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1519 - Das Leichenbild

1519 - Das Leichenbild

Titel: 1519 - Das Leichenbild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hielt mein Gesicht in den leichten Wind, der über den Friedhof wehte. »Mit fällt nur auf, dass ihr Grab mit keinem christlichen Symbol geschmückt ist. Ich denke, dass es etwas mit ihrem Verhalten im Leben zu tun hat.«
    »Dann haben die Verwandten auch Bescheid gewusst…«
    »Und mich würde ferner interessieren«, sprach ich weiter, »ob der Pfarrer Ihre Frau unter die Erde gebracht hat, sie also christlich beerdigt wurde.«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Man könnte ihn fragen.«
    Ebby Jackson verzog das Gesicht. Er schien den Pfarrer nicht zu mögen, und danach fragte ich ihn.
    Die Antwort bestand zunächst nur aus einem Anheben der Schultern.
    Dann murmelte er: »Ich will es mal so sagen. Der Pfarrer ist hier immer und überall präsent. Er scheint mir der wahre Herrscher von Blackwater zu sein. Die Bewohner bringen ihm einen großen Respekt entgegen. Ich habe ihn nie sonderlich gemocht. Er war mir zu kühl und zu weltfremd, fand ich. Aber die Ablehnung beruhte auf beiden Seiten, das schon mal vorweg gesagt. Auch er mochte mich nicht. Er hielt mich für einen Atheisten oder was auch immer. Das hat er mir mal gesagt. Und hier in Blackwater hätte es für uns keine kirchliche Trauung gegeben, das will ich Ihnen mal gleich sagen, Mr Sinclair.«
    »Wie stand er zu Amy?«
    »Positiv. Er mag die Menschen hier, denn er sieht sie als seine Schafe an.«
    »Und er glaubt an den Teufel - oder?«
    »Darauf können Sie sich verlassen, Mr Sinclair. Von Amy weiß ich, dass er oft genug von der Kanzel gegen ihn gewettert hat. Er war voll und ganz damit einverstanden, dass es ihn gibt. Und so hat er sich auch verhalten.«
    »Wissen Sie denn, ob jemand hier aus Blackwater dem Teufel nahe stand?«
    »Nein.«
    »Und was war mit Amy?«
    »Dazu sage ich nichts mehr. Aber ich will es auch nicht ausschließen. Ich schließe überhaupt nichts mehr aus.«
    Ich legte ihm eine Hand auf die Schulter und sorgte so dafür, dass er sich vom Grab wegdrehte.
    »Kommen Sie, Mr Jackson.«
    »Und wohin?«
    »Zu Ihren entfernten oder angeheirateten Verwandten. Kann sein, dass wir dort mehr erfahren.«
    »Kann sein, aber wundern Sie sich nicht.«
    »Keine Sorge, ich bin Ärger gewohnt.«
    »Das glaube ich sogar.« Er wollte noch etwas sagen, blieb dann aber stumm und geriet dabei ins Grübeln.
    »Was haben Sie?«
    »Heute haben wir Sonntag - oder?«
    »Ja.«
    »Dann werden wir bald eine Messe erleben, Mr Sinclair. Ich kenne das, hier füllt sich die Kirche auch am Nachmittag. Dann sind alle Bewohner dort versammelt.«
    »Und weiter?«
    Er lächelte etwas schief. »Ich habe die Kirche schon bei meinen Besuchen nicht gern betreten, aber zusammen mit Ihnen würde ich schon hineingehen.«
    »Sie meinen nicht nur besichtigen, sondern eine Messe besuchen?«
    »Ja, eine katholische, die noch nach sehr altem Brauch geführt wird. In lateinischer Sprache.«
    »Ich habe damit kein Problem.«
    Jackson schaute auf seine Uhr. »Ich weiß nicht genau, wann sie beginnt, doch viel Zeit werden wir nicht mehr haben. Wir können uns die Kirche vorher noch anschauen.«
    Dagegen hatte ich nichts einzuwenden.
    Der Weg war nicht weit, wir mussten nur bis zur anderen Friedhofsmauer gehen, wo ebenfalls mächtige Trauerweiden standen. Dorthin führte einer der schmaleren Wege, den wir einschlugen.
    »Und dem Pfarrer möchte Sie nicht in die Arme laufen?«
    »Nein, Mr Sinclair.«
    »Können Sie mir sagen, wie der Mann heißt?«
    »Kevin Archer.«
    »Ist er schon älter?«
    »Mein Gott, wie man es nimmt. Um die fünfzig Jahre, schätze ich.«
    »Dann ist er derjenige, der dort auf uns wartet.« Ich streckte meinen rechten Arm vor, und Ebby gab ein leises Zischen von sich, als er den Mann sah, der so wirkte, als wäre er aus der Luft gefallen, um uns den Weg zu versperren…
    Der Mann stand zwischen zwei großen Trauerweiden. Es gab für ihn nur eine Blickrichtung, in der wir uns befanden. So behielt er uns unter Kontrolle.
    Ich hatte ihn bei der Anfahrt nur flüchtig gesehen, nun erkannte ich ihn besser. Er war ungefähr so groß wie ich, hielt sich sehr aufrecht und hätte in seiner dunklen Kleidung gut und gern in einem Vampirfilm mitspielen können.
    »Scheiße auch, damit habe ich nicht gerechnet. Das gibt bestimmt großen Ärger«, zischte Jackson.
    »Warum glauben Sie das?«
    »Der denkt doch, dass ich im Knast sitze. Aber jetzt bin ich auf freiem Fuß. Das kann ihn nicht eben glücklich machen, Mr Sinclair. Verlassen Sie sich darauf.«
    »Wir werden sehen.«
    Da Kevin

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