1519 - Das Leichenbild
Verantwortliche sitzen zusammen und diskutieren über den missglückten Anschlag.«
»Wenn es etwas bringt.«
»Man kann es nur hoffen.«
»Dann haben wir praktisch Urlaub.«
Glenda lächelte flüchtig. »Das Sommerloch ist da.«
»Und dort hinein sind auch unsere Gegner abgetaucht - oder?«
»Hoffst du es denn?«
»Ich wäre nicht unzufrieden.«
»Und damit du zufrieden bleibst, koche ich jetzt für uns Kaffee.«
»Tu das.« Ich ging in mein Büro und ließ mich hinter dem Schreibtisch nieder. Normalerweise saß Suko mir gegenüber, doch ich gönnte ihm den wohlverdienten Urlaub. Die letzten Tage waren für ihn nicht einfach gewesen. Wir hatten erlebt, dass auch Suko nur ein Mensch war und keine Maschine ohne Gefühle.
Es lag wirklich nichts an. Irgendwie würde ich die Zeit schon herumkriegen.
Außerdem gefiel mir das Wetter nicht besonders. Es konnte sich nicht entscheiden, ob es leicht schwül bleiben wollte oder einem Kälteeinbruch freie Bahn ließ.
Irgendwie war ich unzufrieden, und das hing nicht nur mit den vereitelten Anschlägen zusammen. Es war mehr eine innere Unruhe, die mich erfasst hatte und eigentlich hätte zum Nachdenken bringen sollen. Doch das gelang mir nicht, weil ich meine Gedanken nicht zusammenhalten konnte und sie immer wieder in verschiedene Richtungen abdrifteten.
Was sollte ich tun?
Sitzen bleiben, die Daumen drehen, mich mit Glenda unterhalten, am Mittag zu Luigi gehen, gut essen, um anschließend auf den Feierabend zu warten?
So sah es aus. Ich konnte mich auch vor den Computer klemmen, um mehr über die missglückten Anschläge herauszufinden. Aber zunächst kam Glenda mit zwei Tassen Kaffee, die sie auf dem Schreibtisch abstellte.
Eine Tasse stellte sie auf Sukos Seite.
Sie nahm dort Platz und vertrat meinen Freund und Kollegen.
Glenda lächelte, als ich trank, und hörte sich meinen Kommentar an.
»Zumindest der Kaffee ist wie immer«, lobte ich.
»Und sonst?«
Ich schaute sie an. »Was hältst du denn von diesem Tag?«
Glenda strich über ihr weißes T-Shirt mit den dünnen roten Querstreifen.
»Was soll ich dazu sagen. Großartig ist er nicht. Wir müssen nur dafür sorgen, dass wir keine Langeweile bekommen.«
»Aha, das hörte sich an, als hättest du eine Idee.«
»Kann sein.«
»Super. Und welche?«
Glenda legte den Kopf schief und lächelte dabei. »Ich gebe zu, dass die Idee nicht von mir stammt, und sie hat auch nichts mit irgendeiner Freizeit zu tun.«
»Aha. Und weiter?«
»Es geht um eine Sache, die schon seit einigen Tagen auf meinem Schreibtisch liegt.«
»Auf deinem?«
»Richtig. Sir James weiß aber Bescheid. Er sagte mir, dass ich sie ruhig an dich weiterleiten kann, wenn der Zeitpunkt korrekt ist.«
»Gut, ich höre.«
»Die Unterlagen brauche ich nicht zu holen, ich habe die Dinge im Kopf. Es geht um einen Mann, der Ebby Jackson heißt.«
»Kenne ich nicht.«
»Habe ich mir gedacht. Er sitzt auch im Zuchthaus. Er hat acht Jahre wegen Mordes an seiner Frau bekommen.«
»Und was habe ich damit zu tun?«
»Bisher noch nichts, aber der Mann hat um deinen Besuch gebeten, wie ich erfuhr.«
»Dann kennt er mich?«
»Sollte man annehmen.«
»Und weiter?«
»Er will, dass du ihn in seiner Zelle aufsuchst, weil er dir etwas mitteilen möchte.«
»Weißt du mehr?«
»Nein, nicht viel. Es soll um einen unheimlichen Vorgang gehen, der mit seiner verstorbenen Frau zusammenhing.«
»Ein Spinner?«
Glenda hob die Schultern. »Ich weiß es nicht, John, wirklich nicht.«
»Woher kennt er mich?«
»Soviel mir bekannt ist, hat er vor seiner Verurteilung als Trucker gearbeitet. Er kam in seinem Job viel herum, er hat wohl auch Zeitungen gelesen, und dort ist auch dein Name hin und wieder zu lesen gewesen, wie du dich erinnern kannst.«
»Da hast du recht«, sagte ich und fügte noch eine leises: »Leider!« hinzu.
»Nun ja, jedenfalls will er mit dir reden, und jetzt liegt es an dir, ob du ihn aufsuchen willst oder nicht.«
Ich dachte nach, und das endete mit einer erneuten Frage an Glenda Perkins.
»Du weißt wirklich nicht mehr?«
»Nein. Ich kenne die Einzelheiten nicht. Es ist alles ziemlich undurchsichtig. Ich bin ja nicht die Person, mit der er sprechen will.«
»Was könnte es denn sein?«
»Es hängt mit seiner Frau zusammen. Ich kann mir auch vorstellen, John, und das ist nun wirklich meine private Meinung, dass es mit dem Tod seiner Frau zu tun hat.«
»Unter Umständen.«
»Es kann sein, dass er die Dinge nicht so
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