallen getan hatte. Sie würden Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um ihn zu finden, auch wenn keine Großfahndung eingeleitet wurde. Der BMW war schon ein Fahrzeug, das auffiel.
Es stand keine klare Sonne am Himmel. Ihre Scheibe war von einem nebligen Dunst umflort. Die Luft enthielt einfach zu viel Feuchtigkeit. Es roch nach Regen, der laut Wetterbericht erst am Abend einsetzen und einen Temperaturwechsel mit sich bringen würde. Zudem war vor Unwettern gewarnt worden.
Suko hatte sich einen recht ruhigen Platz im Park ausgesucht, aber dabei blieb es nicht. Auf der Jamaica Road, die den Park von West nach Ost durchschnitt und an ihrem Ende in einen Kreisel auslief, nahm der Verkehr zu.
Suko stand mit seinem Wagen nicht weit von der Themse entfernt in Sichtweit einer kleinen Kirche, deren Glocken allerdings geschwiegen hatten.
Vielleicht ist alles falsch, was ich tue, dachte Suko, aber er wartete trotzdem darauf, dass sich Ai Wei wieder meldete. Am besten sofort und mit dem Vorschlag, es an Ort und Stelle auszutragen.
Hin und wieder glitt Sukos Blick über die Krone der Ninja, die er auf den Beifahrersitz gelegt hatte. Er glaubte nicht, dass Ai Wei darüber informiert war, und so sah er sie weiterhin als seinen Trumpf an, den ihm so leicht keiner nehmen konnte.
Zur Kirche führte eine kleine Straße hin. Genau dort, wo sie stand, konnte man den Park verlassen. Da brauchte man nur um die Ecke zu fahren und in die Paradise Street einzubiegen, all das hatte Suko in dieser langen Zeit beobachten können.
Jetzt fiel ihm ein Radfahrer auf, der bestimmt nichts mit dem Dämon zu tun hatte, aber der Mann auf dem Bike war auf Sukos parkenden Wagen aufmerksam geworden, änderte seine Fahrtrichtung und rollte auf den BMW zu.
Sukos Haltung entspannte ich wieder, als der Biker näher kam. Er trug die dunkle Kleidung eines Pfarrers oder Küsters und bremste neben der Fahrerseite des BMW ab.
Suko ließ die Scheibe nach unten fahren und hörte einen freundlichen Morgengruß.
Er grüßte zurück.
»Kann ich Ihnen behilflich sein?«, wurde er gefragt.
»Nein, Reverend, das können Sie nicht. Ich bin nur hierher gefahren, um in Ruhe ein wenig nachzudenken.«
Der Mann mit dem grauen Spitzbart lächelte. »Also doch Probleme?«
»Keine, die Sie berühren würden.«
»Ich könnte Ihnen unter Umständen trotzdem helfen.«
»Nein, Sir, keine Chance.«
»Dann ist es gut. Einen schönen Tag noch.«
»Ihnen auch.« Suko schaute dem Mann nach, der die letzten Meter in Richtung Kirche fuhr.
Richtig oder falsch?
Allmählich kamen Suko Zweifel. Möglicherweise hatte er doch auf das falsche Pferd gesetzt. Es konnte durchaus sein, dass sich Ai Wei erst später meldete und Suko so lange in einem bedrückenden Zustand ließ.
Er verstand sich selbst nicht mehr. Normalerweise reagierte er nicht so allein und spontan. Sonst sprach er gewisse Dinge mit seinen Freunden und Kollegen ab, doch dieser Fall hatte ihn regelrecht aufgewühlt und unüberlegt handeln lassen.
Er hatte seinen Feind nur gehört, nicht gesehen. Das aber war in der Nacht gewesen, und er hatte sich dabei in einem Zustand befunden, den man nicht als wach und auch nicht als schlafend bezeichnen konnte. Es war so ein Zwischenstadium gewesen, als hätte er sich dort aufgehalten, wo die Grenzen verschiedener Dimensionen zusammenstießen.
»Hast du Angst?«
Urplötzlich war die Stimme da.
Suko, der sonst nicht so leicht zu erschrecken war, zuckte zusammen.
Den Sprecher sah er nicht, aber die zischende Stimme hatte schon ausgereicht, denn jetzt wusste er, dass er nicht mehr allein war.
Er schaute durch die Fensterscheiben nach draußen, ohne jemanden zu sehen, und so nahm er es hin, weiterhin aus dem Unsichtbaren angesprochen zu werden.
»He, du hast Angst, nicht?«
»Nein, habe ich nicht.«
»Doch! Du willst es nur nicht zugeben, denn heute ist der Tag der Abrechnung gekommen. Nur einer von uns kann überleben, und das werde ich sein, Suko.«
Der Inspektor ging auf diese Provokation nicht ein. Er sagte nur: »Komm zur Sache.«
»Ich bin schon
Weitere Kostenlose Bücher