1518 - Sukos Albtraum
Kanal Navigation überqueren und befanden uns inmitten der Grünanlage, die Hackney Marsh hieß.
»Wir liegen gut in der Zeit«, sagte Glenda.
»Das will ich auch meinen.«
Glenda schaute sich um. Sie gab zu, dass sie hier noch nie in ihrem Leben gewesen war, und auch ich konnte mich nicht daran erinnern. Es ist ein Grüngelände, das mit den übrigen Parks in London nicht verglichen werden kann, denn nur im Süden wird es von breiten Straßen durchquert. Der übrige Teil ist naturbelassen. So kann man dort auch campen und das Gefühl haben, in der Einsamkeit zu sein.
Noch war uns der Blick auf das Zelt durch Bäume verwehrt, aber es gab die Hinweisschilder, nach denen wir uns richten mussten. Und wir mussten uns auch nicht zu Fuß durch die Gegend schlagen, denn es gab eine Straße, die zum Zelt führte. Und damit auch zu einem großen Parkplatz, der extra abgeteilt worden war.
Natürlich waren wir nicht die einzigen Gäste, die die Show besuchen wollten.
Zwei Wächter sorgten dafür, dass wir an einer bestimmten Stelle parkten. Ich zahlte die Gebühr, und erst dann konnten wir aussteigen.
Den Rest der Strecke gingen wir zu Fuß, und hier, wo kein Wald mehr wuchs, hatten wir freie Sicht auf das mächtige Zelt, das in seinem Aussehen einer Pagode glich, wie man sie von ostasiatischen Ländern her kannte. Fahnen hingen an den Stangen, die aus dem Dach hervorragten.
Wir hatten noch über eine Stunde Zeit, bis die Show anfing, und noch hielt sich die Zahl der Besucher in Grenzen. Auch an der Kasse gab es keine Schlange. Die Tickets lagen für uns bereit. Ich musste nicht zahlen, denn die Summe wurde von Glendas Kreditkartenkonto abgebucht.
Man wünschte uns viel Spaß, und ich bedankte mich.
Wer zu früh kam und feststellen musste, dass das Zelt noch nicht offen war, konnte sich auf dem Gelände umschauen. Es gab Stände, an denen man etwas zu essen und auch zu trinken bekam, aber die Verkäufer schauten immer wieder besorgt zum Himmel, denn dort verdichteten sich die Wolken immer mehr.
Auf dem Parkplatz hatten wir Sukos BMW nicht gesehen. Es war für uns beide gut vorstellbar, dass er sich schon längst hier herumtrieb. Nur sahen wir ihn nicht.
Glenda kaufte an einem Stand ein Programm. Es war ein bunter Prospekt, in dem alles aufgeführt wurde, was der zahlende Gast zu sehen bekam. Und ich stellte schon beim ersten Überfliegen fest, dass hier eine Show der Weltklasse geboten wurde.
Es waren auch Namen aufgeführt. Ich machte mir die Mühe, sie durchzugehen, aber den Namen Ai Wei entdeckte ich nicht.
Glenda tippte auf den Prospekt.
»Hast du geglaubt, den Namen hier zu finden?«
»Es hätte ja sein können. Die Gruppe bietet zudem eine sehr gute Tarnung.«
»Stimmt, aber einer wie Ai Wei versucht es anders. Der ist plötzlich da. Genau zu dem Zeitpunkt, wenn du mit ihm nicht rechnest. Lass es dir gesagt sein.«
»Nun ja, darauf bin ich gespannt - auch auf Suko.«
»Den wirst du nicht sehen. Aber wenn dich jemand anspricht und du dich wunderst, dass du keinen Menschen siehst und trotzdem seine Stimme hörst, dann ist es Suko. Mir würde es auch Spaß machen, als Unsichtbare durch die Gegend zu laufen.«
»Für Suko ist es bestimmt kein Spaß.«
»Ich weiß.« Glenda nickte. »Und was schlägst du vor? Wie vertreiben wir uns die Zeit?«
»Wir schlendern ein wenig umher.«
»Gut. Und halten die Augen offen, wie?«
»Genau, denn es könnte sein, dass noch jemand unterwegs ist.«
»Ich habe Shao noch nicht gesehen. Außerdem würde sie in ihrer Verkleidung zu sehr auffallen.«
Glenda hakte sich bei mir ein.
»Komm, tun wir so, als gehörten wir schon seit langem zusammen.«
»Tun wir das nicht?«
Sie lachte. »Manchmal schon…«
Suko bewegte sich über das Gelände und war nicht zu sehen. Er trug die Krone der Ninja, die ihn unsichtbar machte, und er sorgte zudem dafür, dass er bei seiner Wanderung über das Gelände mit niemandem zusammenstieß.
In das Zelt hatte er bereits hineingeschaut und sich ein erstes Bild gemacht. Es war gewaltig, und die Aufbauten unter der Decke ließen darauf schließen, dass sich auch dort ein Teil des sensationellen Programms abspielte, das die Zuschauer in Atem halten sollte.
Er war an den Aufpassern vorbeigeschlichen und hatte auch die Bühne betreten, deren Boden aus einer Kunststoffmasse bestand, die nachgab und einen Aufprall dämpfte.
Lange hielt sich Suko dort nicht auf, denn er sah zwei Helfer auf sich zukommen, die eine hohe Stange trugen und sie in
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